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Die Indianer Calisorniens.
Von
Rudolf Elcho.
ie Arbeit unterjocht den Wilden, und wo er sich nicht unterwerfen läßt, vernichtet sie ihn. Cultur und Uncultur vermögen eben nicht neben einander zu bestehen. In Europa brachen zur Zeit der Völkerwanderung die Germanen in die alten Culturländer ein. Die Westgothen eroberten Spanien, die Langobarden setzten sich in Italien, die Normannen in Frankreich fest; aber kaum hatten die wilden Sieger sich unter den Besiegten eingebürgert, so gaben sie ihre Sprache und Stammesart ans; sie wurden durch die Cultur entnationalisirt, und im Laufe der Jahrhunderte ging ihre Spur verloren. Dieser merkwürdigen historischen Erscheinung könnte zur Noth das Abenteuer des Baron v. Münchhausen als Gleichniß dienen, der es bekanntlich aus einer Schlittenfahrt in Rußland erlebte, daß sich ein hungriger Wolf in seinen Gaul hineinsraß. Die wilde Bestie kam dadurch in die Haut des Gaules und ins Geschirr und mußte als Gefangener den Schlitten weiterziehen. Die wilden Wandervölker hatten sich als hungrige
Wölfe in die fetten Culturländer hineingefressen, waren aber dadurch ins Arbeitsgeschirr gerathen und wurden zum Lastthier am Fahrzeuge der Cultur.
In Amerika vollzieht sich dieser Kulturkampf in umgekehrter Weise. Hier bricht die energische, rastlose und rücksichtslose angelsächsische Race in eine ungeheure Wildniß ein und wird zum Cul- turträger. Die Wilden weichen unter blutigen Kämpfen zurück, suchen auf den weiten Prairien Halt zu machen, wo die Büffelheerden ihnen die Existenzmittel gewähren, oder in den Schluchten und Ebenen der Felsengebirge, wo es fischreiche Ströme und Seen giebt, aber die Bleichgesichter werfen ein eisernes Netz über die unabsehbaren Plaines und die schneebedeckten Felsen der Rocky-Mountains. Dieses Netz der Civilisation, das wir Schienenwege nennen, engt die Wilden immer mehr und mehr ein; ihre Jagdgründe gehen verloren, die Buffalo- heerden schwinden hin und die Lachse, welche einst die klaren Ströme füllten, haben sich vor dem Dampfschiff und dem die Fluthen trübenden Geröll und Schutt