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Jllustrlrtc Deutsche Monatshefte.
Kriege wissen wir nichts, obwohl er unter den 600 pfälzischen Reisigen war, welche Ruprecht von der Pfalz zu Hülfe zogen. Aber die kleine Campagne ist auch für ihn deshalb wichtig geworden, weil die hessischen und württembergischen Truppen in der Pfalz einfielen, dort sengten und brannten und auch seines Vaters Güter nicht schonten. Das ist der Ursprung seines Zorns auf Hessen.
Sobald Franz das Erbe des Vaters angetreten hatte, befestigte er planmäßig seine Burgen, namentlich die Ebernbnrg; Landstnhl ist erst später an die Reihe gekommen, denn bei der Belagerung von 1523 waren die Hauptmauern noch neu. Dann trat er in den Burgfrieden oder die engere Genossenschaft mit Drachensels und ! Lützelburg im Elsaß, mit Dhaun und Steinkallenfels. Jeder solcher Gauerben fand! bei den Verbündeten sichere Zuflucht für! sich wie für seine Beute; man nannte das > eine „Oeffnung". Franz war Amtmann! zu Kreuznach wie sein Vater, trat in! knrmainzische Lehenspflicht und betrieb als guter Wirthschafter eifrig den Bergbau. Georg Sabellicus, „der jüngere Faust", war eine Weile Schulmeister bei ihm; da er jedoch in der Alchemie nichts leistete und sich scandalös aufführte, wurde er schmählich von dannen gejagt. Franz war herkömmlich religiös und stiftete 1510 eine Nonnenklause zu Trumbach, als Gnaden- und Wallfahrtsort. Ehe ^ jedoch die päpstliche Bestätigung kam, ! brachte ihn Hutten davon ab. !
Darauf ging es an den Einfluß nach > außen, an die Geltendmachung bei Kaiser j und Reich. 1512 führte er kleine Feh- ! den mit dem Grafen Reinhard v. Zwei- > brücken und mit Hessen, bei denen es nicht gar säuberlich znging. 1514 war er schon kurpfälzischer Gesandter in j Württemberg, wo er den Tübinger Ver- ^ trag zwischen Herzog Ulrich und dessen Ständen anfrichten half. Der Kurfürst von der Pfalz, dessen Hause er im Lands- huter Kriege gedient, begünstigte ihn. Aber auch viel Höhere richteten bereits ihr Augenmerk auf den Ritter, der Adel und Landsknechte zusammenzubringen verstand und nnt grobem Geschütz, mit Karthannen und Nothschlangen operirte, dessen „Nachtigall" mörderisch sang, dessen „Hahn" verderblich krähte.
Seit 1515 kam er ans Fehden und Kriegen nicht wieder heraus; eine Affaire entwickelte sich zur anderen, eine fuhr zwischen die andere. Zunächst galt es der Stadt Worms. Die Wormser hatten im pfalz-bayerischen Kriege auf der Gegenseite gestanden. Das war schon ein Span. Als sie ihren Bischof klein gemacht, gab es heftige Streitigkeiten zwischen Rath und Gemeinde. Der Rath wurde gewaltsam entsetzt; der Kaiser setzte ihn wieder ein. 1514 entstand ein Aufruhr, der unterdrückt wurde; die gefangenen Rebellen kamen in den Thurm, sechs wurden hingerichtet, drei verstümmelt und gepeitscht. Die Güter der Entflohenen wurden eou- fiscirt, der Kaiser that sie in Acht und Aberacht. Unter den Entflohenen befand sich der bischöfliche Notar Balthasar Schlör, fortan der Secretär und treueste Berather Franzens. Schlör trat, nach dem Zeitgebrauch, dem Ritter seine Forderungen an Worms ab; dieser machte die Sache zu der seinigen und drohte. Das Kammergericht forderte ihn vor und verlangte Friedensbürgschaft. Zur Antwort fing Franz eine Anzahl Wormser Herren aus dem Rheinschiffe zwischen Gernsheim und Oppenheim auf landgräflich hessischem Gebiet ab und schleppte sie sammt der reichen Beute auf die Ebernburg. Am 16. April sprach der Kaiser die Acht und Aberacht über Franz ans und wiederholte das Mandat am 15. Mai. Wie wenig die erschreckliche Formel bedeutete, werden wir bald sehen.
Da erdröhnte Franzens Werbetrommel: gute Löhnung und freie Plünderung! Bald waren 6000 Landsknechte und 1100 Reisige versammelt. Wie es die Geschichte will, spielt nicht Sickingen, sondern Götz v. Berlichingen die zweite Rolle. Götz diente dem Franz mit siebzig Reitern auf eigene Kosten. Am 23. Juni stand Franz vor Worms und begehrte vergeblich Einlaß. Drei Tage lang wurde mit steinernen Kugeln bombardirt, zweimal gestürmt. Vergeblich ließ Franz die edlen Weinberge um die Stadt ausrotten, vergeblich verhinderte er das Abhalten ! der kaufmännischen Messe.
Die Wormser Angelegenheit schwebte noch für geraume Zeit, als die lothringische Fehde sich entspann. Der arme ' projectenreiche Kaiser Max war mit seinen