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Jllustrirte Deuts
2) die starke Entwickelung der großen Zehe, insbesondere ihres Mittelfnßknochens ^ und die feste Verbindung desselben mit den übrigen Mittelfußknochen, so daß dieser eine feste Stütze (den vorderen Pfeiler des Gewölbes) bildet, entsprechend dem Gewicht, welches dieser Theil (Ballen der großen Zehe) zu tragen hat; 3) die Kürze der Zehen (nur ein Fünftel der Fußlänge, beim Affen weit mehr); 4) die starke Entwickelung der Ferse, an welche sich die für den aufrechten Gang wichtige Sehne der Streckmuskeln des Fußes, die sogenannte Achillessehne, ansetzt. — Mit dieser ausschließlichen Bestimmung des menschlichen Fußes als Stütz- und Locomotions- organ und der eben darin beruhenden Fähigkeit des Menschen zum aufrechten Gang und Stand stehen mehrere andere Eigenthümlichkeiten der unteren Extremität, sowohl des Skelets als der Muskulatur, in genauester Beziehung, die eben deshalb auch für den Menschen charakteristisch sind, wie zum Beispiel die relativ bedeutende Länge des Oberschenkelknochens und damit des Oberschenkels, die drehrunde Gestalt und die starke Streckung desselben im Hüftgelenk, während bei den meisten Säuge- thiereu diese Länge viel geringer, der Oberschenkel Platt und im Hüftgelenk gebeugt ist. Nicht minder charakteristisch ist die starke Streckung im Kniegelenk, und im Zusammenhang mit alle dem steht die starke Entwickelung der Hüftmuskelu und der Wadenmuskulatur, die auch bei den höchststehenden Affen viel weniger ausgebildet ist. Wie wir einerseits zum Beispiel in den Formen des Apollo von Belvedere oder der Diana vom Louvre diese rein menschlichen Charaktere zur vollen Darstellung gebracht sehen, erinnert uns ein Idiot mit den gebogenen Knieen und den nicht selten platten Oberschenkeln lebhaft an das Thier.
Nachdem ich oben als Charakter der Hand insbesondere den entgegenstellbaren Daumen, die langen, dieselbe zum Greif- orgau befähigenden Finger und die allseitig große Beweglichkeit der Hand im Ganzen, als die des menschlichen Fußes dagegen die Gewölbebildung, die kürzeren, zum Ergreifen von Gegenständen untauglichen Zehen, die Unentfernbarkeit des Mittelfußknochens der großen Zehe von den übrigen bezeichnet habe, wird der Leser,
che Monatshefte. _
insbesondere nachdem er die Figuren 17 und 18 betrachtet, wohl nicht im Zweifel sein, daß die Charaktere des Fußes dem Endglied der Hinteren Extremität der Affen abgehen, und daß dieses vielmehr einerHand gleiche und als solche als Fuß- hand oder Hinterhand zu bezeichnen sei. Dagegen bemerkt nun Huxley, nur äußerlich gleiche diese einer Hand, insbesondere habe allerdings der Fuß des Gorilla und noch mehr der einiger anderen Affen eine ausfallende Aehnlichkeit mit der Hand; ziehe man aber die Haut ab, betrachte man insbesondere das Knochengerüst, so erkenne mau unzweifelhaft dasselbe für einen Fuß an. Die Fußwurzel- kuochen seien Stück für Stück nur Modi- fieationeu derselben Knochen beim Menschen; die große Zehe könne zwar den übrigen Zehen entgegengestellt werden, aber im Ganzen stimme die Muskulatur mehr mit der Muskulatur des menschlichen Fußes als mit der der Hand überein. „So verschiedenartig die relativen Verhältnisse und die Erscheinungen des Organs sein mögen," fährt Huxley fort, „so bleibt die terminale Abtheilung der Hinteren Extremität des Affen in Plan und Grundgedanken ein Fuß und kann in dieser Hinsicht nie mit einer Hand verwechselt werden." Uebereiustimmend wenden sich gegen diese Art von Beweisführung v. Baer,* Bischofs,** Lncae,*** und ich kann ihnen nur vollständig beistimmen. Allerdings bleibt im Plan und Grundgedanken das Endglied der Hinteren Extremität auch der Affen ein Hinterfuß, wie die Hand des Menschen oder selbst der Fledermausflügel ein Vorderfuß. Die verschiedenartigen relativen Verhältnisse der gleichen Grundgebilde find es aber, die hier eine Hand, dort eine Tatze oder einen Flügel zuwege bringen. Wir nennen aber mit dem gleichen Rechte, mit welchem wir ein Bewegungsorgan, das bestimmt ist, den Leib des Thieres durch Schlagen gegen die Lust zu erheben, einen Flügel nennen, das Endglied einer Extremität, das durch Entgegenstellung eines Fingers gegen die
* v. Baer, Reden und Aufsätze. Petersburg 1876. Bd. II, S. 506.
** Bischofs, Beiträge zur Anatomie des Hylobates. München 1870.
*** Lucae, Hand und Fuß. Abhandlung der Sen- ! kenberg'schen Gesellschaft in Frankfurt, 1864 — 66.