Heft 
(1881) 298
Seite
500
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WB

Die Indianer Calisorniens.

Von

Rudolf Elcho.

ie Arbeit unterjocht den Wil­den, und wo er sich nicht un­terwerfen läßt, vernichtet sie ihn. Cultur und Uncultur vermögen eben nicht neben einander zu bestehen. In Europa brachen zur Zeit der Völkerwanderung die Germanen in die alten Culturländer ein. Die West­gothen eroberten Spanien, die Lango­barden setzten sich in Italien, die Nor­mannen in Frankreich fest; aber kaum hatten die wilden Sieger sich unter den Besiegten eingebürgert, so gaben sie ihre Sprache und Stammesart ans; sie wur­den durch die Cultur entnationalisirt, und im Laufe der Jahrhunderte ging ihre Spur verloren. Dieser merkwürdigen historischen Erscheinung könnte zur Noth das Abenteuer des Baron v. Münchhausen als Gleichniß dienen, der es bekanntlich aus einer Schlittenfahrt in Rußland er­lebte, daß sich ein hungriger Wolf in seinen Gaul hineinsraß. Die wilde Bestie kam dadurch in die Haut des Gaules und ins Geschirr und mußte als Gefangener den Schlitten weiterziehen. Die wilden Wandervölker hatten sich als hungrige

Wölfe in die fetten Culturländer hinein­gefressen, waren aber dadurch ins Arbeits­geschirr gerathen und wurden zum Last­thier am Fahrzeuge der Cultur.

In Amerika vollzieht sich dieser Kul­turkampf in umgekehrter Weise. Hier bricht die energische, rastlose und rück­sichtslose angelsächsische Race in eine un­geheure Wildniß ein und wird zum Cul- turträger. Die Wilden weichen unter blutigen Kämpfen zurück, suchen auf den weiten Prairien Halt zu machen, wo die Büffelheerden ihnen die Existenzmittel ge­währen, oder in den Schluchten und Ebenen der Felsengebirge, wo es fisch­reiche Ströme und Seen giebt, aber die Bleichgesichter werfen ein eisernes Netz über die unabsehbaren Plaines und die schneebedeckten Felsen der Rocky-Moun­tains. Dieses Netz der Civilisation, das wir Schienenwege nennen, engt die Wil­den immer mehr und mehr ein; ihre Jagdgründe gehen verloren, die Buffalo- heerden schwinden hin und die Lachse, welche einst die klaren Ströme füllten, haben sich vor dem Dampfschiff und dem die Fluthen trübenden Geröll und Schutt