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Jllustrirtc Deutsche Monatshefte.
letzteren ein weiteres queres Sparren- systein angebracht, welches dem entgegenwirkt. Ebenso ist die schwammige Substanz des Schienbeins dem Zweck entsprechend angeordnet.
Ans der vorangehenden Darstellung dürfte wohl zur Genüge klar geworden sein, daß in der That, wie ich eingangs erwähnte, zwischen Hand und Fuß des Menschen eine vollkommene Theilung der Arbeit stattgefuuden hat. Alles an der Hand ist ans das Ergreifen, Fassen, Halten berechnet, Alles am Fuße auf seine Bestimmung als Stütz- und Geh- werkzeng. Trotzdem hört man nicht selten die Behauptung, die Zehen seien von Haus aus auch sehr gut zu Verrichtungen der erstgenannten Art bestimmt und tauglich und nur durch die ihnen von Jugend an gewordene Vernachlässigung, Druck der Schuhe re., so heruntergekommen, und man führt als Beweis an einerseits Personen, die, ohne Arme und Hände geboren, gelernt haben, mit den Füßen allerlei Verrichtungen vorzunehmen, wie Zeichnen, Stricken; andererseits — und diese Angabe rührt insbesondere von Gelehrten her, welche, wie zum Beispiel Huxley, bestrebt sind, den Unterschied zwischen dem Fuß des Menschen und der Fußhand des Affen möglichst zu verwischen — wird erzählt, daß manche Völker den Fuß zu verschiedenen, sonst der Hand zukommenden Verrichtungen verwenden, so zum Beispiel, daß chinesische Bootsleute mit Hülfe der großen Zehe das Ruder führen, die bengalischen Handwerker weben, die Carojas Angelhaken stehlen, die barfüßigen Soldaten auf Java ihren auf den Boden ausgezahlten Sold mit den Füßen aufheben re. Da der Gedanke nahe lag, daß bei diesen Völkern eine abweichende Bildung der Zehen und insbesondere der großen Zehe vorhanden sei, hat Professor Lucae die Gelegenheit benutzt, die Füße einer Gesellschaft von japanesischen Seiltänzern, die in diesem Artikel Großes leisteten, zu untersuchen, und sich dabei überzeugt, daß ihr Fuß in keiner Beziehung vom europäischen abweicht, und daß eben die Verwendung des Fußes zu Handarbeiten ein entweder nothgedrungen oder willkürlich erlerntes Kunststück ist, das etwa in dieselbe Kategorie gehört, wie wenn, was man ja von
amerikanischen Clowns oft gesehen hat, einer die Beine in die Höhe streckt und auf den Händen davonläuft.
Trotzdem aber der Fuß nur Stütz- und Bewegungsorgan ist, fehlen ihni die übrigen Eigenschaften nicht, welche, wie wir oben gesehen haben, dazu beitragen, die Hand zu einem so vollkommenen Werkzeug zu machen, nämlich das Muskel- und das Tastgefühl der Haut und sicherer Stand und Gang hängen zu einem gar nicht unerheblichen Theile von der Ungetrübtheit dieser Wahrnehmungen ab, wie insbesondere die Erscheinungen der be- I ginnenden Rückenmarkslähmung es zeigen.
^ Weil in diesen Fällen das Auge das ! mangelnde Tust- und Muskelgefühl ersetzen muß, ist solchen Kranken Stehen und Gehen bei geschlossenen Augen unmöglich.
Wie bei Gesicht und Hand, so lassen sich auch an der Gestaltung des Fußes zahlreiche, insbesondere aus Proportionsverhältnissen beruhende Verschiedenheiten nach Individualität, Race, Alter und Geschlecht wahrnehmen, und mehr als andere Theile wird endlich auch der Fuß in seiner Gestalt durch äußere Einwirkung verändert. Und wie die antike griechische Kunst uns das Ideal menschlicher Körperschönheit überhaupt zu verwirklichen verstand, so führte sie uns auch den ideal schönen menschlichen Fuß vor, was um so wichtiger ist, als heutzutage — wenigstens in unseren Kulturländern — uns dieser Anblick nur sehr selten gegönnt ist, indem sehr häufig die Fußform durch unzweckmäßige Bekleidung schon frühzeitig erheblich verändert wird. Auch hier ist es die volle Entwickelung der für den Menschen charakteristischen Eigenschaften des menschlichen Fußes, die uns denselben schön erscheinen läßt, vor Allem also das wohlentwickelte Gewölbe, die gut ausgebildete Ferse, die nicht zu langen Zehen, von denen jedoch die erste, die große Zehe, die bei Weitem längste und stärkste ist.* Dabei ist der Fuß schmal, nicht breit und im Verhält- niß zum ganzen Körper klein zu nennen. Ein großer, platter, wenig gewölbter Fuß mit wenig vorstehender Ferse, kleiner Großzehe hat dagegen einen der Bäreu-
* In diesem Punkte kann der Anatom nicht immer mit der Antike übereinstimmen, da bei dieser häufig die zweite Zehe erheblich länger erscheint.