Heft 
(1881) 300
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Literarische Mittheilungen.

Bilder aus dem Leben in England.

ilder aus dem Leben in England. Von Ludwig Frei Herrn von Ompteda. Breslau, Verlag von S. Schottländcr.

Allen denjenigen, die sich für die gesellschaftlichen und politischen Zustände der Engländer intercssircn, werden diese von Herrn v. Oinptcda dargebotenen Bilder hoch will­kommen sein. Die Zahl der aus England ge­lieferten Reisebeschreibuugcn bleibt zwar weiter hinter der Masse von Büchern zurück, die jährlich den Italienern, den Franzosen oder den Schweizern gewidmet werden, ist aber immerhin bedeutend genug, so daß es für den Schriftsteller nicht leicht wird, außerhalb der Zeitschriftenlitcratur einen hinreichend breiten Platz für sein Buch zu finden. Die große Mehrzahl der in England Reisenden pflegt aber nur das städtische Leben, künstlerische und literarische Beziehungen oder die meistcn- theils auf dem Continent unterschätzten Schön­heiten englischer Landschaft in den Kreis der Beobachtungen auszunehmen. Außerordentlich gering ist dagegen die Ziffer derjenigen, die über die Eigenthümlichkeiten des englischen Landlebens in zuverlässiger Weise Bericht er­statten. In den Einrichtungen, Gebräuchen, Sitten und Genüssen des englischen Land­lebens liegt gerade die Kraft und Eigenheit des englischen Nationallebens ebenso stark aus­geprägt, wie die internationale Bedeutung Englands in der Großindustrie, im Handel und im Maschinenwesen sich darstellt. Solche Männer, die den Kreisen des englischen Groß­grundbesitzes nahestehcn, pflegen entweder über­haupt als Schriftsteller nicht aufzutretcn, oder verschmähen es, über einen Gegenstand sich vernehmen zu lassen, der wegen seiner ver­meintlichen Alltäglichkeit für die vornehmen Elasten in England kaum ein Interesse er­

wecken könnte. Andererseits ist es für konti­nentale Schriftsteller von Beruf nicht leicht, Zu­tritt zu erlangen zu einer Gesellschaft, die nicht den Ehrgeiz hat, den die vornehme Gesellschaft in Paris vor 1789 besaß, als sie danach trachtete, überall von Europa angestaunt zu werden. Herr v. Ompteda war in der be­sonders glücklichen Lage, die Begabung eines in der Darstellung geschickten Schriftstellers mit der Hebung eines politisch eindringcnden Blickes und den gesellschaftlichen Beziehungen zu den vornehmsten Schichten der englischen Grundaristokratie zu verbinden.

Seine Lcbensgewohnheiten bewahrten ihn davor, Belehrung und Unterhaltung mit ein­ander zu verwechseln, und befähigten ihn, den Zweck zu erreichen, den solche Schilderungen vorzugsweise auzustrcben haben: in unterhal­tender und anregender Form eine Belehrung zu gewähren, die weder von streng wissenschaft­lichen Werken geboten, noch in ihnen gesucht zu werden pflegt, obschon sie für die politische Bildung der Gegenwart von größter Wichtig­keit ist. Der Zusammenhang des öffentlichen Lebens in England, die gesellschaftlichen Grund­lagen des Parlamentarismus und die Bedeu­tung der Selbstverwaltung können nur dann klar werden, wenn man das ländliche Leben jener leitenden Elaste genauer beobachtet, von der die meisten Franzosen und Deutschen wenig mehr gesehen haben als den Luxus in Pferden und Equipagen, der während der Sommermonate in Park Laue entfaltet wird.

Herrn v. Ompteda's Buch enthält eine Reihe von Bildern, die theils im helleren, theils im dunkleren Colorit oder, wenn man will, in sehr starken Lichtcontrasten, aber voll­kommen naturgetreu gemalt wurden. Eine erste Reihe gehört denEnglischen Landsitzen, Gärten und Gärtnern". Wir erfahren hier,