Heft 
(1881) 296
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Jllustrirte Deutsche Monatshefte.

Theater aus! noch mehr. Einer Tra­gödie des Aeschylos lauschend, überblickte er den Schauplatz, auf dem der Tragödien gewaltigste sich abspielte; alle Völker der Welt halfen sie dichten. Sie heißt: Rom!

Ob der tusculanische Mann bei jenem Anblick wohl dachte, daß seine Stadt von Rom einst zerstört werden würde, wie es einst mit Albalouga geschehen?

Drunten liegen zertrümmerte Säulen, Rosen umblühen den gestürzten Altar, Gras sprießt aus den Ritzen der Sitz­reihen. Italienischer Himmel blaut, italie­nische Sonne glüht herab; es strahlt das Meer, und über der leuchtenden Campagna jagen Wolkeuschatten. Aber unumdunkelt liegt Rom.

Und von Rom weht Grabeshauch, Hauch der Geschichte herüber. Aus der Campagna, diesem ungeheuren Völkerkirch­hofe, steigen selbst am sonnenhellen Tage blasse Scharen auf. In unabsehbaren Reihen jagen sie mit den stürmenden Wolkeuschatten heran: die Geister aller der Millionen, die in dein Grabe der ewigen Stadt nicht die ewige Ruhe gefunden.

Noch ein letztes Mal steigen wir auf gewundenem Pfade hinan.

Hier ist es öde, statt der Trümmer nur graues Gestein. Der dornige Schlehen­busch blüht hier, und die blasse Königs­

kerze vermodert zur sonnigen Frühlings­zeit. Braunes Farrenkraut überzieht die Abhänge, und wilder Oelstrauch klammert sich an den Felsen. Unten, nach Palestrina zu, ist es kahl und wüst, von zahllosen Heerden bevölkert, die ihr melancholisches Geblök heraufschallen lassen. Ein Falke fliegt auf, zieht weite Kreise, stößt einen gellenden Schrei aus und stürzt sich herab auf die erspähte Beute. Dunkel hängt drüben am düsteren Felsen das schwärz­liche Rocca di Papa.

Hier stand die Arx.

Die senkrecht abfallenden Felswände bildeten die natürlichen Mauern der Burg. Auf der höchsten Spitze ist jetzt ein Steinhaufen zusammengethürmt, grau­grüne Peperinblöcke der alten Stadt. Auf diesem Sockel erhebt sich hoch und sieg­reich ein Kreuz.

Bon dort ist die Rundschau unsäglich schön. Sie umfaßt die ganze Campagna und die Küste vom Circe Cap bis nach Civita Vecchia hin. Man blickt nach Palestrina hinüber und zu den satanischen Bergstädten, während schön wie ein Traum Frascati daliegt. Tusculum ist ver­wüstet und verschwunden, aber aus seiner Akropolis erhebt sich das triumphirende Kreuz. Auch von Rom glänzt es herüber wie ein ehernes Himmelsgewölbe siehe, die Kuppel Sanet Peter's!