Heft 
(1878) 08
Seite
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Sie sprachen an diesem Abend so viel, konnte nicht eines von ihnen das befreiende Wort sprechen, das Wort der Wahrheit?

Als der Graf, nachdem er sich verabschiedet hatte, von der Thürschwelle aus noch einen Blick warf auf den traulichen ^ Raum und sein schönes Weib darin, da dachte er:Gott sei ! Dank dafür, bis hierher ist die Unruhe noch nicht gedrungen, z und sie soll auch nie hinein." Als er die Thüre hinter sich ! geschlossen hat-

j te, da drückte

! sein Weib den

^ schmerzenden ! Kopf in die Kis-

! sen und stöhnte

in heißer Qual so laut, daß Amalie er­schreckt hinzu- ! sprang.

Alice schrieb unterdessen an ihre Freundin

.Was

endlich die sche Bro­schüre an be­trifft, so kann ich heute, wo ich sie noch einmal gelesen habe, nicht mehr so gün­stig über sie nrtheilen, wie in meinem letz­ten Briefe. Der Verfasser über­treibt doch in ! hohem Grade.

^ Was soll ans

uns werden, wenn wir uns auf das Fron- I diren legen und

unsere jünge­ren Söhne in ! Folge dessen

! anfhören, in

der Armee zu dienen oder sonst in Ruß­land ihr Brot zu suchen? Ein Adel, der nicht dem Staate dient, muß nothwendig dem Junker- thnm verfallen.

Bei uns sind alle Bedingun­gen vorhanden, daß wir eine wirkliche Ari­stokratie bilden können, denn wir sind von uraltem Geburtsadel, wir sind die Reichsten, die Gebildetsten und die Intelligentesten im Lande. Wir können diese Stellung aber nimmermehr be­haupten, wenn sich unter uns durch Zersplitterung der großen Herrschaften Güter bilden, die eine adlige Familie nicht standes­gemäß erhalten können. Schon jetzt, liebe Adelheid, hat man vielfach damit begonnen, die Beihöfe an die jüngeren Söhne auszutheilen. Geht das so fort, so haben wir bald eine Schlachitza (das Wort war zweimal ausgestrichen, durch Punkte aber wieder

hergestellt) im Lande, die den wirklichen Adel mit sich herunter­reißt. Wir dürfen nicht frondiren, Adelheid, unsere jüngeren Söhne müssen aus dem Lande. Der Graf ist in dieser Be­ziehung ganz meiner Ansicht, und er findet es auch lächerlich, daß wir immer eine Vormauer von einem Lande sein wollen, das gar keine Vormauer haben will und das sich im ganzen Lause unserer Geschichte nie um uns gekümmert hat und auch

nie ernstlich kümmern wird. Der Graf sagt, wir sollten doch etwas vom Cä­sar haben und lieber die ersten in ja, wie hieß die Stadt nur, weißt Du, sie war in den Alpen sein, als die letzten in Rom, und er meint, daß wir überhaupt keine Mauer sein sollten, son­dern ein ge­öffnetes Thor, durch das die Leute von bei­den Seiten aus und ein- gehen. Ich fin­de auch, daß unsere erste Aufgabe ist, zwischen den beiden Natio­nen, denen wir angehören, freundlich zu vermitteln und den Frieden zwischen ihnen zu erhalten, an­statt sie gegen einander auf­zuhetzen. Was den Baron Paul anbe­trifft, so ist er ja wohl ein großer Narr und ein wider­licher Mensch; aber er wäre doch eben so geworden und vielleicht noch schlimmer, wenn er nicht dienen würde. Der Graf fin­det das auch.

Das, was unseren jungen Leuten noth thut, liebe Adelheid, ist militärische Disziplin für die Majoratsherren und freie Bahn für deren jüngere Brüder. Darin muß ich dem Grasen ganz Recht geben. Ich sage Dir, der Graf sollte eine Broschüre schreiben und seine Ansichten entwickeln. Er will es aber nicht thun, weil er behauptet, das sei nicht seines Amtes. Ich könnte ihm tagelang zuhören. Wie schön, daß er verheirathet ist und ich daher ganz unbefangen mit ihm reden kann. Die Gesellschaft bei Gehrs muß ja sehr hübsch gewesen sein. Du

Wie die Meierstochter »»> den armen Heinrich klagt.

Aus Führichs Zeichnungen zn Hartmann v. AnesArmer Heinrich" Mphons Dürr in Leipzig).

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