Heft 
(1881) 298
Seite
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Jllustrirte Deutsche Monatshefte.

Modocs, welche sich durch Schönheit der Formen und kräftigen Wuchs vor den übrigen Indianern auszeichnen, sind Mäd chen schon im Alter von dreizehn oder vierzehn Jahren voll aufgeblüht, und ihre eigenartige wilde Schönheit wird auch dem Weißen gefährlich. Im Norden Californiens sind viele Amerikaner mit Indianerinnen verheirathet. Die weiche, flaumige, haselnußfarbige Haut derselben, das ovale Gesicht und die großen glän­zenden Augen vereinen sich zu einer pikanten Schönheit. Dabei fehlt denselben ebenso wenig der Hang zur Koketterie wie ihren weißen Schwestern. Den Ein­tritt jener Entwickelungsphase, wo das Mädchen zur Jungfrau wird, feiern einige Stämme des Nordens, so die Hnpa, als ein Fest. Fühlt die Indianerin jenen Zeitpunkt herannahen, so muß sie, wo immer sie sich auch befinde, den väter­lichen Wigwani aufsnchen. Bleibt sie die­sem fern, so wird sie ausgestoßen und gilt fortan als eine Fremde.

Die Hnpa erzählen eine rührende Legende von dem Mädchen Nish-Fang, welche diese Sitte am besten illnstrirt. Das Hupamädchen hatte die Heimath ihres Vaters verlassen und lebte bei einer weißen Familie am Mad-River. Als Nish-Fang den Zeitpunkt kommen fühlte, welcher in der Heimath festlich begangen wird, fastete sie drei Tage, und am Mor­gen des vierten wanderte sie dem heimath- lichen Thale zu in Begleitung von Hupa­mädchen, die sie abholten. Eine lange, mühselige Wanderung über felsige Berg­ketten, durch tiefe zerklüftete Thalschluchten und wilde einsame Wälder lag vor ihr. Während der ganzen Wanderung, die mit den Fasttagen neun Tage in Anspruch nahm, durfte kein Mann ihr Antlitz sehen; wenn daher einer in ihre Nähe kam, be­deckte sie das Gesicht mit den Händen. Der Mann, welcher gewaltsam ihr Gesicht enthüllt hätte, wäre sofort dem Tode ver­fallen. So wanderte Nish-Fang, nur von Wasser und Wurzeln lebend, über die brennenden Felsen, deren Pfade das Maul­thier erklomm; sie stieg hinab in die tiefen Canons der Stromthäler, wo ewige Schatten über den rauschenden Wassern lagern und die Eule mit dem Adler in den Klüften horstet; sie schritt durch die Wälder, deren Blattwerk sie den Blicken

der Welt verbarg. Als Nish-Fang schwach und müde wurde, leiteten sie ihre Gefähr­tinnen. Schon war die Höhe der zweiten Bergkette erreicht, wo ein silberheller Quell zum Heimathsthal hinabfließt. Die Mädchen rasteten bei der Quelle und erfrischten sich durch das kühle Wasser. Als sie aber anfbrachen und vor sich die wilden Rosen sahen und die flüsternden Blätter des Manzanita, da war Nish- Fang's Kraft erschöpft, und sie sank mit den Händen über den Augen ohnmächtig auf den Moosgrund. Da hoben die Ge­fährtinnen sie ans und trugen sie ins sonnige Trinitythal hinab, wo sie im Schatten dünnblätteriger Eichen erwachte und die Hnpa um sie her den Jnngferntanz aufführten und die alten Chorgesänge in ihr Ohr tönten. Der Aelteste des Stammes nahm sie bei der Hand, und Nish-Fang das Mädchen wurde unter die Weiber ihres Stammes ausgenommen.

Der Kin-Alktha oder Jnngferntanz ist ein langes Fest. An neun Tagen kommen die Männer des Abends zum Tanze zu­sammen. Die Frauen nehmen keinen anderen Antheil am Tanze, als daß sie dazu singen. Das Mädchen darf unter­dessen kein Fleisch essen nnd sich vor kei­nem Manne sehen lassen. In der zehnten Nacht versteckt es sich in einen Winkel der Hütte. Es kommen dann zwei junge Männer nnd zwei alte Weiber aus ihrer Verwandtschaft, um die Jungfrau zu suchen und hervorznholen. Die jungen Burschen stülpen sich eine Maske aus Leder und Schilf ans den Kopf, der an den Seelöwen erinnert, und nehmen das Mädchen in ihre Mitte; rechts und links von ihnen stellen sich die alten Frauen auf. So treten die Fünf unter die Versammlung. Das Mäd­chen schreitet zehnmal vorwärts und rück­wärts, erhebt dabei die Hände zu den Schultern und singt. Das letzte Vorwärts­schreiten endigt mit einem Hochsprung. Darauf begrüßt die Versammlung das junge Geschöpf durch laute Zurufe und die Ceremonie ist beendet.

Mit viel geringerer Feierlichkeit geht später die Verheirathung der Jndianer- mädchen vor sich. Der rothe Mann geht, falls ihm ein Weib gefällt, zu den Eltern seiner Schönen nnd bietet ohne weitere Förmlichkeit diesen Geschenke oder Geld für ihre Tochter. Die Indianer Califor-