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Storm: Der H
der Herr Etatsrath nicht mehr; seine Hand, in welcher er znvor die Pfeife gehalten hatte, hielt jetzt einen vom Stamme halb abgerissenen Lindenzweig umklammert, und seine Augen stierten nach dem Kirchhof, wo hinter uns die schwarze Grube zugeworfen wurde; ich glaube gar nicht, daß er uns gesehen hat."
So erzählte mir der alte Handwerksmann, mit beiden Armen über seine Gartenplanke lehnend, und da auch ihm die Pfeife dabei ausgegangen war, so nahm er aus meinem dargebotenen Täschchen eine Cigarre und blies dann wieder, mit behaglichem Schmunzeln über das ungewohnt gute Kraut, die blauen Wolken vor sich hin. „Es ist ja heute kein Begrübniß," sagte er wie entschuldigend.
-Phia Sternow ruht neben ihrer
fast in gleicher Jugend, aber ohne eine gleiche Kränkung der öffentlichen Meinung Hingeschiedenen Mutter; wie ich mich später überzeugte, unter jenem vernachlässigten Hügel, ans dem ich einstmals ihren Sy- riugenkranz gefunden hatte. — Eine Willi ist sie nicht geworden, nur ein verdämmernder Schatten, der mit anderen eben solchen noch mitunter vor den Augen eines alten Mannes schwebt. — Arme Phia! Armer Archimedes!
H -j-
err Etatsrath.
Ich schwieg. Mein junger Freund, dem ich dies Alles auf eine hingeworfene Frage erzählt hatte, sah mich kritisch an: „Ist das eine Novelle, deren Sie mich da gewürdigt haben?" frug er und langte aufs Neue in die Cigarrenkiste, die ich ihm mittlerweile zugeschoben hatte.
„Eine Novelle? Ich glaube kaum; wenn Sie durchaus classifieiren müssen, so stellen Sie es zu den , Zerstreuten Capiteln ff die ich neulich so sein mit LÄpital äi88ip6^ übersetzt gelesen habe."
„Hm, ich verstehe. Und der Herr Etatsrath, was ist aus dem geworden?"
„Nun, was zuletzt aus Allen und aus Allem wird! Da ich einst nach elfjähriger Abwesenheit in unsere Vaterstadt zurückkehrte, war er nicht mehr vorhanden; Viele wußten gar nicht mehr von ihm; auch sein Amt existirte nicht mehr, und seine vielgerühmten Deichprofile sind durch andere ersetzt, die selbstverständlich nun die einzig richtigen sind; Sie aber sind der Erste, dem ich die Ehre hatte zu erzählen, daß ich den großen Mann mit eigenen Augen noch gesehen habe."
„Hm; und Herr Käfer?"
„Ich bitte, fragen Sie mich nicht mehr! Wenn er noch lebt, so wird er jedenfalls sich wohl befinden; denn er verstand es, seine Person mit Anderen zu sparen."
„Das hol' der Teufel!" sagte mein ungeduldiger junger Freund.