Kapp: Zur neuen Weltanschauung.
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tersten Erdschichten, auch auf ihn als Ursache des Erdanfangs geschlossen werden könne. Das Hanstein'sche Buch faßt mit Berufung auf Hugo v. Mohl, der dem zarten Zellenleibe den Namen „Protoplasma" gegeben, das Hauptergebniß seiner Untersuchung in den Ausspruch zusammen: „Die Protoplasten sind Künstler, Werkzeug und plastischer Stoff zugleich" — ein Ausspruch, welcher unserem Ein- verständniß mit den Ausführungen von Hahn und Preuß wesentlich zu Hülse kommt.
Doch dies ist nicht das einzige Zeichen einer verwandten Begeg
nung. Hahn und Preuß
werden mit Ueberraschung wahrnehmen, was für ein willkommener Bundesgenosse ihnen zur Seite steht. Hansteiu bemerkt nämlich, indem er sich dem Räth- sel, wie der erste Lebeus- keim zu Stande gekommen sein möge, zuwendet, es sei möglich, daß die organischen
Stosstheilcheu ihre Gestaltsamkeit und Fort- entwickelungssähigkeit eben daher erhalten haben möchten, woher auch den übrigen Atomen und den aus ihnen zusammengesetzten nichtorganischen Molekeln auf der Erde selbst ihre dynamische Mitgift an Affinität u. s. w. geworden sei. Ja, sie möchten anßer dem atomistischen Kräste- besitzthum anch individuenweise eine Quelle derjenigen Kräftewirkungen mit erhalten haben, welche den Ausgangspunkt Psychischer Naturerscheinungen bedingen. Einmal aus dein chaotischen Stoffgemenge in eultivirbarem Medium, sei es Wasser oder feuchtes Land, hätten die Lebenskeime dann ihre Ausgestaltung beginnen
und durch ungezählte Generationen in planmäßig bestimmter Vervollkommnungsreihe fortsetzen können.
Es fehlt in dieser Beziehung nicht an Aeußerungeu, ähnlich den angeführten, aus welchen hervorgeht, daß Gegenstände eines unbewußten geistigen Schauens, die, für leere Phautasiegebilde gehalten, unverstanden geblieben waren, sich als zweifellose Thatsachen in der Wissenschaft einbürgern. Auch auf Hahn findet diese Erfahrung Anwendung. Sagt er doch selbst von seiner „Urzelle": „— ein Buch, das
fast mehr im
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Structurbild des Enstatits, woraus die Verschiedenheit von den Meteoridenformen zu ersehen.
Stadium, ich möchte sagen, der Intuition geschrieben ist. — Heute lege ich Beweise vor."
Nicht bloß die Dichter sind Seher. Auch der Naturforscher verhält sich divinato- risch,sogar zum Theil schon in seinen Experimenten. Anerkannte Thatsachen bedürfen keiner weiteren Feststellung durch Probeversuche. Wo aber solche angestellt werden, da pflegt es zum Zweck der Ermittelung einer dem Geiste des Forschers mehr oder minder dunkel vorschwebenden, ideell anticipirten Wahrheit zu geschehen. Der Philosoph experimentirt mit Gedanken, der exacte Naturforscher nicht minder, nur daß er seinen Gedankengang in technische Manipulationen umsetzt. Halten wir uns an Hahn's Bekräftigung: „Heute lege ich Beweise vor," so leuchtet ein, daß es nicht immer darauf ankommt, wer die Beweise vorlegt, sondern auch daraus, daß sie überhaupt vorliegen. Somit unterliegt das Anrecht, welches der Hansteiu- schen intuitiven Auffassung des Schöpfungs- processes an die Bewahrheitung durch die
Monatshefte, U. 29S. — Anguft I88t. — Vierte Folge, Vd. VI. 8L.
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