Heft 
(1881) 299
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Kapp: Zur neuen Weltanschauung.

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tersten Erdschichten, auch auf ihn als Ur­sache des Erdanfangs geschlossen werden könne. Das Hanstein'sche Buch faßt mit Berufung auf Hugo v. Mohl, der dem zarten Zellenleibe den NamenProto­plasma" gegeben, das Hauptergebniß seiner Untersuchung in den Ausspruch zu­sammen:Die Protoplasten sind Künstler, Werkzeug und plastischer Stoff zugleich" ein Ausspruch, welcher unserem Ein- verständniß mit den Ausführungen von Hahn und Preuß wesentlich zu Hülse kommt.

Doch dies ist nicht das ein­zige Zeichen einer verwand­ten Begeg­

nung. Hahn und Preuß

werden mit Ueberraschung wahrnehmen, was für ein willkommener Bundesgenosse ihnen zur Seite steht. Hansteiu bemerkt näm­lich, indem er sich dem Räth- sel, wie der erste Lebeus- keim zu Stande gekommen sein möge, zuwen­det, es sei möglich, daß die organischen

Stosstheilcheu ihre Gestaltsamkeit und Fort- entwickelungssähigkeit eben daher erhalten haben möchten, woher auch den übrigen Atomen und den aus ihnen zusammen­gesetzten nichtorganischen Molekeln auf der Erde selbst ihre dynamische Mitgift an Affinität u. s. w. geworden sei. Ja, sie möchten anßer dem atomistischen Kräste- besitzthum anch individuenweise eine Quelle derjenigen Kräftewirkungen mit erhalten haben, welche den Ausgangspunkt Psychi­scher Naturerscheinungen bedingen. Ein­mal aus dein chaotischen Stoffgemenge in eultivirbarem Medium, sei es Wasser oder feuchtes Land, hätten die Lebens­keime dann ihre Ausgestaltung beginnen

und durch ungezählte Generationen in planmäßig bestimmter Vervollkommnungs­reihe fortsetzen können.

Es fehlt in dieser Beziehung nicht an Aeußerungeu, ähnlich den angeführten, aus welchen hervorgeht, daß Gegenstände eines unbewußten geistigen Schauens, die, für leere Phautasiegebilde gehalten, unver­standen geblieben waren, sich als zweifel­lose Thatsachen in der Wissenschaft ein­bürgern. Auch auf Hahn findet diese Er­fahrung Anwendung. Sagt er doch selbst von seinerUrzelle": ein Buch, das

fast mehr im

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Structurbild des Enstatits, woraus die Verschiedenheit von den Meteoridenformen zu ersehen.

Stadium, ich möchte sagen, der Intuition geschrieben ist. Heute lege ich Beweise vor."

Nicht bloß die Dichter sind Seher. Auch der Naturfor­scher verhält sich divinato- risch,sogar zum Theil schon in seinen Experi­menten. An­erkannte That­sachen bedürfen keiner weiteren Feststellung durch Probe­versuche. Wo aber solche an­gestellt werden, da pflegt es zum Zweck der Ermittelung einer dem Geiste des Forschers mehr oder minder dunkel vorschwebenden, ideell anticipirten Wahrheit zu geschehen. Der Philosoph experimentirt mit Gedanken, der exacte Naturforscher nicht minder, nur daß er seinen Gedankengang in tech­nische Manipulationen umsetzt. Halten wir uns an Hahn's Bekräftigung:Heute lege ich Beweise vor," so leuchtet ein, daß es nicht immer darauf ankommt, wer die Beweise vorlegt, sondern auch daraus, daß sie überhaupt vorliegen. Somit unter­liegt das Anrecht, welches der Hansteiu- schen intuitiven Auffassung des Schöpfungs- processes an die Bewahrheitung durch die

Monatshefte, U. 29S. Anguft I88t. Vierte Folge, Vd. VI. 8L.

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