586
Jllustrirte Deutsche Monatshefte.
genau ist, daß sein Vater damals im Alter von zweiunddreißig Jahren gewesen sei, so würde dies Bild noch um ein Jahr älter sein als jenes im Jahre 1789 von Posch in Buchsbaum geschnittene Relief.* Aber selbst wenn dies nicht der Fall wäre, so würde Jedermann leicht erkennen, daß eine so ungleich künstlerischere Arbeit, bei so ganz individuellem Ausdruck des Kopses, keine Nachbildung nach einem viel schlechteren Bildniß sein kann.
Das Profil des Bildes von Posch ist wohl am häufigsten nachgebildet worden und hat deshalb für alle späteren Mozart- Bilder die Züge im Allgemeinen sestge- stellt. Aber auch die älteste und beste Nachbildung, ein aus dem nämlichen Jahre herrührender Stich von I. G. Mansfeld, ist nur noch selten zu haben. Obwohl von dem in Koburg befindlichen Reliefbild unser oben beigesügter, etwa um das Doppelte vergrößerter Holzschnitt, aus welchem nur die Stahleinfassung weg
* Außer den beiden Medaillonporträts von Posch von 1789 und 1820, von denen erstens sich ebenfalls im Salzburger „Mozarteum" befindet, epistirt noch ein drittes (aus Wachs gearbeitetes) Reliefbild von I. Schmidt, welches sich in Wien befinden soll.
gelassen ist, bei weitem nicht die Zartheit und künstlerische Schönheit des aus einem Kitt von Wachs und Gips bestehenden Originals anzudeuten vermag, so wird man doch aus einer Vergleichung beider Bildnisse die Uebereinstimmungen sowohl wie die Abweichungen einigermaßen be- urtheilen können.
Sowohl nach den verschiedenen Bildnissen wie auch nach den schriftlichen Mittheilungen über den kleinen blassen Mann mit etwas großem Kops und starker Nase mag sich ein Jeder ein ganz bestimmtes Bild construirt haben, das er in sich fest ausgenommen hat. Ich glaube aber, eines Jeden Vorstellung von der Persönlichkeit Mozart's würde durch das Original des von uns hier mitgetheilten Koburger Bildes oder durch eine die Zartheit des Originals noch treuer wiedergebende Copie ihre Bestätigung und zugleich Vervollkommnung finden. Das liebe Gesicht zeigt uns deutlich, daß des braven Vaters Befürchtung, das „Wunderkind" würde zu schnell groß werden, grundlos war. Mozart ist in gewissem Sinne das Wunderkind bis an sein Ende geblieben: ein Kind an Herz und Gemüth und ein Wunder für alle Zeiten.