Issue 
(1881) 300
Turn right 90°Turn left 90°
  
  
  
  
  
 
Download single image

666

Deutsche Monatshefte.

Jllustrirtc

wenn nicht Frau Volkmar es zweckmäßig gefunden, in diesem Augenblicke einzutreten, um etwas Drohendes abzuwenden. Sie flüsterte Rolf einige Worte zu, die ihn vermochten, das Zimmer zu verlassen. Wir wollen darüber in Ruhe verhandeln," begann sie.Die Verstorbene hat die Kinder an mich gesendet, die Sorge für sie nehme ich in Anspruch, in der Hoffnung, daß Sie erlauben, dieselben in unserem Hause zu behalten."

Ich habe in Ihrem Hause nichts zu erlauben noch zu verwehren," entgegnete Herr von Troll, indem er sich zu fassen suchte.Thun Sie, was Sie für gut halten. Aber Sie sollten sich eine solche Last nicht aufbürden!"

Die Last wird, denke ich, nicht groß sein," wendete die Hausfrau ein.Der Knabe siedelt in diesen Tagen nach W. über, um seine Studien fortznführen; das Mädchen ist meiner Tochter eine willkom­mene Gesellschaft."

Ich will" sagte der Freiherr plötz­lich zwischen Mißstimmung und Verlegen­heitich will eine bestimmte Summe aussetzen, ein- für allemal Sie selbst werden"

Sie mögen diese Summe deponiren, Herr Baron, als vorerst unangreifbares Capital in der Stadt oder wo Sie sonst es für gut halten, aber nicht bei uns!" Die Hausfrau entgegnete es mit ruhiger Bestimmtheit.

Herr von Troll war durch diese Ab­lehnung auch nicht angenehm berührt. Ein Capital für die Geschwister Svendson bei einer Behörde oder öffentlichen Kasse niederlegen, hieß ihren Namen mit dem seinigen in Verbindung laut werden lassen, und das wollte er um keinen Preis. Dem Oberförster entging seine Abneigung da­gegen nicht, und sich ins Mittel legend, sagte er:Aber zu solchen Ueberlegungen bleibt ja immer noch Zeit! Fürs Erste wollen wir ein wachsames Auge auf die

jungen Leute behalten und sehen, wie sie es treiben. Inzwischen bleibt die Sache selbstverständlich ganz unter uns. Meine Tochter weiß nur, daß unsere Gäste die Kinder einer verstorbenen Freundin meiner Frau sind. Kehrt mein Sohn zurück, so braucht er auch nicht mehr zu erfahren. Für Fremde aber, die etwa in unser Haus blicken, ist diese Auskunft vollends genug. Und was die Hauptsache ist, die beiden Kinder wissen auch nichts Anderes von sich auszusagen."

Herr von Troll schien durch diese Wen­dung einigermaßen zufriedengestellt. Und da er sich nicht entschließen konnte, weiter darüber zu sprechen, so blieb die Ver­handlung zwar unerledigt, doch für dies­mal abgeschlossen. Es wurden nur noch zerstreute Fragen gestellt und Mittheilnn- gen gemacht, darunter die, daß Graf Spach mit seiner Gemahlin auch bereits ans seinem Gute angelangt sei. Bald darauf empfahl sich Herr von Troll. Als sein Wagen den Hof verlassen hatte, sagte der Oberförster:Es war kaum anders zu erwarten! Nur ist mir lieb, daß nicht das Mädchen, sondern der Knabe seinem barschen Wesen gegenübergestanden hat. Das arme Ding würde es härter empfun­den haben."

Einige Tage darauf wurde für Rolf das Reisebündel bereitet, welches er schwerer mitnahm, als er es hergebracht hatte. Die Anknüpfung mit dem Capell- meister in W. wurde willkommen geheißen, und es traf sich günstig, daß Herr und Frau Volkmar dem jungen Knnstlehrling einige Empfehlungen an bekannte Familien in der Stadt mitgeben konnten. Rolf war stolz daraus, durch eigene Ersparnisse die Reisekosten immer noch decken zu können, und sah mit glücklicher Sorglosigkeit über künftige Bedürfnisse hinweg. Nicht so Frau Volkmar. Und als sie ihm unter vier Augen ein Sümmchen überreichte, mit freundlichen Worten hinzusügend, er