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Jllustrirte Deutsche Monatshefte.
erhalten suchen und die Musiker durch Lobeserhebungen sich geneigt erhalten: „Jeder, auch der schlechteste Bratschist ist aufs empfindlichste gerührt, wenn man ihn täte ä tsl6 lobt, und wird dadurch eifriger und aufmerksamer, und so eine Höflichkeit kostet dir nichts als ein paar Worte."
Die Proben der Oper „Jdomeneus" begannen actweise, noch lange Zeit, bevor das Ganze fertig war. Am 1. December 1780 schreibt Mozart über die erste Orchesterprobe, welche „außerordentlich gut ausgefallen" war, und erst im Januar des neuen Jahres zeigte er an, nachdem der zuvor bestimmt gewesene Tag für die Aufführung hinausgeschoben worden war, daß nun die Hauptprobe am 27. Januar und die Aufführung am 29. sein solle.
Doch nach diesen beiläufigen Notizen über Mozart's erste Oper haben wir zum eigentlichen Gegenstände dieser Betrachtungen, zu seinen Bildnissen, zurückznkeh- ren, und zwar zu derjenigen Gruppe, welche aus seinen letzten Lebensjahren herrührt. Das Salzburger „Mozarteum" besitzt auch das gute, aber unvollendete Bildniß, welches nur wenige Monate vor dem Tode Mozart's von seinem Schwager Lange gemalt wurde. Josef Lange, welcher Aloysia Weber, die Schwester von Mozart's Frau, geheirathet hatte, war Hofschanspieler, dilettirte aber auch als Maler. Sein Mozart-Bild gehört jedenfalls zu den angenehmsten Bildnissen des großen Künstlers. Der Kops, ganz im Profil, ist offenbar etwas verschönt, aber mit großer Liebe und Sorgfalt ansgeführt. Mozart sitzt am Flügel, mit den Händen die Tasten berührend; aber diese ganze untere Partie des Bildes ist unausgeführt geblieben. Bon diesem Bildniß, welches jedenfalls das letzte aus des Künstlers Lebenszeit war, existirt eine sehr gelungene Lithographie von Ed. Lehmann.
Einige Jahre vorher wurde Mozart noch zweimal porträtirt, einmal von Tischbein und ein andermal von Doris Stock in Dresden. Das Tisch dein'sche Porträt (im Besitz von Andrä in Frankfurt a. M.) ist in neuerer Zeit in gutem Stich erschienen, aber es macht am wenigsten den Eindruck der Aehnlichkeit. Die Züge sind viel zu bestimmt, die Formen des Gesich
tes zu scharfkantig. Es widerspricht sowohl den anderen anerkannt ähnlichen Bildnissen, wie auch den Beschreibungen, die wir von Mozart's Persönlichkeit erhalten haben.
Offenbar viel mehr der Wahrheit entsprechend ist die reizende Zeichnung, welche im Jahre 1789 (also zwei Jahre vor seinem Tode) Doris Stock bei Mozart's damaliger Anwesenheit in Dresden machte. Wir haben von dieser seinkünstlerischen Arbeit auch einen ihrem Werth entsprechenden vorzüglichen Stich von Ed. Mandel, welcher vor längerer Zeit in dem Schröder- schen Kunstverlag in Berlin erschienen ist. Dies kleine Bildniß besticht nicht allein durch die anmuthige und künstlerische Zeichnung, sondern auch durch den vollkommen geistigen Ansdruck, der diesen Kopf belebt. Ich glaube, daß die in neuerer Zeit am meisten verbreitete Büste Mozart's, mit ausstehendem Kragen, das hinten herabfallende Haar leicht znsammengeschlnngen, hauptsächlich auf diese Zeichnung von Doris Stock gegründet ist. Eine ältere Mozart- Büste stimmt mehr mit dem späteren der von Posch gefertigten Reliefbildnisse überein.*
Hiermit kommen wir endlich zu den verschiedenen Reliefporträts und damit zu dem eigentlichen Anlaß dieser Mittheilnn- gen: zu dem bisher noch unbekannt gebliebenen Medaillonrelief, von welchem hier eine etwas vergrößerte Copie beigefügt ist. In allgemeinen Äußerlichkeiten, in Haltung und in der Tracht, stimmt dies Porträt wohl am meisten mit dem ersten, im Jahre 1789 von Posch gefertigten Reliefbild in Bnchsbaum überein, ist aber jedenfalls eine durchaus selbständige Arbeit, und das Original stammt zuverlässig aus Mozart's Lebenszeit. Er hatte diese reizende Arbeit seiner Frau Constanze als Schmuck geschenkt, und sie trug das auf dunklem Stahl befestigte Bild an ihrem Gürtel. '
Gegenwärtig — und zwar seit dreiundzwanzig Jahren — ist es im Besitze der ehemaligen ausgezeichneten Sängerin
* Jene alte Büste, in antiker Auffassung gleich dem erst im Jahre 1820 von Posch gearbeiteten zweiten Medaillonrelief, kenne ich aus einem Exemplar im Besitze des jüngst verstorbenen Freiherrn M. M. v. Weber, dessen Vater mit Mozart's Gattin, Constanze Weber, verwandt war.