248Illustrirte Deutsche Monatshefte. Noch von Schild und Wagen umtönt: nein, bläu
liche Kugeln
Schwingen die Mchrsten van Blei; doch Andere
tragen der Spieße
Zween in der Hand; und vom Balge des Wolfs
falbzottige Kappen
Sind Schntzwehren dem Haupt; links stellen sie
nackend den Fußtritt
Gegen den Feind und den rechten bedeckt unge-
gerbete Stierhaut..."
Aber von der Nacht vergangener Jahrtausende bedeckt, bleibt Tusculums Geschichte lange Zeit Sage. Endlich erfährt man davon als einer römischen Stadt. Beinahe ein halbes Jahrtausend vor Rom gegründet, ward Tusculum von Albalonga besiegt und zur Colonie gemacht. Erst als Rom Albalonga zerstörte, ward Tusculum wieder frei; danach war es eine der Städte des latinischen Bundes.
Schon damals besaß Tusculum mächtige Geschlechter: dem Oetavins Mamilius, einem Nachkömmling des Odysseus, gab Tarquinius Superbus seine Tochter zur Frau. Rom verjagte jenen übermüthigen König. Als Tarquinius auch nicht mit Hülfe der tapferen Etrusker und des edlen Porsenna wieder zur Herrschaft gelangte, floh er nach Tusculum. Mit dreißig latinischen Völkerschaften zog Oetavins Mamilius gegen Rom. Beim See Re- gillus kam es zur Schlacht. Die Tus- culaner wurden geschlagen, aber das siegreiche Rom schloß ein Bündniß mit ihnen.
Jahrhunderte hindurch blieb die Stadt Rom treu. Als Appius Herdonins Sabinus das Capitol einnahm, halfen die Tusculaner den Römern, ihn zu verjagen, wofür der römische Senat der Stadt öffentlich Dank sagen ließ.
Im nächsten Jahr überfielen die Aequer Tusculum, dessen Arx sie erstürmten. Die Römer lagerten gerade vor Antium. Als sie die Noth der Bruderstadt erfuhren, gaben sie die Belagerung jener Stadt auf, und als stände das Capitol in Gefahr, führte Fabius das Heer in Eilmärschen auf Tusculum zu. Nach manchen Tagen erbitterten Kampfes wurden die Aequer besiegt.
Wiederum entbrannte im folgenden Jahre Tusculums wegen zwischen Römern und Aequern der Krieg. Der Führer der Römer war Cincinnatus, von seinen Aeckeru ani Tiber zum Dictator und Feldherrn berufen.
Und so geschah es noch zwei Mal, daß Rom Tusculums wegen gegen die Aequer siegreich zu Felde zog; ein drittes Mal wurden die Römer geschlagen.
Auch in den Kämpfen mit dem benachbarten feindlichen Labicum halfen die Römer der Bundesstadt. Als aber einmal Labicaner bei einem Einfall in römisches Gebiet gefangen genommen wurden, befanden sich darunter Männer aus Tusculum. Die Sache zu untersuchen und zu strafen, schickte Rom den großen Eamillus in jene Stadt. Er fand ihre Thore offen, ließ sein Heer draußen lagern und ging allein hinein. Auch drinnen überall tiefer Frieden. Jubelnd und mit allen Ehren hieß man ihn willkommen und gab ihm ein Fest. Dies täuschte Eamillus. Er kehrte nach Rom zurück und berichtete dem Senat, was er erfahren; dieser glaubte an die Treue seiner Bundesgenossen und schenkte Tusculum das römische Bürgerrecht.
Der jetzt römisch gewordenen Stadt half Rom auch ferner in allen ihren Kriegen. Trotzdem verbündete sich Tusculum mit den Latinern gegen Rom. Das geschah im Jahre 415 Roms.
In der berühmten Schlacht am Vesuv, in der Publius Decins Mus den Heldentod starb, wurden die Latiner furchtbar geschlagen. Alle ihre Städte fielen an Rom, manche davon wurden vernichtet; Tusculum erhielt Verzeihung.
Trotzdem noch einmal Verrath! Jetzt wollte das langmüthige Rom Rache nehmen. Da zog ganz Tusculum: Männer, Weiber und Kinder, vor den Senat und flehte um Gnade, und Rom gewährte sie. — Kein Tusculaner Hütte von seiner Stadt aus nach dem edlen, stolzmüthigen Veji Hinüberblicken können, ohne daß ihm die Scham ins Gesicht gestiegen wäre! Gegenüber dem Heldenweib Veji war Tusculum eine Dirne!
Als Hannibal unterhalb des Kraterfeldes des Mont Albanus sein Lager aufschlug, belagerte er auch Tusculum, jedoch ohne dessen feste Arx brechen zu können.
Dann ward Tusculum des kaiserlichen Roms goldene Villenstadt. Sulla und Pvmpejus, Hortensius, Lucutlns und Cicero besaßen hier ihre Landhäuser. Auch Crassus und Brutus.