Heft 
(1881) 298
Seite
442
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Die Macht der Vererbung.

Bon

Ludwig Büchner.

ast noch mehr als in Trieben, Neigungen, Charakter u. s. w. offenbart sich die Macht der Vererbung in Anlagen und Talenten, deren Erblichkeit oder Ver­erbungsfähigkeit ja eine Sache so alltäg­licher Erfahrung ist, daß es kaum nöthig erscheinen dürfte, besondere Beispiele dafür anzuführen. Besonders interessant und belehrend erscheinen in dieser Hinsicht die sogenannten Familienanlagen, für welche die Culturgeschichte ein .ebenso reiches wie interessantes Material lie­fert. Man kennt ganze Reihen von Fa­milien, in denen sich gewisse Talente oder Anlagen trotz der die Erhaltung derselben verwirrenden Kreuzung Jahrzehnte und selbst Jahrhunderte hindurch fortpflanzten. Eines der bekanntesten und hervorragend­sten Beispiele dieser Art ist dasjenige der Familie Bach, in welcher sich der musika­lische Genius über mehr als dreihundert Angehörige verbreitete und ans welcher

während einer Zeitdauer von 250 Jahren (1550 bis 1800) nicht weniger als zwei­undzwanzig hervorragende Musikkünstler hervorgingen. Allerdings kam dieser merkwürdigen Erscheinung der Umstand zu Hülfe, daß die Bachs meist Verbin­dungen mit Musikerfamilien ihrer ehe­maligen Lehrer oder Amtsvorgänger ein­gingen. In gleicher oder ähnlicher Weise erbte sich das Malertalent fort in den Familien der Holbein, Tischbein, Cranach u. s. w.; die Anlage zur Tanzkunst in der Familie der Vestriß; mathematische Begabung in der Familie der Bernouilli; philosophisch-dichterische in der Familie der Schlegel; religiöser oder religions­philosophischer Sinn in der Familie der Schleiermacher; Sinn für Naturforschung in den Familien Cuvier, Decandolle, Sie­bold, Herschel u. s. w.

Lewes (a. a. O.) erinnert in dieser Beziehung unter Anderem an den sprüch- wörtlich gewordenenI'sZprlt 668 lVIoe-