Heft 
(1881) 299
Seite
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Jllustrirte Deutsche Monatshefte.

haben, gereicht dem japanischen Patrioten zur Ehre." Darauf wandte er sich mit noch immer verzerrtem Antlitz nach dem Scharfrichter, blickte ihn einige Secunden starr an und rief mit klarer Stimme:Ooi-osobi!" Und den Hals weit hervorstreckend, dem Raben gleich, der sich zum Fluge erhebt, die Zähne fest zusammengepreßt, empfing er regungslos den Todesstreich.

In denIlluMratsll Unckon von 1865 kann derjenige, der sich für Schimidso interessiren sollte, mehrere Zeichnungen von Wirgman finden, welche die Ermordung Baldwin's und Bird's, den Ritt des Mörders durch Aokohama und seine Hinrichtung darstellen.

Der zweite Mörder der englischen Offiziere wurde einige Monate später entdeckt. Die von Schimidso Sedschi über ihn gegebene Auskunft erwies sich als falsch. Sedschi war nicht zum Ver- rüther an seinem Genossen geworden. Dieser nannte sich Mamiya Hadsime, war neunzehn Jahre alt und stammte aus Satzuma. Er besaß nicht die Kraft und Ruhe Sedschi's. Die Gefängnißwärter hatten dies erkannt und ihm, einem japa­nischen Gebrauche gemäß, kurz vor der Hinrichtung ein stark berauschendes Ge­tränk eingegeben. Zwei Henkersknechte, mit denen er sich mit einem blöden Lächeln und lallender Zunge zu unterhalten ver­

suchte, schleppten ihn zum Richtplatze. Als er den Scharfrichter erblickte, lagerte sich ein Ausdruck kläglicher Angst auf seinem Gesichte, und er machte einen ohn­mächtigen Versuch, sich von den Knechten loszureißen. Aber diese zogen ihn un­gestüm vorwärts und warfen ihn zu Boden, und einem hülflosen Thiere auf der Schlachtbank gleich empfing er den Todesstreich.

Nach dem Tode von Baldwin und Bird und der Hinrichtung ihrer Mörder verlautete bis zum Jahre 1869 nichts mehr von unprovocirten Angriffen be­waffneter japanischer Lonin aus Mitglieder der Fremdenniederlassung. Der Bür­gerkrieg wüthete in Japan. Die Lonin hatten sich in die Lager der Aufständischen geworfen und bekämpften den Taikun. Ihre wilde Kampflust fand auf diese Weise Befriedigung, und dieTodjin" hatten nicht mehr darunter zu leiden. Das Leben in Jokohama wurde ein bei­nahe harmloses und friedfertiges, und als ich Japan im Jahre 1869 verließ, fühlte man sich dort so sicher, daß die alte Ge­wohnheit der Fremden, niemals unbe­waffnet auszugehen, verschwunden war und die Neuangekommenen mit Verwunderung von den Mordthaten erzählen hörten, die während der Jahre 1859 bis 1865 das Leben in Jokohama zu einem gefährlichen und abenteuerlichen gemacht hatten.