Heft 
(1881) 300
Einzelbild herunterladen

Nuqnette: In

diese Eröffnung. Doch war nicht der Augenblick, näheren Aufschluß darüber zu geben oder zu verlangen. Der Graf sprach sich mit dem Wunsche feiner Ge­mahlin einverstanden aus; Volkmar aber stellte Einwände, welche denn doch den Ausschlag gaben, Inga wieder unter die Obhut seiner Frau zu bringen. Sie be­durfte zu ihrer Erholung der ihr nun schon gewohnten Umgebungen. Ein Arzt war von dem Spach'schen Gute ziemlich entfernt und schwer zu erreichen, in Eisen­thal dagegen der aus dem Nachbarstädtchen in einer halben Stunde herbeizurufen. Der Gras sah das ein, und ungern nur gab Auguste nach, sprach jedoch die Absicht ans, schon morgen selbst in Eisenthal nach ihrer Schwester zu seheil. Während Rode- rich zu Pferde stieg, um vorauszureiten und den Arzt zu holen, wurde Inga, in warme Decken und den Pelz der Gräfin gehüllt, in den Wagen gebracht und fuhr mit dem Oberförster nach Eisenthal. Er­fragte nur wenig, sie konnte kaum nickend bejahen oder den Kops schütteln, und so ließ er sie ruhen und schweigen. Es wurde vier Uhr Morgens, bis der Wagen in den Hof einfuhr.

Die Frauen hatten eine sorgenvolle Nacht durchwacht. Erst vor einer Stunde waren die Knechte zurückgekehrt, und zwar mit Nachrichten, die, obgleich sie von Rettung sprachen, alle Schrecken erneuer­ten. Als sie jetzt den Wagen und die Stimme des Vaters hörten, fühlten sie sich schon halb befreit, denn es gab doch überhaupt eine Rückkehr aus der fürchter­lichen Flammengefahr. Mit welcher liebe­vollen Hingabe man Inga in Obhut nahm, bedarf nicht der Darstellung. Der Tag brach an, als Roderich mit dem Arzte ankam. Er erklärte den Zustand der Kranken für eine heftige Erschütterung der Nerven. Sonst sei sie unverletzt, aber das Sprachorgan sehr angegriffen. Man solle sie nicht viel fragen oder reden lassen.

ga SveIIdso n. 703

Er verschrieb etwas und meinte, es werde hoffentlich kein Fieber Nachkommen.

So vergingen mehrere Tage. Die Mutter und Konradine theilten sich in die Pflege der Kranken, deren Zustand immer derselbe, darum aber nicht minder beäng­stigend blieb. Roderich, von jeder Be- thätigung am Krankenlager ausgeschlossen, nur aus die gleichen, nie befriedigenden Nachrichten von daher angewiesen, worin verzweifelter Stimmung. Die Eltern ließen es schweigend gelten, daß er der durch Jnga's Schicksal am meisten Be­troffene war, und auch Paul Schellborn, welcher täglich vorsprach, gehörte ohne eigentliches Bekenntniß schon zu den Ein­geweihten. Konradine schien so ganz in dem Walten um das Krankenlager auf­gehen zu wollen, daß Roderich sie kaum mehr zu sehen bekam.

Da geschah es eines Morgens nach dem Frühstück, daß sie, nachdem die Eltern sich entfernt hatten, allein mit ihm znrückblieb. Roderich," begann sie,laß uns als Geschwister ein gutes Wort mit einander reden! Ich dränge mich in dein Geheim- niß, aber ich glaube es zu dürfen, ja zu müssen! Du liebst Inga, und ich hoffe ihr sollt noch mit einander glücklich werden!"

Konradine!" rief er, ihre Hand ergreifend; und das Gefühl der Be­schämung war in diesem Augenblicke bei ihm mächtiger als alle anderen Regungen.

Wie ich hinter dein Geheimniß ge­kommen bin?" fuhr sie fort.Ich wüßte es kaum zu sagen, denn es siel mir nicht ein, euch zu beobachten, aber ich wußte es mit einem Mal! Roderich, ich bekenne es dir ehrlich und offen ich war im ersten Augenblicke nicht erfreut darüber! Aber ich ging ernsthaft mit mir zu Rathe und kam zu der Ueberzeugung, daß ich dich an Jnga's Seite als Schwester immer lieb haben könne denn ich liebe auch Inga von Herzen!" Konradine hatte