Heft 
(1881) 299
Seite
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Storm: Der H

der Herr Etatsrath nicht mehr; seine Hand, in welcher er znvor die Pfeife ge­halten hatte, hielt jetzt einen vom Stamme halb abgerissenen Lindenzweig umklam­mert, und seine Augen stierten nach dem Kirchhof, wo hinter uns die schwarze Grube zugeworfen wurde; ich glaube gar nicht, daß er uns gesehen hat."

So erzählte mir der alte Handwerks­mann, mit beiden Armen über seine Gartenplanke lehnend, und da auch ihm die Pfeife dabei ausgegangen war, so nahm er aus meinem dargebotenen Täsch­chen eine Cigarre und blies dann wieder, mit behaglichem Schmunzeln über das ungewohnt gute Kraut, die blauen Wol­ken vor sich hin.Es ist ja heute kein Begrübniß," sagte er wie entschul­digend.

-Phia Sternow ruht neben ihrer

fast in gleicher Jugend, aber ohne eine gleiche Kränkung der öffentlichen Meinung Hingeschiedenen Mutter; wie ich mich später überzeugte, unter jenem vernachlässigten Hügel, ans dem ich einstmals ihren Sy- riugenkranz gefunden hatte. Eine Willi ist sie nicht geworden, nur ein verdäm­mernder Schatten, der mit anderen eben solchen noch mitunter vor den Augen eines alten Mannes schwebt. Arme Phia! Armer Archimedes!

H -j-

err Etatsrath.

Ich schwieg. Mein junger Freund, dem ich dies Alles auf eine hingeworfene Frage erzählt hatte, sah mich kritisch an: Ist das eine Novelle, deren Sie mich da gewürdigt haben?" frug er und langte aufs Neue in die Cigarrenkiste, die ich ihm mittlerweile zugeschoben hatte.

Eine Novelle? Ich glaube kaum; wenn Sie durchaus classifieiren müssen, so stellen Sie es zu den , Zerstreuten Capiteln ff die ich neulich so sein mit LÄpital äi88ip6^ übersetzt gelesen habe."

Hm, ich verstehe. Und der Herr Etatsrath, was ist aus dem geworden?"

Nun, was zuletzt aus Allen und aus Allem wird! Da ich einst nach elf­jähriger Abwesenheit in unsere Vaterstadt zurückkehrte, war er nicht mehr vorhanden; Viele wußten gar nicht mehr von ihm; auch sein Amt existirte nicht mehr, und seine vielgerühmten Deichprofile sind durch andere ersetzt, die selbstverständlich nun die einzig richtigen sind; Sie aber sind der Erste, dem ich die Ehre hatte zu er­zählen, daß ich den großen Mann mit eigenen Augen noch gesehen habe."

Hm; und Herr Käfer?"

Ich bitte, fragen Sie mich nicht mehr! Wenn er noch lebt, so wird er jedenfalls sich wohl befinden; denn er verstand es, seine Person mit Anderen zu sparen."

Das hol' der Teufel!" sagte mein ungeduldiger junger Freund.