Roquette: In
gehen wollen? Und dieser Mensch ist noch dazu schon vor Tage ausgerückt und könnte füglich für eine Weile genug haben!" ^
Roderich ergriff lächelnd ihre Hand. „Es ist auch wahr!" sagte er begütigend. „Weiß ich doch noch eine Beschäftigung für mich, wozu ich sogar deine Hülfe in Anspruch nehme. Ich möchte meine Sammlungen etwas anders ordnen. Manches scheint sogar in Unordnung gekommen —"
„Durch mich! Durch mich!" rief Konradiue schnell begütigt und heiter. Sie gestand, daß sie darin gekramt hatte, um Inga Mancherlei zu zeigen.
Beide begaben sich bald hinunter in Roderich's Museum. „Sieh, da liegt ja der Strauß noch immer!" rief Konradine und schlug Roderich vor, einen der alter- thümlichen Krüge vom Sims zu langen, in welchem das Grün und Roth sich gut ausnehmen werde. Er that, wie sie wünschte, und bald waren Beide bei den Mappen beschäftigt, um den Inhalt zu sichten und anders zu reihen. Das Mädchen ließ das Gespräch nicht ausgehen, oder trat einmal eine Pause ein, so empfand man sie auch nicht als etwas Leeres. Als Roderich eine Schicht von Zeichnungen — meist Pflanzeustudien — durch seine Hände laufen ließ, fragte er plötzlich: „Wo ist eigentlich das Büchelchen geblieben, das mit den Reiseskizzen, welches ich euch gestern Abend zeigte?" — „Oben bei mir wohlbewahrt!" entgegnete sie. „Ich habe es an mich genommen." Und von einer erklärlichen Jdeenverbindung überrascht, fuhr sie fort: „Aber warum hast du uns nichts von deiner früheren Begegnung mit Inga und Rolf geschrieben? Ein so allerliebstes Abenteuer übergeht mau doch nicht in Mittheilungen! Noch dazu, wenn man ein so schönes Mädchen kennen lernt!"
Roderich, etwas in Verlegenheit gebracht, beschloß, einen Theil der Wahrheit in Scherz zu kleiden. „Weil ich mich ein
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Bischen fürchtete!" entgegnete er lächelnd. „Wenn man — gewissen Leuten von großer Schönheit und angenehmen Abenteuern schreibt, so erregt mau leicht — Eifersucht!"
„Eifersucht? Nein, Roderich! Niemals!" rief Konradiue, mit Hellen, ehrlichen Augen ihn anblickend. „Niemals, das kannst du glauben!"
Er fühlte sich von diesem aufrichtigen Vertrauen so beschämt, ja ergriffen, daß er drauf und dran war, das gute Mädchen zu umarmen; aber eine Gestalt ließ sich an der Glasthür sehen, und Herr von Schellborn trat mit fröhlicher Begrüßung ein. Er und Roderich hatten die Knabenspiele getheilt, duzten sich noch von der Schulbank her und redeten einander bei den Vornamen an. Die Jahre hatten sie getrennt, und wenn ihnen die Verschiedenartigkeit des Berufes wenig Gemeinsames gelassen hatte, so mochten sie sich doch gern, und ein Zug der Vertraulichkeit war ihnen geblieben. Paul rief dem Jugendgenossen einen Willkommensgruß zu, um sich dann nnt angelegentlicher Artigkeit an Konradine zu wenden. Sie nahm dieselbe wohl auf, da sie dem Nachbar wohlgesinnt war und ihm, schon wegen der Kameradschaft mit Roderich, stets freundlich entgegenkam. Nach kurzem Gespräch zog sie es vor, die jungen Männer allein zu lassen, und empfahl sich. Paul bedauerte es und bat sich die Er- laubniß aus, den Damen später noch besonders aufwarten zu dürfen.
Roderich bot den: Gast eine Cigarre, und nachdem das Gespräch bald dies bald jenes berührt hatte, brachte Paul es ohne besondere Absicht auf Inga. Er bekannte, daß er sie in Ems schon flüchtig gesehen, verschwieg jedoch die Nebenumstände. Roderich, so sehr er für sich auf der Hut blieb, hielt es für thunlich, einzugesteheu, daß auch er ihr und ihrem Bruder schon begegnet sei, ja er gab sich