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Jllustrirte Deutsche Monatshefte.
eine stattliche Reihe von Portefeuillen mit deutschen Porträtstichen derselben Periode durchzusehen. Das Beste an diesen Bildnissen von Rathen, Duumviren, Pastoren re. mit ihren steifen Mühlsteinkrägen, Possirlich ernsten Mienen und geblümten Kleidern sind oft die naiv-schwülstigen Unterschriften und Verse, wobei man zugleich die Titulaturwnth der Zeit studiren kann. Ans dieser wahrhaftigen Sündfluth von Bildnissen, die uns allenfalls lehren, wie ein Porträt nicht beschaffen sein soll, ragt selten ein Meister hervor, der die Linie des Mittelmäßigen überschreitet. Der beste unter allen — eine Oase in der Wüste — ist Jeremias Falck, dessen Porträtstiche echte Kunstwerke sind. Aber nicht in Deutschland, sondern in Holland fand er sein Vorbild, so erklärt sich seine exceptionelle Stellung. Erst mit R. Mengs beginnt, wie für die Kunst überhaupt, so auch für das Bildniß eine bessere Zeit.
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Jn den Niederlanden hat sich die Kunst frühzeitig mit dem Porträt beschäftigt. Bereits Jan van Eyck (1370 bis 1441) hat brillante Proben dieser Kunstgattung aus dem berühmten Genter Altarbild hinterlassen, wie die beiden Bildnisse der Donatoren sowie die Porträts der beiden Brüder van Eyck beweisen. Auch als selbständige Kunstwerke sind mehrere Bildnisse aus seiner Werkstätte hervorgegangen. Seine Schule unterließ es nicht, auf demselben Wege weiter zu schreiten. In Holland fand dann das Bildniß besonders in den politischen Verhältnissen des Landes einen fruchtbaren Boden. Lucas von Leyden (1494 bis 1533) wetteifert mit Dürer, seinem Zeitgenossen, auf diesem Gebiete mit vollem Ruhme, wie sein kostbarer, aber seltener Kupferstich mit dem Bildniß Maximilian's beweist. Weiter kommt H. Goltzius (1558 bis 1616), sein Nachahmer. Er entwirft Bildnisse naturalistisch, aber sehr frei. Man kann ihn den Michel Angelo des Kupferstichs nennen; er bewegt sich mit dem Grabstichel so frei auf der glatten Kupferplatte wie der rontinirteste Zeichner mit der Kreide auf dem Papier. Seine Bravour in energischer Linienführung ist erstaunlich. In seinen histo
rischen Stichen verfällt er der Manier, aber im Porträt, wo er gezwungen ist, der Natur zu folgen, ist er bewunderungswürdig. Er sticht Bildnisse in Lebensgröße (Cuernheert, sein Lehrer, dann sein Eigenbildniß) und auch im kleinsten Medaillonformat mit gleicher Virtuosität. Der Sohn des Frisius mit dem Hunde ist ein Meisterstück des Kupferstichs, das sich kühn neben das Höchste dieser Kunstgattung stellen kann.
Seine Nachfolger, die Brüder Wierix, haben Treffliches gerade im Bildniß geleistet, erreichen aber doch ihr Vorbild keineswegs.
In dem Ländergebiete, das einst Brabant hieß, blühte im sechzehnten Jahrhundert ein ausgebreiteter Handel, wodurch ein mächtiger Wohlstand von Einzelnen und Städtegemeinden gefördert wurde. Dies wirkte wohlthätig ans Kunst und Kunstgewerbe (Stickerei, Tapetenwirkerei, Goldschmiedeknnst u. s. w.). Der Reichthum aber sonnt sich gern in seiner Herrlichkeit, also kein Wunder, daß die Träger der Wohlhabenheit auch trachteten, ihre Persönlichkeit im Porträt zu verewigen.
Rubens und van Dyck gehören ihrer Abstammung nach diesen Kreisen an. Beide waren von Natur aus edle Männer, beide Künstler von Gottes Gnaden und darum wie geschaffen, in ihrer Kunst die glückliche, von Gesundheit und irdischem Glück strotzende Umgebung in der vollen Kraft ihrer Genialität festzuhalten.
Rubens (1577 bis 1640) hatte in Italien seinen Geistesverwandten, Tizian, kennen gelernt. Die vornehme Auffassung der Welt wie der concreten Persönlichkeit, das lebhafte Colorit muthete ihn verwandtschaftlich an; er wurde ein flämischer Tizian. Was ihm originell innewohnt, das ist der Zug ins Gigantische, Volle. Das Runde, Fettleibige, Ausladende ist flämisches Schönheitsideal; bei Rubens zeigt es sich nicht allein im Porträt, besonders dem weiblichen, sondern es schmuggelt sich auch in heilige und profane Historienbilder hinein. Seine Madonnen wie seine Venusbilder sind in diesem flämischen (oder türkischen) Geschmack concipirt. Auch seine beiden Frauen, Jsabella Braut und Helene Furment (letztere Schwestertochter der ersteren) wären nicht geeignet,