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rescirender Substanzen, welche, nachdem sie dem Lichte des im luftleeren Raume übergehenden elektrischen Jnduktionsfunken ausgesetzt worden, zu leuchten anfangen. Dem fluorescirenden Lichte wohnt eben so wenig Wärme inne wie dem phosphor- artigen Scheine modernden Holzes; es äußert keinerlei Wirkung auf das Radiometer, das jedoch sofort in Drehung gerätst, sobald dem Glasballon die warme Hand oder ein schwach erwärmtes Metallstückchen genähert wird, welchen sogenannte dunkle Wärmestrahlen entströmen.
Obgleich die hier angeführten Experimente deutlich erweisen, daß die Wärme eine Ursache der radiometrischen Be- wegungserscheinnng ist, so haben jedoch tüchtige Gelehrte, gestützt auf andere Versuche, Theorien aufgestellt, welche die er
wähnten Erscheinungen auf andere Weise deuten. Ohne näher auf dieselben einzugehen, wollen wir hier nur ihr berechtigtes Vorhandensein konstatiren, um uns nicht der Einseitigkeit oder der Parteinahme in wissenschaftlichen Dingen schuldig zu machen. In der gelehrten Welt hat die unscheinbare Lichtmühle ein allseitiges Interesse gefunden und bereits mancherlei Staub anfgewirbelt, und wenn sie auch kein Perpetuum mobile ist, so gibt sie doch reiche Veranlassung zum Forschen und Denken, und die Wahrheit, welche im Kämpfen und Ringen nach Er- kenntniß gefunden wird, dürfte schätzenswertster sein, als das Perpetuum mobile, das zu ersinnen so viele sich vergeblich mühten, weil das Unmögliche nie zur Möglichkeit werden kann.
St—de.
Wor dem Sturm.
Historischer Roman von Theodor Fontane.
Nachdruck verboten. Ges. v. 11./VI. 70.
(Fortsetzung.)
XUVIII. Ein Aide-de-Camp.
Der alte Kossäthe Maltusch, nicht viel jünger als unser Freund Jeserich Kubalke, wohnte dreiviertel Stunden vom Dorf hart an der Hohen-Ziesarschen Grenze, und war eigentlich schon auf einer Art Landzunge in die Drosselsteinsche Feldmark hineingebaut. Das führte denn, nachdem auf dem Gebiete Maltusch- Seidentopf-Kubalke mehrere Minuten lang geplänkelt worden war, alsbald ins Gräfliche hinüber und vom Gräflichen auf den Grafen selbst. Alle waren einig in seinem Lobe; Renate sprach mit besonderer Wärme, und selbst die Schorlemmer pries seinen „vor ihm selbst verborgenen" christlichen Sinn.
„Hätte er einen andern Verkehr gehabt und statt in Zeiten des Abfalls in Zeiten der Erweckung gelebt, er wäre ein Mann geworden wie „unser Gras".
„Danken wir Gott," sagte Bamme, „daß er geblieben ist, wie Natur und Verhältnisse ihn schufen. Ich habe nichts gegen den lau- sitzischen Grasen, den Sie, meine Verehrteste, als „Ihren Grafen" zu bezeichnen lieben; aber ich erschrecke, wenn ich mir unseren Drosselstein, der, seine Tugenden in Ehren, ohnehin schon nicht zu den Alleroriginellsten gehört, als Zinzendorf II vorstelle. Es thut jeder gut, sich ans seine eigenen zwei Beine zu stellen, diese Beine mögen sein wie sie wollen. Wir haben die unserigen, Zinzendorf hatte die seinigen. Wenn ich sage die „unserigen", so muß ich um Entschuldigung bitten, weil ich mir wohl bewußt bin, daß meine berechtigten Eitelkeiten nicht gerade nach dieser Seite hin liegen. Im übrigen bleibt es dabei: „das Traurigste sind die Doubletten". Woran ist Prinz Heinrich gescheitert? Die Gräfin drüben ist todt, und so läßt sich ohne Furcht vor einzubüßender Freundschaft allenfalls eine Antwort auf diese Frage geben. Er ist gescheitert einfach an der That- sache, daß er doch schließlich nicht anderes als „beinahe sein Bruder" war. Da lobe ich mir den alten Ferdinand, den Sie neulich, Vitzewitz, in seinem Johanniter-Palais besucht haben. Der war nie etwas, Gott weiß es, aber or war doch wenigstens er selbst. Nein, meine Wertheste, lassen wir unseren Hohen-Ziesarschen Grafen wie er ist. Das wird das beste sein für ihn und für uns. Er hat eben nur einen Fehler!"
„Und der wäre?" fragte Berndt.
„Er wird das Pregelwasser nicht los oder was dasselbe sagen will, er steckt zu tief in seinen ostpreußischen Vorurtheilen. Achten Sie darauf, wenn er über politische Dinge spricht, gerade jetzt wieder, wo sie nach seiner ehrlichsten Ueberzeugung dort oben tu oxtirau torrau die Weltgeschichte machen und Freiheit und Ordnung in Balance bringen. Ich kenne ihn. In Ostpreußen ist die Mannhaftigkeit und in Königsberg ist die Weisheit zu Hause. Daran ist nicht zu rütteln, das ist Paragraph eins. Alles was sich in den anderen Provinzen findet, wird an dieser Elle gemessen. Auch wir Märker passiren nur gerade noch so hin. Er läßt uns gelten, aber blos als Rohmaterial. Wir werden abgerichtet für den Dienst, für Armee und Verwaltung, aber aus uns selber sind wir nichts und bedeuten nichts. Wir sind unfrei, Werkzeuge, Hofsklaven, Hohen- zollernsche Leibtrabanten."
Berndt lächelte.
„Ja, General," sagte er, während er mit den Fingern der linken Hand leise aus dem Tischtuch trommelte, „bei Lichte besehen, ist es nicht so?"
„Nein, Vitzewitz, nein. Natürlich es gibt Ausnahmen, ein paar oder meinetwegen auch viele. Aber das reizt mich eben, daß man über die Pehlemanns, die Medewitz' und Nutzes, die nichts haben als Spieluhren, Gicht und Dummheit, daß man über diese die Vitzewitze und die Bammes vergißt. Hofadel! Bah! Der Jagdjunker von Otterstädt, der den abgeleierten Spruch von: „Jochimken, Jochimken, höde di" an seines gnädigen Herrn Kammerthür schrieb, war auch bei Hofe. Leibtrabauten! Unsinn! Frondeurs sind wir, alle oder doch die besten von uns, und ab- und einsetzen, das wäre so unsere Lust, wenigstens die meine. Wann waren die Bammes bei Hofe? Nie. Und die Vitzewitze nicht oft. Wir haben anno 95 nicht gefragt, und jetzt fragen wir wieder nicht. Man geht zusammen, so lange es paßt. Uarum manuui iuvut. Wenn mir wohl wird, wird mir immer lateinisch. Legitimität, Loyalität! Bah! Alles ist Akkord und Pakt und gegenseitiger Vortheil."
„Und Eid," sagte die Schorlemmer.
Bamme zuckte die Achseln.
„Meine Gute," fuhr er geringschätzig fort (denn er wußte, daß ihn die Schorlemmer nicht leiden konnte), „wenn es mit den Eiden ginge, so würden die Zinzendvrfe die Welt regieren. Ich bezweifle, daß wir dabei gewönnen. Denken Sie sich eine tugendhafte Weltgeschichte. Wenigstens ich für mein Theil möchte sie nicht lesen. Es ist mit den Eiden wie mit den Gesetzen, sie sind nur dazu da, um gebrochen zu werden. Wenigstens die politischen; die Liebeseide nehme ich natürlich aus."
Und dabei wandte er sich zu der neben ihm sitzenden Renate und küßte ihr die Hand.
„Ich weiß, daß Sie scherzen," sagte diese.
„Ach, meine Gnädigste," fuhr Bamme fort, der auf seine Art eine Schwärmerei für Renaten hatte, „ich scherze nicht, ich verfalle nur in meinen alten Fehler, mir die Ohren nicht genau zu berechnen, vor denen ich spreche. Das alles waren Sätze für die Gräfin-Tante, nicht für die schöne Nichte. Ich war in diesem Augenblicke in Gnse, nicht in Hohen-Vietz. Pardon!"
Schon während diese letzten Worte gesprochen wurden, war von der Dorfgasse her ein rasch sich steigerndes Schellengeläute hörbar geworden und im nächsten Augenblick hielt ein Schlitten vor den Flachstufen des Hauses.
„Nach der Regel müßte das Drosselstein sein," sagte Bamme und erhob sich halb von seinem Stuhl, um schärfer nach dem Vorplatz hinaussehen zu können. Es war aber nicht Drossel- stein, vielmehr traten, zu nicht geringem Staunen Lewins, Hirschfeld, Grell und Tubal ein und wickelten sich, während letzterer nach Vorstellung seiner beiden Reisegefährten zu Entschuldigungen über ihr allseitig unangemeldetes Erscheinen schritt, aus ihren Shawls und Mänteln heraus.
Berndt, gastlich und zerstreuungsbedürftig, gab seiner Freude