250 Jllustrirte Deutsche Monatshefte.

der Schlacht der deutsche Kriegsgesang: „Christus, der du geboren wardst!"

Dennoch hätte der Herr seinen wackeren Deutschen, die ein Priester gegen das heilige Rom führte, nicht geholfen, wenn es die braven Tusculaner nicht gethan. Schon jubelten die Römer den Sieg ans, als vom nahen Hügel ein zweites Häus­lein ausbrach, und jetzt wurden die Römer geschlagen: viertausend Alaun fielen.

Vierzehn Jahre daraus fiel Tusculum durch Verrath. Leider muß hierbei wie­derum ein deutscher Name genannt werden: Heinrich Vl. Der deutsche Kaiser ver- rieth die tuseulanische Stadt; das war der Dank für jenen Pfingstsonntag!

Und nun ward Tusculums Schicksal, was vor Zeiten Albalonga's Schicksal ge­wesen. Roms Rache war fürchterlich: alle Tusculaner wurden niedergemetzelt und die Stadt zur Ruine zerstört. Da­mals wurde von einigen Wenigen, die sich aus dem Blutbad gerettet, auf den Trümmern der lucnllischen Villa Frascati erbaut; Tusculum war nur noch ein Name.

-i- §

Keine Stadt der Welt hat die Königin der Städte der Welt, das große Rom, so gedemüthigt wie das kleine Tusculum. Die Herrschaft der Grafen von Tusculum ist Roms unseligste Zeit Wer Rom liebt, muß Tusculum hassen, selbst im bloßen Namen! Rom aber ist unsterblich, Tus­culum hat nur wenig von dieser Unsterb­lichkeit. Daß Cicero sein Tusculum so geliebt, macht, daß dieses mehr im An­denken der Menschen geblieben als durch die Villa, die Tiberius dort hatte, oder durch seine ungeheuerliche Macht über Rom. Nach einer Krone, die zu Boden gesunken, kann auch ein Zwerg greifen.

Cicero's Villa lag auf der römischen Seite des Berges. „Ich will nicht mit dir streiten, daß die Grenzen meiner Län­dereien sich selbst bis zur Burg Circäum auf Tusculum erstrecken. Das ist der Berg, an dessen oberen Abhängen nach Rom zu Cicero sein Landhaus hatte," ruft der Scholast Horaz zu.

Dieses Landhaus gehörte zuerst Sulla, der daselbst ein berühmtes Gemälde be­saß; dem Dictator kaufte es Cicero für

200 000 Sesterzien ab. Er übernahm die Besitzung in einem ganz verfallenen Zu­stande und ließ sie mit großem Kostenauf­wand von seinem Architekten Difilo präch­tig wiederherstellen. An allen Gebäuden ward die Säule zum Ausschmuck verwen­det, reiche Mosaikfußböden wurden gelegt, die Wände überkleidete Marmor. Es war in der letzten Zeit der Republik, und Rom begann üppig zu werden.

Cicero besaß auch in Pozzuoli und in Cavo d'Anzio Villen, auch sonst noch Landgüter genug, aber so lieb wie Tus­culum war ihm keines. Von seinem Landhause aus konnte er die Sonne im Meere untergehen sehen, die Portiken, Hallen und Bäder; die Gärten, Haine und Felder; die Wildparks und Fischteiche erstreckten sich bis ins Molarathal, das alte Algidauthal, hinab. Drunten durch­floß die Maranna das ciceronische Gut.

In dieser ländlichen Einsamkeit schrieb Cicero seine berühmten tusculanischen Fragen. Hier starb seine geliebte Tochter Tullia.

Die Besitzung, zu deren Vergrößerung Cicero noch ein Haus, dem Consul Catullus gehörend, hinzukaufte, hatte eine Winter­wohnung, Thermen mit warmen und kalten Bädern, schöne Brunnen, Grotten und Wasserwerke, die alle von den köstlich frischen und krystallklaren Bergströmen der Acqua Crabra gespeist wurden. Ueber- hanpt besaß die Villa einen großen Wasserreichthum, so daß Cicero scherzend von seinem „Nil" zu sprechen Pflegte.

Als er aus seiner griechischen Ver­bannung wieder nach Italien heimkehrte, begab er sich sofort auf sein tusculanisches Suburbanum. Ziemlich lakonisch meldet er seinem Weibe Terenzia seine Ankunft: „Entweder den siebenten October oder den Tag darauf haben wir vor, das tus- culanische Landhaus zu besuchen. Setze Alles in Stand, denn ich bringe vielleicht viele Freunde mit, die wahrscheinlich eine Zeit lang bleiben werden. Bereite die Bäder vor und Alles, was sonst zum Leben und zur Gesundheit nöthig ist. Lebewohl."

Das Landgut enthielt, wie Cicero selbst bestätigt, zwei Gymnasien, von denen das eine im oberen Theile der Besitzung lag. Cicero nannte es Lyceum. Wie Aristoteles in seinem Lyceum in Athen, so wandelte,