Heft 
(1881) 298
Seite
488
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Das Junge Deutschland.

Erinnerungen

von

Gustav Kühne.

s war in der Mitte der drei­ßiger Jahre, als ich in den Ebenen Leipzigs mit Fürst Friedrich v. Schwarzenberg, dem literarischenLandsknecht", ans dem Monarchenhügel" stand und mit ihm Be­trachtungen austauschte über eine Streit­frage, die in Menschenschicksal und Welt­geschichte griff. Der Sohn des Feldmar­schalls der großen Leipziger Völkerschlacht hatte im Aufträge seiner Familie ein Stück Land gekauft, um dem Führer der wider Na­poleon verbündeten Heere auf dem Schau­platz des Sieges ein Denkmal zu errich­ten. Was die Monarchen versäumt, wollte die Familie des Mannes mit eigenen Mitteln nachholen.Deutschland ist oft faul im Gefühl für öffentliche Ehre," sagte Friedrich Schwarzenberg.Solche Verkümmerungen nationaler Anerkennung wären in Ungarn nicht denkbar, die Edel­leute hätten dort ihre Börsen und Beutel geleert, es für ihre Sache erklärt und ausgeführt!" In diesem Groll wider Mangel an Ehrgefühl unter Fürsten und Völkern in Deutschland lag viel zutref­fende Bitterkeit.* Das Stück Land war angekauft, der Hügel innerlich mit Stein­gewölben ausgebaut, in welchen die auf dem Felde ausgegrabenen Waffen, Thier- und Menschenknochen, aufgebahrt und in

* Auch für den vorliegenden Full?

Anmerkung d. Red.

schönen Gruppen geordnet, Parade machen. Wie etwa bei den Kapuzinern in Rom Gerippe und Schädel der todten Brüder, so sollten hier die Gebeine einer europäi­schen Völkerverbrüderung wider den großen Tyrannen, ja die Knochen von Freund und Feind sich in Schlachtreihe aufstetlen, als Zeugen ihrer gewaltigen That und als stumme Reliquien des Todes, des aller- größesten Herrschers, der schließlich die Welt, Sieger wie Besiegte, bezwingt. Beim Erwerb des Stück Landes war ich, damals heimisch in Leipzig, dem Fürsten Friedrich behülflich gewesen. Dies der Grund un­seres persönlichen Verkehrs; allabendlich hatten wir uns im Salon der gemeinschaft­lichen Freundin, Frau Ottilie v. Goethe, der Schwiegertochter des Dichters, gefun­den; es war die Zeit, wo einer ihrer Söhne bei Felix Mendelssohn Musik studirte.

Der sogenannte Monarchenhügel auf dem Leipziger Schlachtfeld war der Platz gewesen, wo die drei Monarchen von Rußland, Oesterreich und Preußen bei­sammenstanden, als Feldmarschall Schwar­zenberg, auf schäumendem Roß mit ge­schwungenem Degen heransprengend, ihnen die Meldung des endlich errungenen Sie­ges machte. Der Sohn Friedrich hatte nach Muthmaßung am Fuße des Hügels die Stelle ausgefnnden, wo sein Vater die Kunde gebracht. Wir standen oben etwa auf dem Punkte, wo die drei Monarchen weiland gestanden.Und wie sie die Bot-