Heft 
(1881) 298
Seite
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Literarische Mittheilungen.

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die einschlägige Literatur bis auf die Gegen­wart gewissenhaft berücksichtigt worden ist, weshalb dieselbe nach ihrer Vollendung ein vollständiges und harmonisches Bild von dem gegenwärtigen Stande unserer Kenntniß der Gefäßkryptogamen gewähren wird.

Die vom Professor vr. B. Frank in Leip­zig gelieferte, durch 46 ebenfalls sehr gute Holzschnitte erläuterte Abhandlung über die Pflanzenkraukheiten, welche die dritte Lie­ferung ganz, die vierte zu zwei Dritteln füllt, macht, obwohl sie 244 Seiten umfaßt, doch weniger den Eindruck einer abgerundeten Mono­graphie, wie z. B. die eben besprochene Ab­handlung von Sadebeck, als vielmehr den eines kurz gefaßten Repertoriums. Es soll dieses Urtheil keinen Vorwurf oder Tadel für den Verfasser begründen, welcher sich redlich Mühe gegeben und einen bewundcrnswerthen Fleiß angcwendet hat, um dem Leser eine klare Uebersicht über die zahllosen bis jetzt veröffent­lichten Beobachtungen und Forschungen auf dem weiten Gebiete der Phytopathologie zu geben. Daß seine schätzenswertste und inhalts­reiche Abhandlung nicht anders ausgefallen ist und ausfallen konnte, liegt vielmehr in der zu großen Beschränktheit des ihm gestatteten Raumes und in der ungeheuren Masse des zu einem systematischen Ganzen zu bearbeitenden Materials. Dem Referenten ist nicht bekannt, welcher Umfang seitens der Redaction der Morphologie, Histiologie und Physiologie der Phancrogamen zugestandeu werden wird: so viel aber steht fest, daß 244 Seiten für das Gebiet der Pflauzcnpathologie ein viel zu kleiner Raum war, weshalb auch die Darstellung des Stoffes in vielen Capiteln nur fragmentarisch ausfallen konnte. Jeder der vier Abschnitte, in welche der Verfasser die Pflanzenkrankheiten sehr sachgemäß eingetheilt hat, hätte eine be­sondere, eine ganze Lieferung füllende Abhand­lung bilden mögen, insbesondere der dritte (Krankheiten, welche durch andere Pflanzen be­ziehungsweise parasitische Pilze hervorgebracht werden), welcher in Anbetracht des vorhandenen überreichen Materials nur eine kurze systematisch geordnete Uebersicht der betreffenden Erschei­nungen genannt werden kann, indem mit Aus­nahme einiger der bekanntesten und wichtigsten parasitischen Krankheiten landwirthschaftlicher Culturgewächse (z. B. der Kartoffelkrankheit) die meisten jener Krankheiten nur sehr kurz besprochen worden sind. So ist z. B. der Lärchenkrebs, welcher schon eine umfangreiche Literatur veranlaßt hat, indem er unstreitig eine der wichtigsten Krankheiten der forstlichen Culturpflanzen bildet, auf S. 484 bloß mit dreizehn Zeilen abgethan, wobei bemerkt werden mag, daß diese Krankheit nicht durch Uarä?:» Lollum., sondern, wie Rob. Hartig nachgewiesen hat, durch einen bisher unbe­

kannten Becherpilz IVilMommii) ver­

anlaßt wird. Ueber die interessante Ent­wickelungsgeschichte dieses wie vieler anderer parasitischer Pilze ist, offenbar aus Raum­mangel, gar nichts mitgetheilt. In der Einleitung entwickelt der Verfasser den Begriff der Pflanzenkrankheit und stellt den Umfang und die Aufgabe der Phytopathologie fest. Da er auch alle abnormen Bildungsabweichungen (z. B. Monstrositäten) als pathologische Zustände betrachtet, so war er genöthigt, auch die ge­stimmte Teratologie mit in das Bereich der Pathologie zu ziehen, wodurch natürlich deren Umfang noch beträchtlich vergrößert wird. Es wäre vielleicht zweckmäßiger gewesen, der Lehre von den nicht durch Schmarotzerpilze oder Thiere bedingten Bildungsabweichungcn eine besondere Abhandlung zu widmen. Die Krank­heitserscheinungen selbst hat der Verfasser sehr- richtig nach deren Ursachen eingetheilt. Dem­gemäß werden im ersten Abschnitt die Krank­heiten besprochen, denen Wirkungen mechanischer Einflüsse zu Grunde liegen, und zwar im ersten Capitel die Wirkungen des Raummangels, im zweiten diejenigen der Wunden. Raummangel kann nur teratologische Erscheinungen veran­lassen (z. B. Plattwerden der Wurzeln in Fels­spalten). Den Verwundungen und ihren Folgen hat der Verfasser zwar einen verhältnißmäßig großen Raum eingeräumt (71 Seiten), dennoch konnten manche Erscheinungen, wie z. B. die so mannigfaltigen und interessanten Jnsecten- beschädigungen und deren Folgen nur sehr- fragmentarisch behandelt werden. Außer den eigentlichen Verwundungen werden auch die bisweilen als Begleiterinnen von Wunden auf­tretenden abnormen Secretionen (Harz- und Gummifluß, Mannafluß) und die Maserbildung besprochen, sowie die Heilung durch Wundkork, Callusbildung und Ueberwallung, endlich auch die infolge von Verwundungen häufig vor­kommenden Zcrsetzungserscheinungen, wobei die Roth- und Weißfäule des Kernholzes lebender Bäume, soweit diese durch äußere Verwundungen bedingt wird, eine Berücksichti­gung findet. Dabei macht der Verfasser auf eine eigenthümliche, bei Birken-, Buchen- und Eichenholz sehr selten vorkommende, von der Wissenschaft bisher noch ganz unbeachtet ge­bliebene Fäulnißform aufmerksam, bei der sich das Holz grün färbt, weshalb er sie Grünfäule nennt. Schließlich wird noch der sogenannte Baumkrebs kurz erörtert, da diese noch keines­wegs genügend erforschte Krankheit häufig durch -Verletzungen (z. B. durch die Blutlaus) veranlaßt zu werden scheint. Daß beim Krebs auch parasitische Pilze spielen, ja manche For­men desselben (z. B. der Tannenkrebs) lediglich durch solche herbeigeführt werden, ist bekannt­lich durch de Vary und Rob. Hartig nach­gewiesen worden. Der zweite Abschnitt um-