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Abbildungen — „die Sonne und das Collodium zusammen täuschen nicht" — vorgeführt hat, nicht umhin kann, alles Andere, was innerhalb und zwischen dieser vorläufigen Grenze und dem unorganischen Weltstoff sich befinden mag, als nicht- oder exorganisch festzuhalten. „Allerdings," räumt Hahn ein, „müßten auch noch Organismen im Eisen, im Erdkern nachgewiesen werden. Diese Aufgabe habe ich mir als nächste gestellt; die bisherigen Resultate lassen ihre Lösung hoffen."
Hahn hat im Eophyllumkalk auch ein Thier gefunden, „das früheste, welches wir kennen." Dem Reichskanzler zu Ehren hat er es Riwnrm LWmai-olli benannt und in seiner vorletzten Schrift deutlichst abgebildet und beschrieben. Die Abbildungen von verschiedenen ganzen Exemplaren und einer Anzahl von Bruchstücken sind neue organische Formen, und „damit ist eine neue Schöpfungsperiode festgestellt."
Die Entdeckungen Hahn's reichen aber noch weiter zurück bis zu der wirklichen Horm der Urzelle, die zugleich für das „Urbild des menschlichen Körpers" gehalten wird. Die Abbildungen derselben erstrecken sich auch auf die Formen der Weiterentwickelung. In der genannten Schrift führt der Verfasser die Entstehung der Urzelle zwar noch ans den Stoff der Erdoberfläche in Verbindung mit dem der Atmosphäre, des Aethers, zurück; später jedoch durch seine Meteoriten-Untersnchung über den allorganischen Bestand des Erdkörpers sicher gemacht, beseitigt er jede Ungewißheit über die erste Zellenbildnng mit den Worten: „Der Anfang des Planeten war die Zelle; sie erhält ihn, so lange noch ein Lichtstrahl die Erde trifft," und befindet sich sonach mit Preuß aus demselben Boden. Wie dem auch sein mag, die Urzelle, die gemeinsame Grundform sowohl des pflanzlichen wie des animalischen Organismus, kann nur die Fortsetzung der ursprünglich organischen Regungen des Weltstoffs gewesen sein. Die hierauf nothwendig gewordene Aufnahme von Ernährung und fernere Umbildung waren allerdings nur möglich von dem exorganischen Untergrund aus, den die Erdoberfläche fortan als Standort und Wohnplatz gewährte.
Wo Hahn in zu große Nähe des Glatt
st e Monatshefte.
eises der Specnlation zu gerathen sich in Gefahr glaubt, bewegt er sich mit äußerster Vorsicht, indem er theils rückwärts auf seine empirischen Standpunkte, theils vorwärts ans noch zu erwartende Resultate eingehenderer, sowohl eigener als fremder Untersuchungen verweist.
Was letztere angeht, so dürfte den Forschungen über die Urzelle die Schrift des im vorigen Sommer verstorbenen Bonner Professors und damaligen Rectors der Universität Do. Johannes von Haustein: „Das Protoplasma als Träger der pflanzlichen und thierischen Lebensverrichtungen", sehr zu Statten kommen. Sie hat den Vorzug, nicht nur an die Fachgenossen, sondern auch an das Verständniß der Laien gerichtet zn sein. „Dieses Werk," heißt es in einem Nachruf der , Kölnischen Zeitung„welches die Lebensträger der Zellen, die seinen lebendigen Zellenleiber, die Bildner und Borbildner der Zellen schildert, dürfen wir als wissenschaftliches Testament und Glan- bensbekenntniß des edlen Verfassers bezeichnen, welcher überall in der organischen Natur die Bethätigung des Zweckbegriffs erkennt. Er streift in diesem Buche die höchsten Fragen der Wissenschaft, die Fragen nach dem Anfangs- und Ausgangspunkt der Bewegungsformen, die das Leben ausmachen; bekennt aber, daß dies Ziel der Forschung, wenn überhaupt menschlichen Kräften erreichbar, noch dicht verschleiert und in unabsehbarer Ferne vor uns liegt."
I. v. Hanstein gesteht, zur Zeit sei schlechterdings keine Antwort zn geben, die den Werth eines Phantasiegebildes überstiege. Hätte er das Erscheinen des Hahn'schen Werkes erlebt, so würde er wahrscheinlich nicht das Bedenken geäußert haben, daß wir mit den Vorstellungen über die Gestaltung der unbelebten Massen unserer Erde nicht über die Annahme einer gewissen Anzahl chemisch-mineralischer Stoffverbindungen, wie sie jene noch heute ausmachen, hinauskämen. Er würde schwerlich die Ansicht von der Hand gewiesen haben, daß, die zeitliche Entwickelung des Erdkörpers vorausgesetzt, die Formentwickelung, die Ursache der Entwickelung der Formen selbst zugleich aufgeschlossen sei und daß vom Organismus, als Ursache der Massenbildung der un-