Heft 
(1881) 298
Seite
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Grosse: Balcsca.

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und Illusionen, kurz die ganze andere! Art des Kavoir vivi-6 und 8nvoii' Irriro, ! hunderttausend kleine Beziehungen und Fäden, Bagatellen, wenn Sie wollen, aber sie verstricken sich zu einem Ge- spinnst, aus dem eine Frauennatur nie-! maks mehr herauskommt. Die Tauben der Venus passen nicht zur Eule der Minerva, so wenig wie der Pfau der Juno, wenn Sie dies Gleichniß gestatten wollen."

Sagen Sie es lieber gleich mit dem rechten Wort: es ist also die Besorgniß vor einer nicht ebenbürtigen Ehe!"

Nicht so, wie Sie meinen," erwiderte der Major.Es giebt auch Mesalliancen des Geistes, des Herzens, der Charaktere und dann wären Sie vielleicht der­jenige, der Bedenken erheben könnte."

Das verstehe ich nicht," sagte der Professor mit Schärfe,und bitte, Ihre Ironie zu sparen. Ich sehe in Ihren Windungen nur das Bemühen, auszn- weichen und die Sache zu verdunkeln. O, es ist unwürdig, mein Herr, sich zwischen die ehrliche Neigung zweier Herzen zu drän­gen und ihre schöne Blüthe zu zerstören!"

Neigung bester Herr Professor, da liegt es eben!" rief der Major.Sind Sie denn so sicher, daß Sie Balesca's Neigung besitzen?"

Dann müßte sie eine Circe, eine Sirene sein hundert ihrer Briefe haben es mir eingestanden!"

Schon gut, Herr Professor; aber wenn man Neigungen gewinnen kann, kann man sie auch wieder verlieren."

Sie meinen, durch meine Schuld das müßte erst bewiesen werden, das müßte mir Valesca selbst sagen, wenn ich es glauben sollte. Nur ein Wort, nur eine einzige Zusammenkunft mit ihr, und Alles könnte gut werden. Ich be­schwöre Sie, Herr Major, vermitteln Sie das! Ich will es Ihnen lebenslang danken!"

Sie fordern mehr, als in meiner Macht steht, Herr Professor."

Ja wohl, es ist klar weil Sie allein zwischen uns stehen, Sie und kein Anderer!"

In gewissem Sinn haben Sie Recht," erwiderte der Major, der es am besten hielt, nun doch die ganze Wahrheit zu sagen.Sehen Sie, wir sind seit langen Jahren an einander gewöhnt. Valesca hängt an mir von Jugend auf nun fällt es ihr schwer, ja es ist ihr un­möglich, mich zu verlassen. Sie werden zugeben, daß dies eine Complication eigener Art. Wohl denkbar, wenn ich mich aus immer von ihr trennte, daß sie dann anders entschiede. Aber was soll ich machen? Heirathen wie Sie dann wäre die Bahn frei; aber heirathen gleich­sam aus Gefälligkeit, das werden Sie mir nicht zumuthen. Außerdem bin ich als alter Misogyn schlecht angeschrieben bei dem bsnu 86xs. Ich halte wenig von den Töchtern Eva's im Allgemeinen wie im Besonderen. Thun Sie desgleichen, Professor!"

Von dem Bruder Valesca's klingt eine solche Behauptung mindestens unbegrün­det."

O, lesen Sie Balzac! In seiner moloZis Zu MUI-IÄA6 finden Sie Alles. Wie geht es meistentheils? Man nimmt sie, ohne sie nur recht zu kennen; was Wunder, daß man dann Metamorphosen erlebt. Aus Mignons werden Salon­damen, aus Corinnen Koketten, aus Lot­ten Verschwenderinnen, aus bescheidenen Gretchen böse Sieben. O, Goethe hat ganz Recht, dem Eros zwei kleine Teufel zu Gefährten zu geben; sie folgen auf seinen Spuren und sind seine Erben, wenn er davongeflogen."

Und die ganze Herbheit desWeiber­feindes" kam zu Tage. Er citirte Schopenhauer's beißende Sarkasmen über die Frauen, und wer den Major so hörte,