Die Macht der Vererbung.
Bon
Ludwig Büchner.
ast noch mehr als in Trieben, Neigungen, Charakter u. s. w. offenbart sich die Macht der Vererbung in Anlagen und Talenten, deren Erblichkeit oder Vererbungsfähigkeit ja eine Sache so alltäglicher Erfahrung ist, daß es kaum nöthig erscheinen dürfte, besondere Beispiele dafür anzuführen. Besonders interessant und belehrend erscheinen in dieser Hinsicht die sogenannten Familienanlagen, für welche die Culturgeschichte ein .ebenso reiches wie interessantes Material liefert. Man kennt ganze Reihen von Familien, in denen sich gewisse Talente oder Anlagen trotz der die Erhaltung derselben verwirrenden Kreuzung Jahrzehnte und selbst Jahrhunderte hindurch fortpflanzten. Eines der bekanntesten und hervorragendsten Beispiele dieser Art ist dasjenige der Familie Bach, in welcher sich der musikalische Genius über mehr als dreihundert Angehörige verbreitete und ans welcher
während einer Zeitdauer von 250 Jahren (1550 bis 1800) nicht weniger als zweiundzwanzig hervorragende Musikkünstler hervorgingen. Allerdings kam dieser merkwürdigen Erscheinung der Umstand zu Hülfe, daß die Bachs meist Verbindungen mit Musikerfamilien ihrer ehemaligen Lehrer oder Amtsvorgänger eingingen. In gleicher oder ähnlicher Weise erbte sich das Malertalent fort in den Familien der Holbein, Tischbein, Cranach u. s. w.; die Anlage zur Tanzkunst in der Familie der Vestriß; mathematische Begabung in der Familie der Bernouilli; philosophisch-dichterische in der Familie der Schlegel; religiöser oder religionsphilosophischer Sinn in der Familie der Schleiermacher; Sinn für Naturforschung in den Familien Cuvier, Decandolle, Siebold, Herschel u. s. w.
Lewes (a. a. O.) erinnert in dieser Beziehung unter Anderem an den sprüch- wörtlich gewordenen „I'sZprlt 668 lVIoe-