Elcho: Die In di
der Goldsucher längst geflüchtet. Der rothe Mann ist heute auf die Almosen „des weißen Vaters" in Washington angewiesen, und da ihm diese Almosen durch die Schuld gewissenloser Agenten sehr geschmälert und verkümmert werden, so bricht fast alljährlich ein Stamm aus der Wildniß der sogenannten Reservationen hervor, und der Kampf endet regelmäßig mit der blutigen Niederlage der Roth- hüute. Das Schicksal der Wilden in den Vereinigten Staaten vollzieht sich unabwendbar, denn in den Ländern, wo die freie Arbeit so wunderbare Erfolge errang, ist für sie kein Raum. In Mexico, Peru und den La Platastaaten, wo die spanische Race zur Herrschaft gelangte und sich bald der süßen Gewohnheit des Nichtsthuns hingab, vermögen die Indianer ganz gut neben den Eroberern zu bestehen, und es findet all- mälig eine Verschmelzung der beiden Racen statt. Hier wirkt eben der Romane nicht civilisatorisch, sondern er steigt zum Wilden hinab. In diesen Staaten gelingt es Indianern, zu hohen Stellungen, ja selbst bis an die Spitze der Regierung zu gelangen. In der Union, wo die Cultur rasch die Wildniß zerstört, geht der Wilde mit zu Grunde.
Die Geschichte dieses Unterganges ist eine sehr melancholische. Man hatte sich in den Vereinigten Staaten lange Zeit an den Gedanken gewöhnt, daß sich im fernen Westen ein ganz natürlicher und völlig unabwendbarer Proceß vollziehe. In der Neuzeit aber warfen Männer von Herz und Verstand die Frage auf: Läßt sich der Zerstörung denn nicht Einhalt thun? Ist es ganz unmöglich, den rothen Mann der Cultur zu unterwerfen und ihn so der Welt zu erhalten? Es darf uns Deutsche freuen, daß der Staatsmann, welcher an dies Rettungswerk glaubt und ernstliche Versuche in dieser Richtung wagt, unser Landsmann ist. Karl Schurz, der frühere Minister des Inneren, hat in der Neuzeit sehr energische Schritte gethan, um der Ausrottung der rothen Race ein Ziel zu setzen. Es giebt selbstverständlich nur ein einziges Mittel, um der vollständigen Vernichtung zu steuern, und das besteht darin, daß man die indianische Jugend für das Civilisationswerk gewinnt. Karl Schurz und sein College Mc Crary wur-
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den auf einen gelungenen Versuch von Privatleuten aufmerksam gemacht, gefangene Indianer zu unterrichten und an eine nützliche Beschäftigung zu gewöhnen. Die beiden Staatsmänner beschlossen hierauf, in Carlisle (Pennsylvanien) eine Jn- dianerschule auf Staatskosten zu gründen. Mit der Organisation dieser Anstalt wurden Lieutenant Pratt und Frl. Mather betraut. Diesen gelang es auf einer Reise nach dem Westen, von den Häuptlingen und gefürchteten Kriegern der Jndianer- stämme Kinder zu erhalten und sie nach Carlisle als Zöglinge zu führen. Die Zahl der Schüler beträgt heute schon hundertachtundfünfzig, und die Regierung hofft, daß die Anstalt bald eine große Ausdehnung erhalten werde.
Die Thatsache, daß Karl Schurz zur Beruhigung der in ihren Rechten gekränkten Jndianerstämme vor zwei Jahren eine Reise nach den Jndianerterritorien unternahm, dürfte noch in frischer Erinnerung sein. Weniger bekannt jedoch ist der Umstand, daß der ehemalige Secretär des Inneren Männer der Wissenschaft beauftragte, den dahinschwindenden Jndianer- stämmen ihre volle Aufmerksamkeit zuzuwenden und die umfassendsten ethnologischen Studien vorzunehmen. Major Powell, welcher an der Spitze jener geographischen und geologischen Unternehmungen stand, die man als „8urv6/ ot' tbk UocN^-tVloantain bezeichnet,
hatte die schätzbarsten ethnologischen Beiträge über die Jndianerstämme des Felsengebirges von seinen Expeditionen heimgebracht. Als die Centennialfeier zu Philadelphia stattfand, wurde in „Uncle Sam's Ausstellung" eine stattliche Jn- dianerabtheilnng geschaffen, in welcher durch Bilder aller Art, durch Produkte, Fisch- und Jagdgeräthe, Kleidungsstücke und Waffen dem Besucher die Welt des rothen Mannes verständlich gemacht wurde.
An dieser interessanten Ausstellung hatte ein Mann mitgearbeitet, der uns fast wie der gute Genius der hinsterbenden Race erscheint. Es ist ein Gelehrter, Namens Stephen Powers. Dieser Ethnologe hat mehrere Jahre unter den Indianern Califvrniens verbracht, hat ihre Sprache, ihre Geschichte, ihre Gebräuche, Lebensart und geistige Entwickelung genau studirt. Im August des