Heft 
(1878) 35
Seite
565
Einzelbild herunterladen

Der Herr Gemeindevorsteher. Gemalt von Sig. Eggert.

schaurig daselbst: die feuchte Nebelkappe umhüllt Dich, der Feuerkröte Ruf schallt unheimlich an Dein Ohr, die Frösche quaken, und das ferne Brüllen der Rohrdommel schreckt Dich. Aber am Tage ist's ganz anders. Auf dem elastisch-schwammigen Moorgrnnde geht's sich so sanft, wenn auch etwas feucht, die hohen Riedgräser und scharfblätterigen Seggen schimmern so erfrischend grün, die Rohrwaldung, welche die nächste schlammige Wasser­lache umgibt, säuselt so anmuthig, daß Dir die Zeit nicht lang wird. Dort blinkt es roth und grün auf gelblichem Moosgrunde: es sind säuerlich-süße Moosbeeren, hier wieder wird die Einförmig­keit durch kurzes Erlengestrüpp unterbrochen; dort streckt sich ein Abzugsgraben schnurgerade vor Dir hin gleich einem straff gespannten Silberfaden, dort windet sich der Schlange gleich ein schmaler Bach bogig durch röhrichtes Grün zum sanft­abfallenden Flußuser, hier erblickst Du eine Torfgräberei, dort den glitzernden Spiegel eines seicht unter Wasser stehenden

Wiesenterrains! Und welch bewegtes Thierleben umgibt Dich! Hier hüpft der braune Thaufrosch in tausend Exemplaren vor Deinen Füßen herum, dort birgt sich mit gewaltigemPlumps" der grüne Wasserfrosch unter dem Spiegel des Grabens, funkelnde Libellen umschweben Dich allenthalben und Milliarden schwär­mender Mücken wagen Dir nicht einmal zu nahen, weil die dampfende Kurzpseife sie verscheucht.

Ich will nun durchaus nicht sagen, daß jedem Sumpfe alle genannten Merkmale zukommen; bald fehlt der Torf, bald die Abzugsgräben, bald das Gebüsch, aber eins fehlt in einem größeren Sumpfe gewiß nicht: nämlich eine rege, lebendige, in änlei jnbilo lebende, singende, schwirrende, meckernde, ja sogar brüllende Vogelwelt.

Um diese letztere etwas ins Auge zu fassen, wollen wir jetzt einmal gemeinschaftlich einen kleinen Sumpsspaziergang an- treten. Darum frisch die Wasserstiefel angezogen und muthig