Heft 
(1881) 298
Seite
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Jllustrirte Deutsche Monatshefte.

faßt die Krankheiten, welche durch Einflüsse der anorganischen Natur hervorgebracht werden. Im ersten Capitel (Wirkungen des Lichtes be­ziehungsweise Lichtmangels) werden die Erschei­nungen des Vergeilens, des Erstickens durch Verdämmung, des Lagerns des Getreides u. a. besprochen, im zweiten Capitel (Wirkungen der Temperatur) zunächst die schädlichen Einflüsse zu großer Wärme und Trockenheit, dabei auch die Sonnenrisse der Obstbäume (denSonnenbrand" in Wäldern hat der Verfasser übersehen), so­dann die mannigfachen Wirkungen des Frostes, dabei auch die Veränderungen, welche Pflanzen- theile beim Gefrieren und Aufthauen erleiden, die Empfindlichkeit der Pflanzen gegen Frost u. s. w., endlich auch die Störung des Lebens- processes infolge der Ueberschreitung der Tem­peraturgrenzen in Bezug auf Wachsthum, Wurzelthätigkeit und Ergrünung des Chloro­phylls. Im dritten Capitel (Beschaffenheit des Mediums) finden wir die nachtheiligen Wirkun­gen abgehandelt, welche ein unpassendes Me­dium, ungenügende Durchlüftung des Bodens, zu großer Reichthum desselben an Feuchtigkeit und Nährstoffen, Trockenheit oder ein unpassen­des Mischungsverhältniß der Nährstoffe des Bo­dens, ferner die Bestandtheile der Luft (Man­gel oder Ueberfluß an Sauerstoff oder Kohlen­säure), endlich Gifte (schwefelige Säure, Hütten- und Steinkohlenrauch u. a. m.) auf die Pflanzen ausüben können. Unter der Rubrik: Folgen des Reichthums des Bodens an Nährstoffen u. f. w. sind die meisten teratologischen Er­scheinungen (Riesenwuchs, Wasserreiser, Kropf-, Pelorienbildung, Verlaubung, Verbänderung, Blüthenfüllung, Durchwachsungen von Blüthen und Früchten, Lebendiggebären u. a. m.) be­sprochen. Der dritte Abschnitt handelt, wie schon erwähnt, von den durch andere (para­sitische) Pflanzen erzeugten Krankheiten. Die Pilzkrankheiten sind naturgemäß nach der syste­matischen Reihenfolge der betreffenden Pilz­familien eingetheilt. Den Schluß des Ab­schnittes bildet eine mit Recht ganz kurz gehaltene Besprechung der in Europa vorkom­menden phanerogamen Schmarotzer (Mistel, Flachsseide u. a.). Der vierte Abschnitt ist den durch Thiere hervorgebrachten Krankheiten ge­widmet. Derselbe zerfällt in zwei Capitel von sehr ungleichem Umfange, indem im ersten die­jenigen Parasiten, welche eine auszehrende

Wirkung auf ihre Nährpflanze ausüben (viele Pflanzenläuse) auf nur einer Seite, im zweiten auf 38 Seiten die gallenerzeugenden Schma­rotzer abgehandelt werden. Letztere sind aller­dings die weitaus interessanteren, indessen hätte den Parasiten der ersten Kategorie doch etwas mehr Platz eingeräumt, namentlich auch die Wirkung des animalischen Mehl- und Honig- thaues auf die davon befallenen Pflanzen er­örtert werden sollen. Im zweiten Capitel fin­den wir zwar die Gallenbildungen, zu denen der Verfasser auch die erst in neuester Zeit richtig erkannten, nämlich durch mikroskopische Milben erzeugten Haargebilde rechnet, welche lange Zeit für eine Pilzbildung gegolten haben und als solche unter dem Namen Lrlneum beschrieben worden sind, eingehend geschildert und durch zahlreiche gute Abbildungen illu- strirt, nirgends aber die Thiere beschrieben, welche die Gallen erzeugen. Eine Beschreibung derselben, die viel Raum in Anspruch genom­men haben würde, wäre auch nicht uöthig ge­wesen; wohl aber hätte bei jedem der bei­gefügten Gallenabbildungen das betreffende Thier daneben abgebildet werden können. Selbstverständlich ist auch die in neuester Zeit so verheerend ausgetretene Reblaus berück­sichtigt.

Wir haben den Inhalt der Frank'schen Ab­handlung deshalb ausführlich mitgetheilt, um deren große Reichhaltigkeit, aus welcher zugleich der schon erwähnte gewaltige Umfang der Phytopathologie ersichtlich wird, gebührend hervorzuheben. Wenn auch diese Abtheilung aus den schon angeführten Gründen sich we­niger als die vorhergehenden Abhandlungen zu einer anziehenden Lectüre eignet, so bildet sie dafür ein fast vollständiges Repertorium über das gestimmte Gebiet der Pflanzenkrank­heitslehre, in welchem der Fachmann wie der Laie in der Regel die gewünschte Auskunft finden wird, da der Verfasser die einschlägige Literatur auf das gewissenhafteste berücksichtigt, auch die Quellen, aus denen er geschöpft, überall angegeben hat. Die Besprechung der vom Herrn Prof. I)r. O. Drude in Dresden ver­faßten Abhandlung über die Morphologie der Phanerogamen wollen wir, da von ihr nur der Anfang vorliegt, bis nach ihrer Vollendung verschieben.

Prof. Do. M. Willkomm.

Philosophische Werke.

Das letzte Jahrzehnt hat mehr hervorragende Arbeiten über die Intelligenz der Menschen in Deutschland gebracht als mehrere Decennien vorher. In der Regel pflegen solche Werke unter dem Titel derLogik" die Formen des

menschlichen Denkens und die Art, wie das­selbe seine Aufgaben verwirklicht, zu entwickeln. Faßt man die verschiedenen Richtungen ins Auge, deren Bertheidigung diese Schriften ge­widmet sind, so knüpfen zwei sehr bedeutende,