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_ Wirth: Die Krisis in
scheu Eisenbahnnetzes kostet ein drei- bis vierjähriger Ochse im Gewichte von 550 bis 600 durchschnittlich 100 Mark, während er seinem Züchter, da das Futter umsonst ist, nur 40 bis 50 Mark gekostet hat. Die Transportkosten vom Rande der Prairie bis nach Chicago betragen einschließlich des Futters, der Bedienung und aller Spesen 7st^ Dollars. Die meisten dieser Thiere werden in den Staaten Minnesota, Iowa und Missouri auf den Maisfeldern gemästet, wodurch sie durchschnittlich 150 an Gewicht zunehmen gegen eine Ausgabe von 20 Dollars. Der gemästete Ochse im Gewichte von rund 750 ÜA kommt in Chicago auf 210 Mark zu stehen. Die Transportkosten von Chicago nach Liverpool stellen sich noch ans ungefähr 200 Mark; sonach käme das Kilo Lebendgewicht auf ungefähr 55 Pf. und das Kilo ausgeschrotetes Fleisch auf ungefähr 1 Mk. 10 Pf. Da hierzu aber noch das Risico des Seetransportes, Krankheit und Abzehrung der Thiere, sowie die Schwankungen des europäischen Viehmarktes selbst in Anschlag zu bringen sind, so haben die europäischen Landwirthe von der Vieh- einfnhr weniger zu fürchten als vielmehr vom Fleischimport, welcher geringeren Transportkosten unterliegt und sich infolge der verbesserten Conservirungseinrichtnn- gen von Jahr zu Jahr steigern muß.
Dazu kommt noch ein anderer Umstand in Betracht, welcher vom Präsidenten der Londoner statistischen Gesellschaft, James Caird, bei der jüngsten Jahresversammlung dieser Corporation zur Sprache gebracht worden ist. Derselbe macht darauf aufmerksam, daß nach den Erfahrungen der letzten zehn Jahre der Umfang des versendeten Weizens mit dessen Preise wenig zu thun habe, denn während dieser Zeit war die stärkste Einfuhr in Großbritannien in demjenigen Jahre, wo der Preis am niedrigsten war! Da habe nicht einmal die Ermäßigung des Preises um ein Viertheil einen Einfluß auf die Verminderung des Umfanges der Einfuhr gehabt. Ueberdies fangen die großen Prairien des Westens erst an, besiedelt zu werden. Sie bilden ein unermeßliches Gebiet, welches an natürlicher Fruchtbarkeit das alte Ackerland der Oststaaten so weit überragt, daß dort aus derselben
der Landwirthschaft.
Fläche der doppelte und zuweilen der dreifache Ertrag der Oststaaten erzielt wird.
Dieses Verhältniß muß sich in der Zukunft für die Getreideproducenten des Westens noch günstiger gestalten, weil das amerikanische Eisenbahnnetz nicht nur in wahrhaft großartigem Maßstabe vervollständigt wird, sondern weil von den fünf Pacific-Bahnen, welche seit der Eröffnung der Central-Pacific-Linie unternommen, während der Krisis suspendirt und jetzt wieder im Bau begriffen sind, zwei im Norden, nämlich die Nord-Pacific-Bahn und die Canadische Linie, den Continent gerade in jener Gegend durchschneiden, welche wohl als die künftige Kornkammer des Abendlandes betrachtet werden kann.
Daneben werden noch fortwährend höchst beachtenswerthe Anstrengungen zur Vervollkommnung der Binnenschifffahrt gemacht. Auf dem Eriecanal wurden die einfachen Schleusen in Zwillingsschlensen verwandelt und, um die Concurrenz von fünf durchgehenden Eisenbahnlinien auszuhalten, 100000 Dollars für die Con- struction eines neuen Canal-Schraubendampfers an Ingenieur Baxter bewilligt, durch welchen eine bedeutend höhere Leistungsfähigkeit des Canals in Schnelligkeit und Billigkeit gegen den Pferde- und gewöhnlichen Dampferbetrieb erzielt wird. Trotz dieser erst seit sechs Jahren eingeführten Verbesserung wurde noch auf einem Drittheil des Canals der Versuch mit einem Tauereibetriebe nach belgischem System gemacht. Derselbe hat sich aber nicht bewährt, so daß der Oberinspector des Canals in seinem Jahresberichte von 1880 den Antrag stellte, das System wieder zu entfernen. Gleichzeitig beantragte er aber auch mehrere Maßregeln, worunter insbesondere die Herabsetzung des Schiffszolls, um die Concurrenz der canadischen Canäle zu bestehen, welche bis jetzt zwar den Verkehr der Vereinigten Staaten noch wenig beeinträchtigt haben, dieselben aber für die Zukunft mit großen Gefahren bedrohen. Gegen das östliche Ende der ungeheuren Binnenwasserstraße der oberen Seen scheidet sich nämlich am Ausgange des Eriesees die canadische von der New-Aorker Wasserstraße, indem die letztere von Buffalo durch den Eriecanal den Hudsonfluß und auf diesem New- Jork erreicht, während die erstere durch