Heft 
(1878) 33
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AusGenealogischer Calcuder auf das Jahr 1778,

mit Kupfern geziert und mit Genehmhaltung der König!. Akademie der Wissenschaften zu Berlin heraus­gegeben." Zwei der 12 Chodowieckischen Kupfer zu Lessings Minna von Barnhelm aus diesem Jahrgange.

auch die Blütezeit der Almanache überhaupt, denn keiner der zahl­losen Nachfolger und Nebenbuhler selbst der durch die Lernen und die Balladen berühmte Schillersche nicht hat je die Bedeutung und Berühmtheit des Göttinger erreicht.

Bor mir stehen sie, fast vollständig, die 60 Bändchen der beiden Zweige des ältesten Musenalmanachs, zierlich und niedlich anzusehen wie eine kleine Pnppenbibliothek. Auf die ersten ist auch äußerlich die meiste Sorgfalt verwendet. Der nächst Chodowiecki bedeutendste Illu­strator des XVIII. Jahrhunderts, Meil, hat das Titelbild geliefert, wohl auch die Monatsbil­der, dazu eine Reihe Kops- und Schlußvigneten zu einzelnen Gedichten. Ein Jahrgang enthält zwölf Illustrationen zu Wie­landsAgathon" von Meil; es war merkwürdi­gerweise derselbe, zu dem Wieland selbst einen Bei­trag beisteuerte, ja in dem Götter Wielands Genius pries, während der sanfte Hölty seinemTeuthart" die jedenfalls auf Wieland gemünzten Donnerworte zurief:

Muse Tentoniens, du lächelst der gaukelnden Afterschwester,

Die, tu den goldnen Sälen Ln- tctiens,

Ihr Liedchen klimpert. Schande dem Sohne Tents,

Ter's durstig trinkt, weil es Wollust

Durch die entloderteu Adern strömet!

Schwing deine Geißel, Sänger der Tugend! Schwing Die Feusrgeißcl, welche dir Braga gab,

Die Natternbrut, die unsre deutsche

Redlichkeit, Keuschheit und Treue tödtet,

Zurückzustäupen! . . .

Der Druck dieser ersten Jahrgänge ist sorgfältig und sauber ausgeführt, jede Seite hat eine geschmackvolle Einfassung, die später in Wegfall kam. Recht schön gestochene Noten die Melodien zu einzelnen

Liedern sind einge­heftet. Dazu kommen wei­terhin Bild- nissevonDich- tern; Ram- ler eröffnet 1774 die Reihe. Der Inhalt der 60 Bändchen ge­währt ein ziemlich voll­ständiges Bild der deutschen Ly­rik in den letzten Jahr­zehnten des vorigen Jahrhun­derts. Alle Dichter­namen von Bedeutung sind vertreten mit Aus­schluß Schil­lers, der sich nie zu einem Beitrag her­beigelassen, und der Ro­mantiker, von

denen nur A. W. Schlegel etwas beigesteuert hat. Sonst sind neben den Dichtern des Haines die verschiedensten Richtungen vertreten: die Bremer Beiträger, die Halberstädter, die Berliner re. Manche der großen Dichter verstecken sich unter Chiffern; so Goethe (H. D. oder T. H.), Lessing (N. Z.), Herder (M. O.), Bürger (U.) selbst Klopstock tritt gelegentlich einfach mit K. auf. Sehr viele der Chiffer- dichter haben übrigens ganz recht gethan, mit ihren Namen zurück- znhalten; schon in den ersten Jahrgängen findet sich viel Mittelgut. Als charakteristisch für denHain" ist hervorzuheben, daß die

Aus demTaschenbuch für Frauenzimmer von Bildung auf das Jahr 1799", Stuttgart bei I. F. Steinkopf, in 12°. Mit Kupsern aus GoethesHermann und Dorothea" von Chodowiecki.

Bardenpoesie und die Rührseligkeit vorherrschen. Klopstock theilt Bardengesänge ausHermann und die Fürsten" mit, der Barde Rhingulf (Kretschmarin) singt einFrühlingslied", und Sined, der Druide der Harfe, widmet Rhingulphen, dem Freunde der Geister, ein Gesicht" re. rc. Friedrich Stolberg richtet an den Mond einen für die Zeit höchst charakteristischen Stoßseufzer;

Schied dir ein Freund, o Mond? Du blickst so traurig Durch die Hangenden Maien! Oder trübt dir Mitleid deine Wange, weil diese Thräneu Fließen du sähest.'

O, so erhelle meines Haugwitz

_ _ _ , Psade,

Der dich schmachtend beschaut, und flüstre ihm freundlich:

An der Leine Krümmungen weint dein Stolberg Thräneu der Sehnsucht!

Miller, der Verfas­ser der Klostergeschichte: Sigwart", läßt eine eid­brüchige Nonne den Mond an sin gen:

Ach, du lieber Mond! wie Helle Scheinest du in diese Zelle,

Wo, auf ewig eingemau'rt, Gottes Anverlobte trauwt!

und Clarissa ruft ihrer Cäcilie zu:

Weine nicht in deiner Zelle,

O Geliebte, weine nicht!

Naht doch ihrer Nuhestelle Sich kein frommer Bösewicht.

HöltysElegie auf ein Landmädchen", zu der Chodowiecki später für eine andere Ausgabe die von uns mitgetheilten Illustrationen zeichnete, steht im Almanach von 1774.

Noch reicher ist Hölty im Voßischen Almanach vertreten, der auch nach seinem frühen Tode des Dichters Bildniß brachte. Dieser Verlust wie Millers Verstummen war für Voß höchst empfindlich. Rasch genug schwand sein Traum, den Almanach ans die Mitarbeit der Freunde gründen zu können; er war oft in großen Redaktionsnöthen und mußte bringen, was er gerade bekam. Als Bürger 1779 nach Göckingks Rücktritt, von der größten Noth ge­trieben, an dessen Stelle in Göttingen trat, verlor Voß seine letzte beste Kraft aus den Gliedern des Bundes.

Dafür erklangen Lieder aus Vater Gleims Hüttchen, und der Alte selbst wurde endlos angesungen. Von Jahr zu Jahr nahm die selbstzufriedene Mittel­mäßigkeit" einen breiteren Raum ein. Dennoch ent­halten die folgenden Jahr­gänge manch Schönes, wie z. B. das Rheinweinlied und das Abendlied von Claudius, die Tabaks­pfeife von Pfeffel, die Linde ans dem Kirchhof von Jacobi, Matthis- sons Adelaide u. v. a.

Voß steuerte sein Be­stes bei. Die Original­form der ersten zwei Ge­sänge derLuise" sind im Almanach zu finden, und es ist der Mühe Werth, sie mit der späteren, ge­waltig durchgefeilten Re­daktion zu vergleichen.

An Bodmer richtete er sein reizendes Idyll:Der 70. Geburtstag". Endlich gab er Proben aus seiner Homerübersetzung und aus seinen meist miß­glückten Volksliedern.

Ueberhaupt steckt ein Stück des Lebens von Voß in seinem Almanach, an dessen Redaktion sich nur ganz vorübergehend und wenig thätig Göckingk betheiligte. Aus den gelegentlichen Schlußworten ergibt sich, wie der Almanach dem armen Redakteur immer mehr nur einemelkende Kuh" wurde, die freilich oft dürftig genug ihn versorgte und ihm end­lose Sorgen machte. Gleich sein erster Verleger machte Bankerott, und

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AusGenealogischer Calcuder für West-Preuszcu auf das Jahr 1776'

Zu

Berlin herausgegeben auf Kosten der König!. Aka­demie der Wissenschaften. 16°. Eins der 12 Kupfer von Chodowiecki zu Gellerts Fabeln und Erzäh­lungen aus diesem Jahrgauge.