Heft 
(1881) 298
Seite
467
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Das Porträt

in seiner tunst- und kulturgeschichtlichen Bedeutung.

Bon

Josef E. Wessely.

ii.

ährend uns durch Ungunst der Zeiten verhältnißinäßig nur wenige beglaubigte Bildnisse hellenischer Kunst auf Münzen oder Bildwerken erhalten sind, ist dagegen die römische Ausbeute eine sehr reichhal­tige, und die Ausgrabungen in Rom, Pom­peji und auf anderen elastischen Statten fördern noch immer neue Schätze dieser Art ans Tageslicht. Nicht allein von den Cäsaren und ihren Gemahlinnen, von Feldherren, Philosophen und Dichtern sind uns auf diese Weise echte Bildnisse als Büsten oder ganze Statuen übermittelt worden, auch Consuln und selbst Privat­personen, die sich irgendwie verdient ge­macht haben, finden wir so verewigt, wie auch die Büsten auf den Grabmonnmenten uns die Züge Jener verewigen, denen ihre Angehörigen damit den letzten Tribut der Liebe oder Verehrung zollten. Wenn wir die vaticanischen oder capitolinischen Samm­lungen in Rom oder die Abtheilung der pompejanischen Ausgrabungen im Museo

Borbonico zu Neapel durchwandern, so erscheint die altrömische Gesellschaft vor unseren Augen, als wäre sie plötzlich zu Stein oder Erz geworden. Es ist ein aufmerksamer Besuch genannter Museen nicht allein für den Alterthnms- und Kunst­forscher von Wichtigkeit, es ist auch sehr anziehend für den Laien, den Büsten und Statuen etwas tiefer ins Gesicht zu sehen und Physiognomien zu studiren. Manche darunter sind anonym; keine Inschrift nennt uns den Namen oder Charakter der Dargestellten. Aber auch manche mit Unter­schriften bringen uns dieselben nicht näher, und wenn wir Namen wie Balbus, Pu- pienus oder Celins Caldus lesen, so wird uns damit der Dargestellte nicht bekannter. Die Büste des letztgenannten Caldus hat die interessante Eigenschaft, daß man sie mit gleichem Rechte: Napoleon I. bezeich­nen könnte, so ausfallend ist die Aehnlichkeit.

Wer sich in diesen Museen weiter um­steht, der wird uns beistimmen, wenn wir auch in den Statuen, welche Gladiatoren,