Heft 
(1881) 300
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Jllustrirtc Deutsche Monatshefte.

alle die Bäume und Pflanzen! Ich weiß nichts, gar nichts!"

Konradine ergriff lächelnd die Hand der Gefährtin.Glücklich bin ich!" ent-

lobt sind wir nicht, aber wir wissen auch ohne Worte, wie wir zu einander stehen, und die Eltern wissen es auch, ohne gefragt zu haben. Meinen Bruder nenne

gegnete sie.Und Ihnen von Herzen ich ihn zwar, aber ach! liebe Freun- gut! Aber mein Wissen ist nicht groß, ^ din, ich bin so Plauderhaft! Vielleicht und daß ich diese wenigen botanischen glauben Sie, daß ich Ihnen mein Ver- Namen behalten habe, ist nicht mein Ver- trauen zu früh schenke! Denn Sie selbst dienst! Das kommt von meinem Bruder, i sind so zurückhaltend!"

Er hat sie mir so oft vorgesagt, sie so oft! Konradine schien über sich selbst etwas ausgesprochen, daß es ein Kunststück ge- ! beschämt, Inga jedoch, einer plötzlichen wesen wäre, sie nicht im Kopse zu be- leidenschaftlichen Regung folgend, fiel ihr

halten! Sie werden unseren Roderich auch kennen lernen. Wir begreifen nicht, wo er so lange bleibt, und erwarten ihn täglich. Einen Tag um den anderen sammle ich einen Strauß zu seinem Em­pfange und schmücke damit sein Zimmer, und immer muß ich den gewelkten er­neuern. Aber was thnt man nicht um so einen schlimmen Bruder! Roderich ist nun einmal ein Mensch, wie es wenige giebt!"

Inga hatte den Namen Roderich nun schon öfter gehört, auch vernommen, daß er Naturforscher sei, eine Bezeichnung, bei welcher in ihrem Herzen stets ein Heller Lichtstrahl ansblitzte, um sofort wie-

um den Hals, indem sie unter Thränen rief:Ich danke Ihnen! Ich danke Ihnen! Sie überhäufen die Fremde mit Güte! Ich will das Vertrauen erwidern, sobald sobald ich ein Glück zn beken­nen habe!" Konradine, überrascht durch diese Heftigkeit der Empfindung, erhob sich, in der Hoffnung, Inga durch Zer­streuung zu beruhigen.Gehen wir heim!" sagte sie.Ich zeige Ihnen Roderich's Arbeitszimmer und stelle dort meinen Strauß ans. Sie werden ein merkwürdiges Museum kennen lernen!"

Die beiden Mädchen traten den Heim­weg mit sehr verschiedenen Empfindungen an. Konradine bereute in der That, in

der im Dunkel zu Erlöschen. Nach einer ihrem Vertrauen schon so weit gegangen Pause sagte sie:Ja! Es ist ein Glück, zu sein. Es war geschehen in einer herz­einen Bruder zu besitzen! Mein Rolf ist ^ liehen Regung für Inga, von deren auch gut und brav!" Schönheit sie sich gefesselt fühlte, deren

Gewiß, liebe Inga!" entgegnete Kon- Geschick so weit sie es kannte sie be- radine.Aber unser Roderich ich ^ mitleidete, in der sie bereits eine dauernde

will es Ihnen nur bekennen, Sie würden es doch einmal erfahren Roderich ist nicht eigentlich mein Bruder. Die Eltern haben ihn vor meiner Geburt an Kindes statt angenommen. Aber wir sind als Geschwister ausgewachsen. Seitdem hat sich Manches geändert." Das junge Mädchen erröthete ein wenig, indem es fortsuhr:Wir wissen, daß wir nicht Ge­schwister sind und daß wir von der Zukunft ein anderes Glück erwarten dür­fen. Gesprochen ist noch nichts ver-

Hausgenossin und Freundin erblickte. Sie war eine glückliche, rückhaltlose Natur. In guten Verhältnissen erwachsen, nirgend durch Regelloses beirrt, nach keiner Rich­tung mit ihren Wünschen ans Fernliegen­des hingewiesen, war sie in ihrem Hause, in ihrem Thale, ihrem Walde überall da­heim, und ganz daheim, und selbst das Glück der Zukunft konnte ihr, wie sie meinte, nur aus den heimischen Umgebun­gen erwachsen. Gleichwohl fühlte sie sich durch das Fremdartige der neuen Freun-