Heft 
(1881) 296
Seite
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234 Jllustrirte Deutsche Monatshefte.

Erwähnung, daß ihn Fürst Metternich nach des Kaisers Franz Tode auf Jarcke's Vorschlag beauftragte^ einen neuen Text der österreichischen Volkshymne zu ver­fassen. Die allgemeine Stimme erhob sich dagegen, daß ein Preuße das Na­tionallied dichten solle. Metternich aber setzte es durch, daß der Holtei'sche Text einige Male öffentlich abgesungen ward. Dann verschwand er.

Am 3. Februar traten Holteis zum letzten'Mal in der Josephstadt auf. Sie gaben dann Gastrollen in Preßburg und gewannen hier die Freundschaft des um deutsches Leben in Ungarn hochverdienten, als Schriftsteller unter dem Namen Chr. Oeser bekannten Professors am evange­lischen Lyceum Tobias Gottfried Schwer und seiner geistreichen Gattin Therese. Die Briefe und Tagebuchblätter von Frau Therese, welche Holtet herausgab, zeugen ani besten von dem, was er dort fand.

Im März 1836 verließen Beide Wien und reisten über Brünn, wo sie mit ge­ringem Erfolge spielten, nach Grafen­ort. Graf Herberstein nahm sie gastlich aus. Sonntags ward auf dem Schloß­theater gespielt, und Holtet erfaßte seinen alten Plan, Principal einer Wandertruppe zu werden. Er erwirkte sich auch von dem schlesischen Oberpräsidenten die Con- cession. Abeü er ließ bald genug diesen Gedanken wieder fallen, nachdem sein fünfzehnjähriger Sohn Heinrich, der die Eltern in Grasenvrt besuchte, dort starb. Als er in den folgenden Wochen bei der Faller'schen Truppe spielte, empfand er, daß ihm die Leichtigkeit für solches Trei­ben bereits fehle.

Im Spätherbst 1836 richtete sich das Paar in dem fremd gewordenen Berlin wieder ein. Vom Januar bis Anfang März 1837 hielt Holtet Shakespeare-Vor­lesungen, knüpfte auch mit Gras Reden Verhandlungen wegen kleiner Stücke für die königlichen Schlvßtheater an. Sie scheiterten aber an seinem undeutlich ent­wickelten Wunsche, die Erlaubnis zu einer Theaterschule zu erhalten. Da kam von einem Comits in Riga die Anfrage, ob er die Leitung des dortigen Theaters über­nehmen wolle. Gleich nach Schluß seiner Vorlesungen reiste er nach Riga, einigte sich mit dem Counts, brachte nach der Rückkehr das Personal für Oper und

Schauspiel zusammen und eröffnete am 1. September russischen Stils die Vor­stellungen in Riga.

In Riga und Mitau, wohin das Theater im Frühjahr 1838 auf einige Wochen ging, gestalteten sich die geselligen Beziehungen ganz ausgezeichnet. Das Verhältniß zu seiner trefflichen Frau war so innig beglückt wie noch nie. Aber Holtei's Unstern ging bald wieder auf: Julie ward Mutter und starb in der Geburt von Zwillingen. Sein Mnth war gebrochen, er löste hastig seine Verbindlichkeiten, indem er sie unter Zustimmung des Comites auf den Sän­ger Hoffmann übertrug, gab seine Tochter Marie in das Hans des Oberpastors Grave und ging mit wenig Geld und einem klei­nen neuen Stück:Der letzte Mai" im Februar 1839 über die preußische Grenze.

Nachdem er hin und her gekreuzt war, landete er im Juli in Grafenort, gab hier dieBriefe aus und nach Grafenort" (1841 erschienen) heraus, hielt iu Ober­schlesien und Berlin Vorlesungen, holte seine Tochter Marie ans Tauroggen an der russischen Grenze ab und nahm dann im Sommer 1840 bei Graf Herberstein die Stellung eines Gesellschafters an. Aber sofort nach dem Antritt wandelte er das gebundene in ein freies, unbezahltes Ver­hältniß und löste es nach drei Monaten ganz auf. Im October 1839 giug er von Schloß Eggenberg bei Graz nach Wien, spielte auf dem Theater an der Wien in verschiedenen eigenen Stücken und begann am 3. Januar 1841 seine Vorlesungen, die er iu Zwischenräumen bis in den Frühling 1842 unter großem Beifall sortsetzte. Shakespeare's Dramen bildeten den Kern der Abende. Er las auch in Pest und Presburg, wohnte der Hochzeit seiner Tochter Marie mit dem Grazer Advocaten l)i-. Josef Potpeschnigg im Sommer 1842 bei und verließ dann, vom Director Carl seiner Verbindlichkeiten als Theaterdichter auf seinen Wunsch ent­lassen, Wien, von unklaren Hoffnungen nach Berlin gelockt. Er hielt hier während des Winters Vorlesungen, las im März

1843 in Stettin, schrieb das dramatische MärchenDie beschuhte Katze" und be­gann im Sommer zu Lützow bei Berlin die Vierzig Jahre". Den Winter 1843 bis

1844 verlebte Holtet wieder in Grafenort. Bei der Leitung der von Graf Herberstein