Heft 
(1881) 298
Seite
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Jllustrirte Deutsche Monatshefte.

Edlen vielleicht Unrecht gethan bisher. Ich bin mir nicht mehr klar über mich selbst ein Chaos stürmt in meinem arinen Kopfe Vollmar ist gut und edel, aber die Anderen. Durch ihn erst mußte ich erfahren, wie sich der Neid an mir rächt und die Bosheit der Welt. Ich bin gespannt, was er thnn wird. Jetzt oder nie gilt es um mein Lebensglück!"

Habe die Güte, liebes Kind, und nimm Platz," sagte der Major und führte die Verstörte und Aufgeregte zu einem Divan. Nun besänftige dich und erzähle mir Eines nach dem Anderen. Aus so leiden­schaftlichen Exclamationen kann ich nichts entnehmen. Was in aller Welt ist eigent­lich vorgefallen?"

Vorgesallen nichts, lieber Charly, aber deiner Schwester reiner Name wird in den Staub gezogen. Ich weiß, du würdest den Nichtswürdigen vor deine Waffe fordern, aber du warst nicht da, um Rath zu geben. Gewiß hast du auch längst davon vernommen, aber du schwiegst immer schonungsvoll. Er aber sagte Alles heraus wie ein harmloser Unerfahrener die ganze Schmach. Drum habe ich auch von ihm die Ehrenrettung verlangt. Aber wird er es thnn? wird er den Muth haben ? Dann will ich Alles vergessen, dann mag er mich hinnehmen als sein Weib!

Also du hast das verlangt, und so hängt die Komödie zusammen!" rief der Major und lachte laut ans.Jst's Wahr­heit, du hast dich also ihm von Neuem zugesagt?"

Wenn er sein Leben für mich wagt, dann ist er mein Held dann ist Alles vergeben !"

O, das ist köstlich das ist also das Ende der Consusion! Ich gratulire, Schwesterchen."

Du wünschest mir noch Glück, wie verstehe ich dich? Ach, ich fürchte, er wagt es nicht, er wagt es nicht, und ich bleibe beschimpft!"

Beruhige dich, liebes Kind, er hat es wirklich gewagt!" sagte der Major. Er hat den schrecklichen Verleumder mit Heldenmuth gefordert. O, es ist unbe­zahlbar!"

Der Major schüttelte sich vor Lachen und fand lange kein Ende seiner Heiter­keit. Plötzlich aber zwang er sich, ernst zu sein, und fragte mit gravitätischem Be­denken :

Wie aber, wenn er nun fällt, liebe Schwester, wenn er ein Opfer seines Heroismus wird wie dann?"

Wenn er fällt!" Valesca erschrak und wurde blaß.Mein Gott, daran habe ich wirklich nicht gedacht. Liebster Charly, ich sehe es jetzt, ich habe zu viel verlangt. Es kann nicht sein! Bei seiner Unersahren- heit, seinem Ungeschick wäre ein Un­glück unausbleiblich. Statt zu strafen, würde er selbst das Opfer sein. Nein, es geht nicht. Du mußt es Hintertreiben, lieber Charly. O mein Gott, wo hatte ich meine Sinne, den Edlen, den Braven in den Tod zu senden! Sagte er nicht selbst, er sähe das Duell nur als eine Art von Selbstmord an? O, ich errathe seine Absicht er will sich znm Opfer bringen, und ich wäre seine Mörderin!"

Der Edle, der Brave nun, das klingt ja schon ganz tröstlich für den Verstoßenen," sagte der Major.Sei ohne Sorge, Kind. Er wird nicht fallen, dein auserkorener Ritter. Ich, weißt du, werde ihm secundiren, und noch nie ist es Jemand übel ergangen, dem ich zur Seite stand. Bist du nun zufrieden, Schwesterlein? Aber wer der böse Feind nur sein mag? Hat der Professor keine Andeutung gegeben?"

Ich habe mir seinen Namen verbeten."

Bravo! Nun ist ja Alles gut. Also nur eine Probe seines Heldenthums. Der rasende Orlando wird bestehen, dann wird seine Dame ihm den Kranz verleihen und den Ring dazu und die Komödie schließt: