Heft 
(1881) 298
Seite
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Elcho: Die In di

der Goldsucher längst geflüchtet. Der rothe Mann ist heute auf die Almosen des weißen Vaters" in Washington an­gewiesen, und da ihm diese Almosen durch die Schuld gewissenloser Agenten sehr geschmälert und verkümmert werden, so bricht fast alljährlich ein Stamm aus der Wildniß der sogenannten Reservationen hervor, und der Kampf endet regelmäßig mit der blutigen Niederlage der Roth- hüute. Das Schicksal der Wilden in den Vereinigten Staaten vollzieht sich unabwendbar, denn in den Ländern, wo die freie Arbeit so wunderbare Er­folge errang, ist für sie kein Raum. In Mexico, Peru und den La Platastaaten, wo die spanische Race zur Herrschaft ge­langte und sich bald der süßen Gewohn­heit des Nichtsthuns hingab, vermögen die Indianer ganz gut neben den Er­oberern zu bestehen, und es findet all- mälig eine Verschmelzung der beiden Racen statt. Hier wirkt eben der Romane nicht civilisatorisch, sondern er steigt zum Wil­den hinab. In diesen Staaten gelingt es Indianern, zu hohen Stellungen, ja selbst bis an die Spitze der Regierung zu ge­langen. In der Union, wo die Cultur rasch die Wildniß zerstört, geht der Wilde mit zu Grunde.

Die Geschichte dieses Unterganges ist eine sehr melancholische. Man hatte sich in den Vereinigten Staaten lange Zeit an den Gedanken gewöhnt, daß sich im fernen Westen ein ganz natürlicher und völlig unabwendbarer Proceß vollziehe. In der Neuzeit aber warfen Männer von Herz und Verstand die Frage auf: Läßt sich der Zerstörung denn nicht Einhalt thun? Ist es ganz unmöglich, den rothen Mann der Cultur zu unterwerfen und ihn so der Welt zu erhalten? Es darf uns Deutsche freuen, daß der Staatsmann, welcher an dies Rettungswerk glaubt und ernstliche Versuche in dieser Richtung wagt, unser Landsmann ist. Karl Schurz, der frühere Minister des Inneren, hat in der Neuzeit sehr energische Schritte gethan, um der Ausrottung der rothen Race ein Ziel zu setzen. Es giebt selbstverständlich nur ein einziges Mittel, um der vollstän­digen Vernichtung zu steuern, und das be­steht darin, daß man die indianische Jugend für das Civilisationswerk gewinnt. Karl Schurz und sein College Mc Crary wur-

ner Kaliforniens. 50t

den auf einen gelungenen Versuch von Privatleuten aufmerksam gemacht, ge­fangene Indianer zu unterrichten und an eine nützliche Beschäftigung zu gewöhnen. Die beiden Staatsmänner beschlossen hier­auf, in Carlisle (Pennsylvanien) eine Jn- dianerschule auf Staatskosten zu gründen. Mit der Organisation dieser Anstalt wur­den Lieutenant Pratt und Frl. Mather betraut. Diesen gelang es auf einer Reise nach dem Westen, von den Häuptlingen und gefürchteten Kriegern der Jndianer- stämme Kinder zu erhalten und sie nach Carlisle als Zöglinge zu führen. Die Zahl der Schüler beträgt heute schon hundertachtundfünfzig, und die Regierung hofft, daß die Anstalt bald eine große Ausdehnung erhalten werde.

Die Thatsache, daß Karl Schurz zur Beruhigung der in ihren Rechten gekränk­ten Jndianerstämme vor zwei Jahren eine Reise nach den Jndianerterritorien unter­nahm, dürfte noch in frischer Erinne­rung sein. Weniger bekannt jedoch ist der Umstand, daß der ehemalige Secretär des Inneren Männer der Wissenschaft beauf­tragte, den dahinschwindenden Jndianer- stämmen ihre volle Aufmerksamkeit zuzu­wenden und die umfassendsten ethnolo­gischen Studien vorzunehmen. Major Powell, welcher an der Spitze jener geo­graphischen und geologischen Unterneh­mungen stand, die man als8urv6/ ot' tbk UocN^-tVloantain bezeichnet,

hatte die schätzbarsten ethnologischen Bei­träge über die Jndianerstämme des Felsen­gebirges von seinen Expeditionen heimge­bracht. Als die Centennialfeier zu Phi­ladelphia stattfand, wurde inUncle Sam's Ausstellung" eine stattliche Jn- dianerabtheilnng geschaffen, in welcher durch Bilder aller Art, durch Produkte, Fisch- und Jagdgeräthe, Kleidungsstücke und Waffen dem Besucher die Welt des rothen Mannes verständlich gemacht wurde.

An dieser interessanten Ausstellung hatte ein Mann mitgearbeitet, der uns fast wie der gute Genius der hinsterben­den Race erscheint. Es ist ein Gelehr­ter, Namens Stephen Powers. Dieser Ethnologe hat mehrere Jahre unter den Indianern Califvrniens verbracht, hat ihre Sprache, ihre Geschichte, ihre Ge­bräuche, Lebensart und geistige Entwicke­lung genau studirt. Im August des