Weinhold: Ka
Anthologie ohne Hvltei's Wissen schon auf dem Markte war; veranstaltete unter dem Titel „Erinnerungen" eine Sammlung seiner zerstreuten Gedichte und Erzählungen und begann mit dem 2. Januar
1823 die „Deutschen Blätter für Poesie, Literatur, Kunst und Theater". Schall stand neben ihm als Herausgeber auf dein Titel, schrieb aber keine Zeile dafür. Die Zeitschrift hatte viele gute Gedichte, Erzählungen, Aufsätze und Correspondenzen ; W. Müller, Eichendorsf, Jmmermann, Michael Beer, W. Alexis, Fr. v. Gaudy, Fouquö, Castelli, I. G. Seidl, Agnes Franz und viele Andere spendeten werthvolle Beiträge. Holtet gab sich viel Mühe, zahlte die Honorare aus seiner Tasche, aber die „Deutschen Blätter" fielen in Jahresfrist ab, nachdem sie im zweiten Halbjahre Fr. Barth (Karl Barbarina) geleitet hatte. Denn Holtet verließ Breslau. Er hatte versucht, eine Seiltänzerpantomime auf das Theater zu bringen, und dadurch alle Schauspieler gegen sich aufgeregt. Ein Stadtscandal ging los, Broschüren flogen herüber, hinüber, und am 6. Mai 1823 erhielt er seine Entlassung. Seine Frau forderte darauf ihren Abschied. Am 23. Juni trat das Paar eine Kunstreise an nach Prag, Wien, Brünn, Berlin, Hamburg. In Prag und Brünn spielte auch Holtet. Nachdem der König Friedrich Wilhelm III. auf Grund einer Vorstellung Holtei's das Engagement Louisens an dem königlichen Theater befohlen hatte, richteten sie sich im März
1824 in Berlin ein.
Holtet kam es vor Allem darauf an, sich eine eigene Stellung im Berliner Leben zu schaffen, damit er nicht der Mann der „kleinen Rogee" heiße. Seine „Farben" fanden unter P. A. Wolff's Pflege Beifall; er schrieb für Frau Amalie Neumann (Haizinger) „Die Wiener in Berlin" und verpflanzte damit das Liederspiel nach Berlin. „Die Berliner in Wien", „Der alte Feldherr", „Der Kalkbrenner" führten den gelungenen Versuch weiter. Er trat in Privatkreisen als Vorleser Shakespeare'scher Dramen auf, und nachdem er in der Literarischen Gesellschaft das Lope'sche Stück „Der beste Richter ist der König" zum Erstaunen Aller vorgetragen, war sein Ruf fest begründet. An jenem Abend ist nach
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Chamisso's Wort Holtet entdeckt worden. Neujahr 1825 begann er vor einem geladenen Kreise den ersten Cyklus von Shakespeare-Vorlesungen. Seine Frau war inzwischen an einer Herzbeutelentzündung erkrankt, ihr Zustand ward immer bedenklicher, die Krankheit nahm tödlichen Verlauf. Am 28. Januar 1825 starb Louise, „die kleine Rogee", die anspruchslose, pflichttreue Gattin, die mädchenhafte, natürlich wahre Schauspielerin, welche durch diese Eigenschaften ebenso sehr bezaubert hatte als große Künstlerinnen durch geniale Leistungen.
In Liedern sprach Holtet in den ersten Wochen der Trauer den Gram und die Sehnsucht seines Herzens aus; sie wurden mit Gedichten der Freunde als „Blumen auf das Grab der Schauspielerin Louise v. Holtet, geb. Rogee" veröffentlicht. Dann aber ging er rasch aus der einsamen Trauer in ein wildes Leben über, sich zu betäuben und neue Lust an der Oeffentlich- keit zu gewinnen. Er trat als Secretär, Theaterdichter und Regisseur bei dem Königstädter Theater ein. Es gelang ihm, Henriette Sontag für diese Bühne zu gewinnen; er schrieb Stücke, hielt vielbesuchte Shakespeare-Vorlesungen und sah trotzdem kein Jahr nach dem Engagement seinen Contract mit der Königstadt gelöst, da er sich mit dem neuen Direktorium dieses Actientheaters nicht vertragen mochte. Im Sommer 1826 brach er sein Berliner Hans ganz ab und ging nach Schlesien. Aus dem lebendig austretenden Heimathsgefühl gingen da die meisten seiner „Schlesischen Gedichte" hervor, welche die erste Sammlung brachte. Am längsten weilte er in Grafenort. Graf Herberstein schlug ihm vor, ihn zum Winter nach Paris zu begleiten, und Holtet sagte zu. Eine Reihe Shakespeare- Vorlesungen schasste sein Reisegeld, und er verlebte, vom Grafen sehr unabhängig, den Winter 1826 bis 1827 in Paris. Er verkehrte bei Alexander v. Humboldt und Meyerbeer, lernte Benj. Constant, Boieldien, Rossini kennen, stndirte das Pariser Theater und das Leben in der hohen und der niedersten Gesellschaft. Gegen Ostern verließ Holtei Paris und reiste über Düsseldorf und Frankfurt nach Weimar. Er fand Zutritt bei Goethe und bereitete den längeren Aufenthalt im