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Roquctte: Jri
dm lebhaft angezogen und hoffte sie aus der Verborgenheit ihres Inneren mit der Zeit hervorzulocken. Daß dies nicht so schnell ging, daß Inga das Vertrauen nicht schon in gleichem Maße erwiderte, verletzte sie nicht, eher schalt sie sich selbst über eine Offenherzigkeit, welche mehr inneres Glück verrieth, als in die noch gedrückte Stimmung der Freundin passen wollte.
Inga dagegen konnte das Gefühl der Fremdheit noch nicht überwinden, um so weniger Verhältnissen gegenüber, die nur das Geordnete und Wohlbegründete zeigten. Es war seit dem Tode der Mutter über ein Jahr vergangen, und diese Zeit hatte das ohnehin der Stütze bedürftige Mädchen in eine innere Verwirrung gebracht, welche ihr Gemüth beängstigte. Die Versuche, sie zur Theaterlaufbahn zu überredeu, wollten nicht enden, obgleich die Berather eigentlich nur ihre Schönheit, keine Proben ihrer Befähigung dafür ins Gewicht legen konnten. An Zudringlichkeiten anderer Art fehlte es auch nicht. An dem Vormund hatten die Kinder keine Stütze. Endlich kam die Zeit, da Rolf, dem die Mutter ans Herz gelegt hatte, seine Schulbildung zu vollenden, die Stadt verlassen konnte. Sein Engagement für die Sommermonate bei der Capelle des Badeortes brachte dem jungen Mädchen neue betrübende Erfahrungen. Inga athmete auf, als sie das von der Mutter gewünschte Ziel erreicht hatte, und das Gefühl, eine unbehelligte Zuflucht gefunden zu haben, brachte ihrem Gemüth einige Ruhe und reinere Sammlung. Dieses innere Ausruhen that ihr wohl; sie fühlte, daß man ihr Sorge und Güte entgegenbrachte, sie konnte wieder lächeln, sie konnte sich ihrer Umgebung als eines Guten und Schönen erfreuen. Aber wenn sie dann strebte, sich im Hanse nützlich zu machen, dann mußte sie erkennen, wie Alle ihr überlegen waren, wie selbst Kon
go Svendson.
radine, die sonst so viel mit Büchern, Schreibereien und Musik beschäftigt schien, gewandt in der Wirtschaft zuzugreifen verstand und in ein paar Minuten ins Werk setzte, was ihr selbst in einer Viertelstunde nur unvollkommen gelang. Es machte sie ganz unglücklich, und sie fragte sich, was daraus werden solle? Aber sie war nicht ohne die Fähigkeit starker moralischer Entschlüsse; sie beschloß, sich Gewalt anzuthun. „Was Rolf kann, muß ich auch können!" sagte sie sich. „Ich will da, wo ich stehe, meine Pflicht thun, ich will mir meinen Weg schrittweise erobern." So bat und drängte sie fast, daß man ihr eine Theilnahme an den Hausgeschäften gewähre, und es gereichte ihr zu einer kleinen Genugthuung, bereits ein Lob von der Hausfrau empfangen zu haben. — Konradine, gewandt und heiterem Geplauder nicht abhold, wußte die Unterhaltung aufrecht zu erhalten, bis sie zu Hause anlangten und in Roderich's Zimmer traten.
Es war ein kleiner Saal im linken Seitenflügel, von allen Räumen des Hauses aus seinen Wandflächen für den modernen Gebrauch am wenigsten angetastet. Zwei große Fenster und eine Glasthür verbanden ihn mit der Rampe der Vorderseite. Die gemalte Decke, obgleich verblichen, zeigte in blauer Luft und auf Wolken noch Diana auf ihrem Wagen, von zwei Hirschen gezogen. Uralte Hirschgeweihe waren an den Wänden befestigt, welche, einst meergrün init goldenen Leisten, jetzt eine stark nachgedunkelte Farbe zeigten. In diesen Raum hatte sich Roderich alle Reste des einstigen Mobiliars schon als Knabe zusammeugetrageu. Da standen ein paar Stühle, einst weiß lackirt und mit goldenen Zierrathen geschmückt, mit gewundenen Füßen und Lehnen; ein breitsitziger, schwerer Ruhesessel von geschnitztem Eichenholz, mit Leder überzogen; ein wunderlicher Tisch,