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Literarische Mitt Heilungen.
schon deutlicher hervor. Aus der Analyse des Urtheils ließen sich bereits die Fnnctionsgesetze des Denkens ablciten. Der Satz vom Grund und der Folge ist so gut ein solches Functionsgesetz unseres Denkens als der Satz von der Uebercinstimmung, vom Widerspruch, vom ausgeschlossenen Dritten. Aber diese Axiome wollen nicht ein Urtheil begründen, daß dieses oder jenes Einzelne sei. Aus der Nothwendig- keit unseres Vorstellcns, welche die Functions- gesctze unseres Denkens aussprechen, folgt nicht die Nothwcndigkcit realer Thatsachcn und ihrer Verhältnisse. Es giebt keine Axiome, aus denen die Existenz oder die Verhältnisse von realen Thatsachcn folgten. Vielmehr ist das Dasein einer äußeren, für Alle selbigen Welt ein Postulat unseres Wissens- und Erkenntniß- triebcs, und nun werden durch die Natur unserer Wahrnehmungen gewisse allgemeine Voraussetzungen gefordert, um ihre Beziehung auf ein Seiendes außer uns möglich zu machen. Der Leitfaden bei der Auffindung dieser Voraussetzungen liegt in dem Princip: es ist unmöglich, daß dasselbe zugleich sei und nicht sei. Denn würde die Möglichkeit vorausgesetzt, daß das Seiende den Widerspruch vertragen könne, während nur unser Denken den Widerspruch ausschließe, alsdann wäre damit jedes Streben vernichtet, dasselbe zu erkennen. Die Voraussetzungen, unter denen wir das Seiende aufzufassen versuchen, unterliegen nun in der Geschichte der Wissenschaften einer beständigen Berichtigung und Umbildung. Liegt doch ihre Evidenz nur darin, daß sie die Erfahrungen in Zusammenhang bringen, und so wird die Erfahrung sie entwickeln, bestätigen, berichtigen oder aufheben. In diesem Zusammenhang hat sich auch das Postulat befestigt, daß das Seiende nach all- gemeingültigen Gesetzen bestimmt sei.
Die Anforderungen an das Denken, daß es nothwcndig und allgemein sei, hatten also in diesem zweiten Theile dazu geführt, die beiden Normen zu entwickeln, welchen das Urtheil genügen muß. Die Elemente des Urtheils müssen durchgängig bestimmt, d. h. begrifflich fixirt sein, und der Urtheilsact muß aus nothwendige Weise aus seinen Voraussetzungen hervorgehen. Sonach entwickelte dieser zweite Theil die Lehre von den Begriffen und Schlüssen.
Der dritte und am meisten umfangreiche Theil dieser Logik leitet nunmehr aus dem Entwickelten die Regeln des Verfahrens ab, durch welches von dem unvollkommenen Zustande des natürlichen Denkens aus der Zustand vollendeten Denkens erreicht wird. Er handelt von den Methoden, zu richtigen Begriffen und brauchbaren Voraussetzungen von Urtheilen und Schlüssen zu gelangen. Seinen Mittelpunkt bildet die Theorie der Induktion als des Verfahrens, aus einzelnen
Wahrnehmungen allgemeine Begriffe und Sätze zu gewinnen.
Dieser Wille der Erkenntniß vollzieht sich als Erkenntniß der Welt, wie sie in der Wahrnehmung gegeben ist, in einem nach Raum und Zeit vollständigen Weltbild, in einer Classification des so in der Anschauung Gegebenen und in der Aufstellung des in ihm herrschenden Causalzusammenhangs. Als Besinnung auf die letzten Ziele unseres Wolleus vollendet er sich in der Aufstellung eines höchsten Zwecks, der alle einzelnen Handlungen in sich befaßt, und der Einsicht, daß derselbe unbedingt gewollt werden soll. Man bemerkt wohl, daß ein solches Ziel der Erkenntniß Voraussetzungen in sich schließt, die also schließlich als Postulate unseres Dcnkenwollens sich darstellen. Wir setzen voraus, daß unsere gegebenen Wahrnehmungen sich den Formen unseres Denkens einfügen, und wir setzen andererseits voraus, daß unser wirkliches Thun , sich einem einheitlichen Zwecke unterordnen lasse.
Unter diesen Bedingungen also steht die . Methodenlehre; mit diesen Postulaten oder Voraussetzungen arbeitet sie. Für die Erreichung ihres Zieles klar und begrifflich bestimmter und allgemcingültigcr Wahrheiten muß sie zuerst eine Analyse von all' unseren Vorstellungen in ihre einfachsten Elemente vollziehen. Ein erheblicher Theil des zweiten Bandes ist dieser Absicht gewidmet und die Analyse der Raum-, der Zeitvorstellungen u. a. meisterhaft. Nun gilt es, die Grenzen zu bestimmen, innerhalb deren eine von festen Regeln bestimmte Synthese dieser Elemente möglich ist, und die Regeln dieser Synthese aufzustellen. Auf dieser Grundlage werden dann sowohl die Methoden logisch vollkommen strenger Ur- theilsbildung, die Methoden der Deduction, als diejenigen einer freieren Beziehung des empirisch Gegebenen auf allgemeinen Principien, der Jnduction und schließlich die Theorie der Classification behandelt. In diesen Abschnitten tritt der volle Gegensatz des vorliegenden Werkes zu der Logik von John Stuart Mill hervor.
Wir haben dieses Werk ausführlich charak- terisirt, weil wir von der Annahme ausgehen, daß dasselbe bestimmt sein wird, in Deutschland den empiristischen logischen Werken gegenüber ein andauerndes Gegengewicht zu bilden. Nicht selten daher werden wahrscheinlich viele Leser dieser Zeitschrift dies Werk erwähnen und Berufung auf dasselbe entlegen hören.
Diesen Standpunkt der empiristischen Logik, vertritt in Deutschland nunmehr in gründlicher Weise, und zwar in einer eigenthüm- lichen Vermittelung mit einigen Ergebnissen Kant's, das in einem ersten Bande uns vorliegende Werk: Logik. Von Wilhelm Wundt. Bd. I. (Stuttgart, F. Enke.) Ein sofort in die Augen fallendes Verdienst des Werkes ist, daß