Heft 
(1881) 296
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leinhold: Karl von Holtei.

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dem linken Ohr, die ihn seit Jahren be­lästigte und stetig wuchs, eine Operation erfordere, die er gern von Professor Middeldorpf gemacht wünschte, hatten ihn zunächst zum Aufbruch getrieben. Der Conflict seiner preußisch - monarchischen Ueberzeugung mit den Ansichten seiner Umgebung, geschärft durch seine Unfähig­keit, zu schweigen, erschwerte ihm bei der immer schärferen Spannung zwischen Oester­reich und Preußen das Leben in Graz und machte die Rückkehr unmöglich. Als! im Sommer 1866 der Krieg losbrach, segnete er den zu Weihnachten ausgeführ­ten Entschluß trotz aller Sehnsucht nach seiner Tochter und deren Familie. Seine Seele war nur tief betrübt, daß sein ^ zweiter Enkel gegen Preußen mitfocht. !

Holtei hatte seine Wohnung zu Breslau in denDrei Bergen" aufgeschlagen, einem alten Gasthofe der Büttnerstraße. Dort hauste er drei Treppen hoch in zwei Zimmern. Der Versuch befreundeter Fa­milien, ihm eine eigene Häuslichkeit ein­zurichten, mißlang; er war froh, auf den Gipfel derDrei Berge" zurückkehren zu können. An alten und neuen Freunden mangelte es ihm nicht. Sein großes ge­selliges Talent, seine hezanbernde Liebens­würdigkeit, wenn er liebenswürdig sein wollte, machten ihn zum willkommenen Gaste, wo er erschien. Viel verkehrte er in dein ihm längst befreundeten Franck- schen Haufe, einem Mittelpunkte gemüth- voll warmer und geistig belebter Gesellig­keit. Sein alter Freund, Professor August ! Kassiert, der tüchtige Gelehrte, feine Kunst- ^ kenner, geschmackvolle Dichter und gründ- ! liche Kenner schlesischer Bildungsgeschichte, konnte nun in lebendigem Austausche auf ^ ihn wirken. Einer wichtigen Beziehung! wollen wir sodann noch besonders gedenken, ^ der zu dem Fürstbischof von Breslau, ! Heinrich Förster. Durch das Verhältnis zu dem fürstlichen Hause in Trachenberg hatte Holtei den damaligen Domherrn? und Domprediger zuerst kennen gelernt. ! Bei der Rückkehr nach Breslau hatte er! dem Fürstbischof seine Aufwartung ge­macht, und bald war er wöchentlich Gast an der Tafel des geistvollen und wohl­wollenden Kirchenfürsten. Es konnte nicht fehlen, daß sich darüber das Gerücht bildete, Holtei wolle katholisch werden oder sei es schon geworden. Er hat in

seinem Leben öfter diesen Verdacht er­weckt, und noch nach seinem Tode ward in Zeitungen behauptet, er sei als Katholik begraben worden. Wie Holtei von dem Katholicismus dachte, hat er in denVier­zig Jahren" (Bd. V, S. 119 ff.; Bd. VI, S. 171 ff.) deutlich gesagt. Seine unge­druckte SchriftFürstbischof und Vaga­bund" hat er hauptsächlich geschrieben, um jenem Gerücht entgegenzutreten. Der schroffe Bruch, mit dem er sein Verhält- niß zu dem ihm herzlich gesinnten Fürst­bischof endete, hatte seinen Grund zum Theil in jenem Geklätsch. Zum größeren Theil hatte er freilich tiefere Motive.

Holtei's äußere Lage besserte sich 1870 dadurch bedeutend, daß er vom April ab infolge eines Antrags des Oberpräsiden­ten v. Schleinitz aus der General-Haupt- Staatskaffe eine jährliche Subvention von fünfhundert Thalern erhielt. Nun war er ein Tausendthalermann, wie er mir scherzend schrieb, denn er bezog schon seit 1860 eine Pension ans der Schiller-Stif­tung. Zu diesen tausend Thalern legten dann die schlesischen Stände jährlich fünf­hundert Thaler zu. So war er vor Noth geschützt, und er brauchte nicht mehr des Erwerbs wegen zu schreiben, zumal auch die Tantiemen, die von feinen Stücken einliefen, jährlich immer noch ein Sümm­chen ausmachten. Nun hätte er auch seine geliebte Autographensammlung nicht mehr verkauft, welche 1869 durch einen Ver­trag, der nicht gehalten ward, an den Photographen Robert Weigel überging. Sie ist, statt nach Holtei's Bedingung in die Sammlungen der Breslauer Stadt­bibliothek überzngehen, theils verschwun­den, theils in alle vier Winde verzettelt.

Im Jahre 1876 war die Balgge­schwulst zur bedenklichsten Entwickelung gekommen. Die Aerzte fürchteten eine Vereiterung und plötzlichen Aufbruch mit tödlichem Ausgange. In seinen unwirth- lichen Gasthofzimmern konnte Holtei solcher Aussicht nicht entgegengehen, und so ward die längst beabsichtigte Uebersiedelung in das Kloster der Barmherzigen Brüder im December ausgesührt. In dem zwei­ten Stock des nach dem großen Garten liegenden Flügels bezog er ein freund­liches Zimmer als Pensionär und genoß unter den billigsten Bedingungen ärztliche Behandlung, sorgsame Pflege und gute,