Heft 
(1881) 298
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Jllustrirte Dcutscke Monatshefte.

Die Karlsbader Beschlüsse weiland waren freilich noch viel fieberkälter gewesen. Die isolirte Uebelthat eines einzigen ver­wirrten Schwärmers hatte genügt oder willkommen geschienen, Hunderte edler Jünglinge, deren Bündniß längst ausge­löst war und deren Kenntniß oder gar Betheiligung an Sand's Verbrechen auch nur als möglich gar nicht vorlag, in allen Winkeln Deutschlands aufznstöbern, aus­zuheben, einzukerkern oder zu verbannen. Börne aber, auf dessen Lippen man immer nur das weise stille Lächeln wahr­nehmen wollte, wie in dessen Augen den Hellblick der gesunden Vernunft: Börne hatte für die grausame Verfolgung der fünf Männer Herz genug, noch ein Jahr vor seinem Tode brieflich mich dringend und heilig zu beschwören, für deren Sache mit einzutreten.Wir sind Alle dabei be­theiligt," schrieb er mir,das ganze Deutschland, die gesammte deutsche Jugend wird in den Fünfen geschädigt, mißhan­delt, gekreuzigt; darum sollen und müssen wir Alle, in denen noch ein Tropfen Jugendblut ist, uns ihnen anschließeu, auf daß der Bund eines , Jungen Deutsch­lands < immer weiter und weiter greise."

Wie weit nun dieser angebliche Bund eines sogenannten Jungen Deutschlands politische Richtungen und Zwecke verfolgte, wie weit er aus die Massen und deren Betheiligung wirkte, ja wie weit er nicht bloß deutsch, sondern international sei, vielleicht eine Verbrüderung der Völker aller Zungen anstrebe: darüber suchte sich Fürst Friedrich Schwarzenberg insge­heim von mir Auskunft zu erholen. Nicht als Spion, vielmehr als Mitfühlen-

oder aus sonstige Weise, mit allen ihnen gesetzlich zu Gebote stehenden Mitteln zu verhindern. 2) Die Buchhändler werden hinsichtlich des Verlags und Vertriebs der oben erwähnten Schriften durch die Regierungen in angemessener Weise verwarnt, und es wird ihnen gegenwärtig gehalten werden, wie sehr es in ihrem wohlverstandenen eigenen Interesse liege, die Maßregeln der Regierungen gegen die zerstörende Tendenz jener literarischen Erzeugnisse auch ihrerseits, mit Rücksicht auf den von ihnen in Anspruch ge­nommenen Schutz des Bundes, wirksam zu unter­stützen. 3) Die Regierung der freien Stadt Ham­burg wird aufgefordert, in dieser Beziehung ins­besondere der Hosfmann und Campe'schen Buchhand­lung in Hamburg, welche vorzugsweise Schriften obiger Art in Verlag und Vertrieb hat, die geeig­nete Verwarnung zugehen zu lassen."

Eine förmliche Aushebung dieses drakonischen Verbots fand erst im Jahre 1842 statt.

der, der für seine Person von Natnr und Sympathie gar nicht deutsch, wohl aber für Czechen und Magyaren einen Sei­tenzweig der Verbrüderung und Genossen­schaft erhoffte. Das war vielleicht wesent­lich sein mir Persönlich geschenktes Inter­esse.

Wie wir auf dem Monarchenhügel des Leipziger Schlachtfeldes standen, zwei Männer im feurigen Ofen gegenseitiger Ausforschung, voll gegenseitiger Sympathie bei ganz verschiedener Artung als Aristo­krat und Demokrat, legte mir Friedrich Schwarzenberg plötzlich beide Hände auf die Schultern, sah mir scharf in die Augen und flüsterte fast gehcimnißvoll:Also nicht bloß Junges Deutschland, sondern Junges Europa!"

Laube's leichtlebiges, keckes Buch dieses Titels hatte ja mit zum bundestaglichen Decret Stoff oder Anlaß geboten und überdies den Argwohn erweckt betreffs der Existenz eines internationalen Ge­heimbündnisses politischer Natur. Das Phantom eines offenen deutschen Schrift­stellerverbandes führte zu dem Verdacht, Europa sei moralisch unterminirt, das Junge Deutschland wolle theilnehmen an einem europäischen Völkercongreß, auf welchem die versprengten Auswürflinge der politisch bankerott gewordenen Polen, Franzosen, Italiener und Schweizer zu tagen bezweckten. Fürst Friedrich Schwar­zenberg hoffte, wie gesagt Ungarn und Czechen herangezogen zu sehen, vielleicht auch Römlinge und Klerikale. Hatte er doch in der Schweiz ans Seiten der ultra­montanen Cantone mit dem Degen in der Hand gekämpft und war nach dem Siege der liberalen Partei dort über die Alpen geflohen, um mit knapper Noch Kopf und Leben zu retten! Gedachte er doch, nach­dem er sich einige Jahre zuvor in Algier unter Marschall Bourmont das Kreuz der französischen Ehrenlegion erworben, nach Spanien zu gehen, um im carlistischen Hoslager seine militärischen Erfahrungen zu verwerthen! Seine edle, freisinnige Mutter, vor der Vermählung mit dem Feldmarschall Wittwe eines Esterhazy, pflegte ihn scherzend einen Pfaffenfreund zu schelten, und er schien mir von Herzen romantisch und römisch-gläubig genug, wenn ich ihn aus seiner ungarischen Be­sitzung, Mariathal bei Preßburg, vor