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Jllustrirtc Deutsche Monatshefte.
es die logischen Arbeiten von Jcvons und Boole in England gründlich benutzt und in ihren Ergebnissen ausgenommen hat. Schon diese Thatsache wird viele Leser dem Werke zuführen, denn es sind sauber abgesonderte Einzel- capitel, welche diese Behandlung der Logik dem deutschen Publikum zugänglich machen. Inzwischen nicht minder wichtig ist, daß der bedeutende Verfasser der „Physiologischen Psychologie" den ihm eigenen Standpunkt in der Ver- theidigung und Begründung des Empirismus nun auch auf dem logischen Gebiete durchzu- sühren unternimmt. So lebhaft als möglich weisen wir auf das bedeutende Werk hin. Es ist demselben besonders zu Gute gekommen, daß die Thatsachen und Methoden der Naturwissenschaften dem Verfasser ebenso nahe liegen
als die der Philosophie. Seine Schreibart ist vortrefflich, die elegante Klarheit derselben gestattet auch, schwierigen Untersuchungen ohne Anstrengung zu folgen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird dies Werk für den Standpunkt, welchen Wundt vertritt, in Deutschland das Hauptwerk werden, und es wird vor Allem von der Durchführung der Mcthodenlehre im zweiten Bande abhängen, ob es demselben gelingen wird, in Bezug auf diesen Standpunkt Mill's bekanntes Werk zu ersetzen. Wenn wir uns auf diese Mittheilung beschränken, so ist dies darin begründet, daß erst der zweite Band gestatten wird, darüber zu nrthcilen, wie weit das in diesem ersten Entwickelte zureiche, allen Thatsachen der Intelligenz gerecht zu werden.
Zur Literaturgeschichte.
Einen interessanten Beitrag zur Geschichte der chinesischen Literatur empfangen wir in: Schi-King. Das kanonische Liederbuch der Chinesen. Von Victor v. Strauß. (Heidelberg, Carl Winter's Universitätsbuchhandlung.) Das vorliegende Werk nimmt in der altchinesischen Poesie die erste Stelle ein, denn die Chinesen haben kein Epos hervorgebracht, da ihr Gottesbcwußtsein die eine gestaltlose Macht des höchsten Herrn jederzeit hinaushob über das menschliche Leben: keine Göttersöhne, keine mythologische Zeit finden wir bei ihnen. Wo aber das nationale Epos fehlt, kann sich auch kein Drama anschließen. Die ältesten Lieder, die in dieser Sammlung vereinigt sind, treten daher in den Mittelpunkt der altchinesischen Literatur. Sie sind zusammcngestellt etwa um 483 vor Christo. Wir besitzen bereits mehrere Uebertragungen in europäische Sprachen, jedoch zeichnet sich die vorliegende, welche zuerst in deutschem Gewände dieses Liederbuch erscheinen läßt, selbst vor der bekannten englischen durch eine sich an das Werk anschließende Genauigkeit aus.
Wir haben früher bereits auf eine Geschichte der französischen Literatur aufmerksam gemacht, deren zweiter Band jetzt vorliegt: Geschichte der fransösischen Literatur im siebzehnten Jahrhundert. Von Ferdinand Lotheissen. (Wien, Verlag von Carl Gcrold's Sohn.) Das Buch hat die Literatur unter dem Einstuß der aristokratischen Gesellschaft zu seinem Gegenstände und umfaßt die Zeit von 1636 bis 1653. Den Mittelpunkt dieses Bandes bildet Corneille, und man wird mit lebhaftem Interesse den Nachweis lesen, daß er der Dichter der Aristokratie und ihrer Epoche war: es ist die Zeit der Fronde und der Kämpfe, die sich an ihren Namen knüpfen, welche in ihm zu
Worte gelangt. Daher erklärt sich auch, daß nach der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts die unumschränkte Monarchie sich erhob und damit der Geschmack sich änderte, Corneille aber im Gegensatz zu neu aufkommenden Richtungen zurücktrat. Der philosophische Vertreter dieser großen Zeit ist Descartes. Jedoch tritt sein System und dessen Bedeutung über das Zeitalter hinaus, und sein Einfluß ist in beständigen! Wachsen geblieben während des siebzehnten Jahrhunderts. Lotheissen hebt mit Recht hervor, daß dies auch in Bezug auf seine Form gelte. Man kann sagen, daß erst Descartes die clas- sischc Prosa der Franzosen geschaffen hat. Das ganze Jahrhundert hindurch hat sie den Charakter behalten, den ihr Descartes gegeben hat.
Von Neudrucken deutscher Dichter sind wieder mehrere Bände erschienen: Deutsche Dichter des sechzehnten Jahrhunderts. Herausgcg. von Carl Gödeke und Julius Tittmann. Dreizehnter Band: „Die Schauspiele der englischen Komödianten in Deutschland" (Leipzig, F. A. Brockhaus) und „Die drei ärgsten Erz- narrcn in der ganzen Welt. Roman von Christian Weise. Abdruck der Ausgabe von 1673." (Halle a. S., Max Niemcyer.) Man kennt die Bedeutung, welche das Erscheinen der Dramen Shakespeare's auf deutschem Boden für unsere Literatur hatte. Daher ist der Abdruck der Sammlung englischer Komödien und Tragödien von 1620 sehr dankenswertst. Der Roman von Christian Weise ist eines der besten Prosawerke des siebzehnten Jahrhunderts; ist er auch mehr eine Zusammenstellung einzelner Scenen des Lebens als ein Roman in unserem Sinne, so ist er doch hierdurch als Sittenschilderung nur um so interessanter. Er tritt in ausdrücklichen Gegensatz zu dem drei Jahre vorher erschienenen „Simplicissimus".