Heft 
(1881) 299
Seite
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Jllustrirte Deutsche Monatshefte.

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wo ihm das Material ganz zur freien Verfügung gestellt sein wird.

Die Schlußfolgerungen im letzten Ab­schnitt befassen sich mit demUrsprung der Meteorite", mit derErdbildung" und mit derZukunft unseres Planeten". Hiermit wird die philosophische Naturfor­schung nicht bloß gestreift, es wird viel­mehr ihr Gebiet sicheren Schrittes betre­ten, und zwar von einem Boden aus, dessen Festigkeit durch die photographischen Abbildungen auf einer Gesteinbasis von mikroskopisch geprüfter Untrüglichkeit ver­bürgt ist. Die hehre Gedankenbahn aus einem so beschaffenen Grnndbau in astro­nomische Zeit- und Raumsernen unter­hält in maßloser Dehnbarkeit den stetigen Zusammenhang zwischen ihren Endpunkten, der sinnlichen Greifbarkeit einerseits und einer idealen Schlußfolgerung anderer­seits, deren Halt die irdische Wirklichkeit ist.

Auf diesem Gebiete trifft nun Hahn un- vermuthet einen Kampf- und Forschungs­genossen, welcher gleich ihm den Wall, an dem die Fluthen der Schöpfungstheorien sich bisher alle gestaut haben, durch­brochen hat. Es ist Preuß, der seine Lehre als eine durchaus neue, cousequente und in sich widerspruchsfreie bezeichnet, ein Vorzug, den auch Hahn für die seinige in Anspruch nimmt. Es gilt nun, auf dem Wege der Vergleichung nachzuweisen, daß Beide in allen Hauptstücken überein­stimmen und daß die wenigen Ausnahmen erhebliche Schwierigkeiten für eine befrie­digende Ausgleichung nicht erkennen lassen.

Der alleinige Punkt, woran die Hebel mit Erfolg angesetzt werden konnten, war der für die Entstehung des organischen Lebens fertig vorausgesetzte unorganische Erdball. Preuß kehrt, wie vordem Co- pernicus, die Sache einfach um und stürzt die Herrschaft des alten Dogmas. Denn das Organische ist älter als die unorga­nische, durch Umsatz des Organischen ent­standene Materie. Das Unorganische ist das Exorganische, nach Hahn's prägnantem AusdruckLeben vom Leben begraben".

Die Atomenlehre, welche darauf aus­geht, den Weltproceß zu erklären, müht sich vergeblich ab, weil sie die Entstehung der ersten Organismen von einer unorga­nischen, mechanisch zu Stande gekommenen Unterlage abhängig macht. Sie zersplittert sich in einander widersprechende Hypothe­

sen, bis sie mit ihren Schlüssen sich da­durch in einem Zirkel verfängt, daß sie die Atome selbst gerade mit denjenigen Eigenschaften ausstattet, die sie an den Dingen zu erklären versucht. Dem un­geachtet birgt sie als die Stufe der Er- kenntniß, die den Schritt auf eine höhere ermöglicht, die Vorschule zu der neueu, durch die Meteorite erschlossenen Schö­pfungslehre. Ist es ihr doch unverwehrt, den Bann des Zirkels mit einem kühnen Satz über die den Ausweg sperrende Irrlehre zu durchbrechen. Als solche erweist sich nächst dem Dogma von einem ans un­organischer Materie entstandenen Erdball die Begabung der Atome mit Eigenschaften, welche den schon entwickelteren Organis­men, so weit diese der bisherigen Forschung als lebende oder als versteinerte bekannt sind, entlehnt wurden.

Welche Wege Philosophen und Physiker auch eiuschlagen mochten, um über die Vorstellung von Atomen sich zu verständi­gen, sie liefen im besten Falle darauf hin­aus, daß die Atome, in Anbetracht der zugestandenen Planmäßigkeit ihrer ununter­brochenen Bewegungen zu moleculareu und Zellenbildungen, die Baumeister des Weltgebäudes und Ursprung des organi­schen Lebens seien. Zu diesem Zweck hat man sie mit Elasticität, ja mit Empfindung und mit sonst geistigen Zuthaten bedacht. Überschwängliche Vorstellungen dieser Art indessen leiden nicht so sehr an Trübung, daß sie nicht von dem Hintergrund eines ahnungsvollen, an der Wahrheit betheilig­ten Schanens durchschimmert wären. Da jedoch die Sprache aller sachlichen Be­zeichnungen für solche Vorstellungen ent­behrt und sogar im bildweisen Ausdruck hinter denselben zurückbleibt, so haben sie einen Spielraum, dessen Weite es erklärt, wenn feste wissenschaftliche Parolen nicht ausgegeben werden können. Unter diesen Umständen macht es keinen wesentlichen Unterschied, ob jenes erste unsagbareEs" oder Etwas, aus dem die Schöpfung her­vortrat, Aether oder sonst wie benannt wird. Hahn bedient sich mit Kant-Laplace des SprachbehelfsDunstnebel", Preuß führt es alsWeltstoff" ein. Da nun die Atome von jeher ebenfalls in der Rolle des Weltstoffes aufgetreten sind, da ferner Preuß nurorganischen" Weltstoff kennt und da die den Atomen beigelegten Eigen-