Heft 
(1881) 296
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Ecker: Hand und Fnsz des Menschen.

Nur einige Säugethiere, die man als Plattfußgänger den vorerwähnten Zehen- und Fußgängern entgegenstellt, treten mit der ganzen Sohle des Hinterfußes auf, wie zum Beispiel der Bär; dieser hat da­her auch am meisten Ähnlichkeit mit einem auf allen Vieren gehenden Menschen und hat am meisten die Fähigkeit, sich für einige Zeit (Tanzbären) auf den Hinter­beinen aufrecht zu erhalten. Allein selbst der Fuß des Bären ist vom menschlichen unendlich verschieden, indem einmal die Gewölbebildung fehlt, derselbe daher breit und Platt ist, die Zehen länger, mit Krallen bewaffnet, die große Zehe aber am kleinsten und die Ferse nur kurz, das

Fig. 15.

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Orang-Utang (nach Brehm). Typus des Vierhünders.

Ganze daher nur eineTatze" ist. Ganz besonders wichtig aber für die Auf­gabe, die ich mir gestellt, sind die Unter­schiede, welche den menschlichen Fuß von dem Endglied der unteren Extremität der Affen trennen. Ob dieses Endglied Fuß oder Hand (Hinterhand, Fußhand, Fig. 16) zu nennen? ist die wichtige Frage. Ich habe schon oben erwähnt, daß diese Frage von den Zoologen und Anatomen je nach ihrer Stellung zur Darwin'schen Lehre sehr verschieden be­antwortet wird.

Während die einen, an deren Spitze der englische Forscher Huxley, wohl der bedeutendste Vertreter der Darwin'schen Lehre, steht, die Scheidewand zwischen Mensch und Affe niedergerissen und die schon von Tyson und Buffon, insbesondere aher von Blumenbach aufgestellte und von Cuvier adoptirte Ordnung der Vierhänder

Monatshefte, N. 2S6. Mai 1881 . Vierte Fol

(Affen) gestrichen haben wollen, indem sie Mensch und Affe in eine und dieselbe Säugethierordnung, die Linnö'sche der Zweihänder, einordnen, wollen die anderen, die mehr conservativen Anatomen, wie C. E. v. Baer, Bischofs, Lncae, die Ord­nung der Bimana oder Zweihänder für den Menschen reservirt lassen und halten an der Ordnung der Quadrumana oder Vierhänder für die Affen fest. Die ersteren erklären also das Endglied der Hinteren Extremität der Affen für einen Fuß, die anderen für eine Hand. Da scheint es denn zunächst nöthig, die Unterschiede scharf hervorznheben, welche sich zwischen dem Fuß des Menschen und dem streitigen

Ng. 16.

Hinterhand des Orang-Utang.

Endgliede der Hinteren Extremität der Affen wahrnehmen lassen. Daraus wird sich dann wohl ergeben, ob der Name Hand oder Fuß für dasselbe mehr gerecht­fertigt ist. Diese Unterschiede sind nun namentlich die folgenden: Bei den Affen ist 1) die große Zehe zu einem beweglichen Hinterdaumen geworden, der, den anderen Zehen gegenüberstellbar, dem Glied den Charakter eines Greiforgans aufdrückt; 2) dieser Bestimmung entsprechend, nähern sich daher auch die Zehen der Gestalt der Finger d. h. sie sind viel länger als beim Menschen; 3) damit zusammenhängend fehlt die Gewölbebildnng, die Bildung also, welche namentlich das Stützorgan charak- terisirt, dem Affensuß vollständig. Für den menschlichen Fuß ist dagegen charak­teristisch: 1) die diesem allein und aus­schließlich zukommende, bei keinem anderen Säugethier existirende Gewölbebildung;

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