Heft 
(1881) 296
Seite
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Ecker: Hand und Fuß des Menschen.

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doch in der Anordnung dieser durch­greifende Unterschiede, und diese Unter­schiede nehmen von den Vierfüßern auf­wärts bis zum Menscheu stetig zu. Wie bei der oberen Extremität Alles auf möglichst freie und umfassende Beweg­lichkeit abzielt, so sind bei der unteren Extremität, die ausschließlich zur Stütze und Ortsbewegung bestimmt ist, alle Einrichtungen hierauf berechnet. So ist der Theil, welcher dem Schultergürtel entspricht, der Beckengürtel (die Hüft­knochen), nicht wie das Schulterblatt be­weglich und wesentlich durch Muskeln mit dem Rumpfe verbunden, sondern un­beweglich an die Wirbelsäule befestigt, und schon infolge-davon ist die ganze untere Extremität, zunächst der Oberschenkel, bei weitem keiner so freien Bewegung fähig als der Oberarm. Dazu kommt weiter, daß der Unterschenkel nicht wie der Vor­derarm aus zwei beweglich mit einander verbundenen, um einander drehbaren Knochen besteht, sondern nur von einem Knochen (dem Schienbein) gebildet wird, welcher zwar zur Unterstützung einen zweiten, aber unbeweglich mit ihm ver­bundenen Knochen (das Wadenbein) neben sich hat, jedoch das Gewicht des Körpers mit feiner breiten oberen Fläche ganz allein trägt und seinerseits auf dem als feste Stütze construirten Fuße aufruht.

Der menschliche Fuß besteht, gleichwie die Hand, aus drei Abtheilungen, die wir als Fußwurzel, Mittelfuß und Zehen bezeichnen. Während aber die Hand­wurzel den kleinsten, die Finger den größten Theil der Hand bilden, sehen wir beim Fuße umgekehrt die Fußwurzel den bei weitem größten, die Zehen den kleinsten Raum einuehmen, und schon darin drückt sich die ganz verschiedene Bestim­mung beider als Greiforgan und als Stützorgan aus. Das Skelet des Fußes stellt nämlich ein aus festen Werkstücken zusammengesetztes Gewölbe dar, das ganz nach Art der von der Baukunst con­struirten Gewölbe hergestellt ist und wie diese bestimmt ist, eine große Last zu tragen. Dieses Gewölbe, das gleichsam zwei Bogen, einen höher gespannten am medialen (inneren) und einen flacheren am lateralen (äußeren) Fußrande bildet, ruht mit drei sogenannten Fußpunkten auf dem Boden, dem Fersenhöcker, dem

Ballen der großen und dem Ballen der kleinen Zehe. Den Scheitel des Ge­wölbes bildet der zweitgrößte Knochen der Fußwurzel, das Sprungbein, und auf diesem ist senkrecht zur Längsachse des Fußes wie die Säule eines drei- beinigen Tisches der Unterschenkelknochen (Schienbein) eingelenkt. Auf diesem Ge­wölbescheitel ruht somit die ganze Last des Körpers und vertheilt sich naturgemäß auf die drei genannten Fußpunkte. (S. Fig. 11.)

Es ist klar, daß der auf den Scheitel des Gewölbes stattfindende Druck der Körperlast dieses abzuflachen strebt, und man kann sich leicht überzeugen, daß das­selbe an dem frei herabhängenden Fuße stets stärker gewölbt ist und sich abflacht (wodurch also der Fuß breiter und länger wird), sobald wir auf dem Boden stehen.* Es müssen daher nothwendigerweise Ein­richtungen vorhanden sein, welche dieser Abflachung entgegenwirken, und diese sind einerseits die besonders auf Quer­schnitten der Fußwurzel sehr deutliche keilförmige Gestaltung der Fußwurzel­knochen der vorderen Abtheilung und andererseits starke Sehnenbänder, die theils an der Decke (Fig. 11 1) des Ge­wölbes von einem Knochen zum anderen, theils in der Richtung der Sehne des Bogens als sogenannte Fußsohlenbinde (lüscia pRnwrW, f. Fig. 11 ist von der Ferse zum vorderen Ende der Mittelfuß­knochen verlaufen. Da die oben genannte Binde sowie die darüber liegenden Mus­keln, Gefäße und Nerven (zu deren Schutz gegen die Unbilden des Bodens die erstere vorzüglich beiträgt) einen Theil der Höh­lung des Gewölbes ausfüllen, so ist ein­leuchtend, daß dieses am Skelet viel klarer und schärfer wahrnehmbar sein muß als am lebenden Fuße. Immerhin aber kann man an einem wohlgebauten Fuße, wenn er auf dem Boden aufsteht, am inneren Fußrande die Hand einlegen, und ebenso drücken sich die drei oben erwähnten Fuß­punkte des Gewölbes in der Fußspur des lebenden Fußes aus. Diese (am deut­lichsten wahrnehmbar zum Beispiel in einem eben verlassenen Badecabinet) be­steht aus einem Hinteren, großen, rund-

* Woraus sich von selbst der gute Rath ergiebt, daß man sich das Maß der Schuhe nicht am hän­genden, sondern stets nur am aufstehenden Fuße nehmen lasse.