Heft 
(1881) 298
Seite
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_ Grosse:

und die Terrasse hinab. Im nächsten Augenblick war sie hinter den Büschen verschwunden.

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Wie betäubt blieb Erich Vollmar zu­rück. Wie was war das? Also ihren Bruder sollte er zur Rechenschaft ziehen, sollte ihn zum Zweikampf fordern diesen Dämon, diesen zweideutigen in­triganten Menschen. O, wenn er nicht ihr Bruder gewesen, sofort und auf Leben und Tod! Aber ihn antasten, an dem Valesca's ganze Seele hing unmög­lich! Wie konnte er dann hoffen, jemals ihr Herz wiederzugewinnen eine heil­lose Verwirrung ohne Ausweg.

Und wie war das Alles nur gekommen? Valesca's Ehre und Vergangenheit waren schwanenrein, darüber konnte jetzt kein leise­ster Zweifel bestehen. Aber welches Motiv konnte dieser Major haben, sich zu jenen verdächtigen Aeußerungen Hinreißen zu lassen? War es wirklich nur ein plum­pes Mißverständniß seinerseits? Nein! wiederholt hatte der Major ihm gestattet, zu denken, was er wolle. Freilich, viel­leicht nur, um ihm den Gegenstand seiner heißesten Wünsche zu entwerthen, in der guten Absicht, ihn zu retten und zur Ab­reise zu bestimmen.

Eine Ahnung des wahren Sachverhalts dämmerte ihm auf, aber diesem Intri­ganten gute Absichten zuzutrauen, schien nur ein neues Problem, und ein ebenso feindseliges, denn auch so lief es darauf hinaus, ihm Valesca zu entreißen.

Valesca wie? Hatte nicht eine Thräne in ihrem Auge geschimmert, be­vor das unselige, dreimal verwünschte Wort gefallen? War es nicht die alte Liebe, die niemals in ihr erstorben und die neu emporgelodert war? Aber nun war die Herrliche für immer verloren, mochte er ihrem Befehl gehorchen oder

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widerstehen das Ende des Labyrinths war immer das Verderben!

Gedankenvoll schritt der Professor den Weg hinab und an den Seestrand hin­aus, wo die Wasser rauschten und die Möven flogen. Es war ganz menschen­leer und einsam am weiten Ufer des Sees, der in schwarzer Bläue funkelte, während ein leichter Wind wieder über die Wellen strich und die hohen Rohre des grünen Schilfes beugte.

Erich Vollmar nahm den Hut ab, um die heiße Stirn im kühlen Luftstrom zu baden. Sein Blick fiel auf ein leeres Boot, das, an einen Pfahl gekettet, sich unter dem Wellenschlag hob und senkte.

Unwillkürlich betrat der Professor das kleine Fahrzeug, vielleicht um hinauszu­fahren in die wogende blaue Fluth und den erregten Lebensgeistern Luft zu machen in einer körperlichen Anstrengung. Mög­lich, daß ihm Ruhe und Klarheit kam draußen im Kampf mit dem empörten Element.

Aber im selben Augenblick, als er das Boot betrat, erscholl eine sonore Stimme hinter ihm:

Halt da, hier geblieben, mein bester Herr!"

Als sich Vollmar wandte, blickte er in das zorngeröthete Gesicht des Majors, der ihm offenbar nachgeeilt war.

Also wirklich, und mein Auge hat mich nicht getäuscht!" rief der Major, der jetzt den Seestrand erreichte.Sie sind also dennoch hier geblieben und nicht abgereist. So hält ein deutscher Professor fein Ehrenwort!"

Ich kann Ihnen die heilige Versiche­rung geben, Herr Major "

Verschonen Sie mich mit Ihren Ver­sicherungen, mein Herr!" rief der Major mit steigender Erbitterung.Und ge­sprochen haben Sie mit Valesca auch haben ihr wohl eine Scene gespielt. Ich sah sie vorübereilen, aufgelöst und in