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Wessely: Das Porträt.
eine absolute Monarchie. Es gehörte eben zur Politik der Lagunenstadt, daß sie ihren Bürgern, ihren mächtigen Pa- triciergeschlechtern es frei gab, die großen durch den Handel und die mächtige Flotte herbeigeführten Reichthümer zu genießen, mit diesen in feenhaft arrangirten Festen zu glänzen, ein freudenvolles Dasein zu
keit wegen, mußten nothwendig die Kunst herausfordern, die goldenen Tage der Meerjungfrau zu verewigen, wie auch die Republik selbst ihre politischen Triumphe nicht allein in die Stadtannalen eintragen, sondern auch durch die Künstler verherrlichen ließ. Daß dabei das Porträt in erster Reihe bevorzugt wurde, ist aus dem
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Der Goldschmied Morett. Von Holbein.
leben — um damit eine Wehr gegen politische Umtriebe zu errichten. Wenn Mazarin eine neue Steuer einführen wollte, fragte er vorher: Was machen die Pariser? — Sie singen. — Nun, wenn sie singen, so werden sie auch zahlen. Und wenn sich die stolzen Patricier und die UeunsKso äord« Venedigs recht amüsirt, so werden sie an keine Conspirationen denken.
Diese venetianischen Feste, einzig in ihrer Art schon der eigenartigen Oertlich-
Gesagten leicht zu ersehen. Zwar hat die Kirche dabei noch manchen Kunstgewinn zu verzeichnen, da die Frömmigkeit der reichen Adelsgeschlechter sich darin gefiel, von besten Künstlern Altarbilder malen zu lassen; aber wie diesem Opfer sich weltlicher Sinn vermischt, so waren die Kunstwerke selbst in gleichem Geiste aufgefaßt. Nicht allein als Donatoren drängen sich die Stifter in die Gemeinschaft der Heiligen, diese selbst werden gleichsam