Nc>q nette: Inga Svendson.
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neben dem Oberförster stehen bleibend, be- , ganner: „Wer hat die Bestätigung gebracht, l daß die — Mutter der Kinder gestorben ist?"
„DieKinderselbst," entgegneteVolkmar.
Nach einer Pause fuhr Herr von Troll fort: „Ich habe keine Verpflichtung gegen dieses Gelichter!"
„Gewiß nicht, Herr Baron, es war in dem Briefe auch nur von Großmuth die Rede."
„Großmuth!" rief der Freiherr mit bitter höhnischem Auflachen. „Es ist wahrlich viel gewagt, mich für Vagabondenvolk zur Großmuth aufznfordern!"
„Die jungen Leute find unschuldig an ihrer Herkunft! Zum Vagabondenvolke gehören sie nicht, wie wir in den drei Tagen, die wir sie bei uns haben, genugsam erkannt haben. Ich selbst würde Sie mit diesen unseren Gästen nicht behelligt haben, meine Frau aber war der Ansicht, daß der Wunsch der Verstorbenen geehrt werden müsse. Seien Sie überzeugt, daß wir unsererseits nicht die Absicht haben, ein Vermächtniß, welches nur uns angeht, Ihnen zuzuwälzen."
Herr von Troll fühlte sich durch diese Wendung unangenehm berührt und war auf dem Punkte, etwas Heftiges zu entgegnen, als er von draußen den Ruf: „Inga! Inga!" vernahm, von einer Stimme, deren Klang ihn eigenartig durchzuckte. Er sah hinaus und blickte in die Züge eines Jünglings, die ihm eine Aehnlichkeit vor die Augen brachten, welche eine Art von Ingrimm in ihm erwachen ließ. „Ist das der Bursche?" rief er. „Ich glaube an seine Abstammung! Gut! Machen wir es kurz! Ich will seheu. Lassen Sie ihn hereinkommen!"
Der Oberförster zögerte. „Ich gebe nur zu bedenken, Herr Baron," begann er, „daß der junge Mann nicht im entferntesten ahnt, mit wem er sprechen wird, und somit eine gewisse Bitterkeit oder
Härte bei einer ersten Begegnung gar nicht begreifen würde."
Herr von Troll machte eine abwehrende Handbewegung, als Zeichen, daß er eine solche Mahnung für überflüssig halte; der Oberförster aber lud Rolf durch das geöffnete Fenster ein, aus einen Augenblick heraufzukommen. Frau Volkmar aber hatte den Ruf gehört und hielt es für gut, sich dem jungen Manne anzuschließen, bis auf Weiteres aber im Nebenzimmer zurückzubleibeu. Gleich darauf stand Rolf vor dem Freiherrn; Beide musterten einander, und vier Augen blickten mit Abneigung, ja mit Widerwillen in einander.
„Sie sind Musikant?" fragte Herr von Troll kurz.
Rolf stutzte. „Musikant? Nun ja," entgegnete er, „mehr bin ich freilich noch nicht, doch denke ich mich zum Musiker und hoffentlich zum Künstler auszubilden."
„Und welche Mittel haben Sie dazu?"
„Fürs Erste guten Willen und eifriges Streben. Ich besitze noch einen Rest Reisegeld, dafür gehe ich nach W., wo man nur Aussicht auf einen Lehrer und baldigen Erwerb gemacht hat."
„Ausflüchte!" rief der Freiherr barsch. „Sie wissen recht gut, daß Sie fremde Hülfe in Anspruch zu nehmen haben, sind jedenfalls auch mit derartigen Hoffnungen hergekommen!"
Rolfs Gesicht überzog sich mit der Röthe des Unwillens. Er begriff nicht, wie der fremde Manu dazu kam, einen solchen Ton gegen ihn anzustimmen. „Ich bin durch einen Brief meiner verstorbenen Mutter hergewiesen," entgegnete er. „Ich genieße auf einige Tage die Gastfreundschaft des Herrn Oberförsters. Ich verweigere jede weitere Auskunft und möchte Niemand ratheu, sich unbefugt in meine Angelegenheiten zu mischen!"
Dieses trotzige Selbstgefühl brachte den Freiherrn sichtlich ans, und es hätte zu einem heftigen Auftritt kommen können.