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LhaLen der deutschen Gesellschaft zur Kettung Schiffbrüchiger.
Bereits vor dreizehn Jahren, in seinem ersten Jahrgange, verwandte das Daheim sich auf das lebhafteste für das deutsche Reltnugs- wesen zur See und brachte damals mehrere Anssätze über dasselbe aus der Feder des jetzigen Admirals Reinhold Werner. Ein Aufruf, den wir damals um Beiträge für das schöne Werk erließen, hatte überraschenden Erfolg, eine bedeutende Summe kam zusammen, und zu Leba an der pommerschen Küste wurde ans dem Ertrage ein Rettungsboot erbaut, welches den Namen „Daheim" trägt und das bereits manchem wackeren Seemanne das Leben gerettet hat.
Damals war die große deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger erst in der Bildung begriffen. Ihre eigentliche gemeinsame Thätigkeit begann 1865. Seitdem hat sie nun ihren zwölften Jahresbericht für 1877/78 herausgegeben, aus dem ersichtlich wird, wie ans kleinen Anfängen ein großer stattlicher Baum erwuchs. Besonders wichtig ist dieses Jahr aber noch dadurch geworden, daß innerhalb desselben die seit Begründung der Gesellschaft durch diese Geretteten die Zahl I66V überschritt. Mit gerechter Freude darf daher der Verein auf diesen Erfolg Hinweisen, welcher durch die aufopfernde Thätigkeit einer energischen Rettungsmannschaft bewirkt, und durch die freiwillige Beihilfe der ganzen Nation ermöglicht wurde. Aus der erhebenden Thatsache, daß mehr als 1000 Menschen während des dreizehnjährigen Bestehens der Gesellschaft durch die Bemühungen derselben vor dem Tode in den Wellen bewahrt sind, werden gewiß alle Freunde des Unternehmens die Ueberzeugung gewinnen, daß der Verein der Sympathien des deutschen Volkes würdig ist. Besonders werthvoll ist der letzte Jahresbericht auch noch dadurch, daß demselben eine Karte beigefügt ist, auf welcher die Rettungsstationen und die verschiedene Art ihrer Einrichtungen, sowie die Anzahl der bewirkten Rettungen verzeichnet ist. Die Gesellschaft, die 1865 mit 3874 Personen und 14,179 Mark Jahresbeiträgen ins Leben trat, zählt jetzt 83,399 Mitglieder, die 112,680 Mark jährlich zahlen. Sie hat 21 Vereine an der Küste und 26 im Binnenlande, dazu 113 Vertreterschaften. Der Hauptsitz ist in Bremen (Consul H. H- Meier, Vorsitzender). Im ganzen sind jetzt 72 Rettungsstationen errichtet, von denen 30 ans die Nordsee und 42 auf die Ostsee entfallen.
Ein Blick ans die Karte läßt sofort erkennen, ob die Stationen mit Booten, Raketen oder Mörsern zur Rettung versehen sind, oder ob mehrere dieser Rettungsmittel gleichzeitig zur Verfügung stehen. Zur allgemeinen Erläuterung bemerken wir noch das Nachstehende.
Die Rettungsstationen sind Wachthäuser auf freien Küstenpunkten, bei stürmischem Wetter besetzt mit einem Kommandeur und zehn bis fünfzehn Mann. Die Ausrüstung besteht aus einem Rettungsboot, einem Karren nebst Bespannung zum Transport desselben, einem Mörser zum Werfen sieben- bis zehnstündiger Boniben oder Raketenapparaten, endlich einem Kastenwagen zum Transport verschiedener Leinen, Taue, Leuchtraketen, Laternen und anderer kleiner Erfordernisse. Doch sind nicht alle Stationen so vollständig ausgerüstet; manche haben nur Boote, nur Raketengeschosse oder nur Wurfmörser.
Das Rettungszeug der deutschen Gesellschaft ließ sich am vollständigsten auf der Wiener Weltausstellung übersehen, wo das ganze Inventar derselben in Proben vorgeführt war. Man sah da ein Boot, einen Raketenapparat, Modelle von geladenen Rettungs- und Ankerraketen ans dem königlich preußischen Fenerwerkslaboratorium in Spandau, die in ihrer Leistungsfähigkeit bis jetzt unübertroffen sind, ein Rettungsgeschütz vom Büchsenfabrikanten Cordes in Bremen. Das Boot war nach dem Peakeschen System gebaut, d. h. es entleerte sich, wenn es voll Wasser geschlagen war, selbst, was durch einen doppelten Boden, in welchem Entleerungsröhren angebracht sind, und durch große kupferne mit Kork bedeckte Luftkasten an beiden Enden des Bootes bewirkt wird; ein eiserner Kiel von 300 Kilogramm Gewicht verhindert das Umschlagen, außerdem befinden sich nach innen an den Seiten des Bootes Luftkästen. Es ist gegen 9 Meter lang, 2^ Meter breit und 80 Centi- meter tief. Die sechs Entleerungsröhren können, falls das Boot voll Wasser geschlagen ist, in 40 Sekunden die Wassermasse absühreu. Das zum Bau verwandte Material ist Eschen-, Eichen- und Teakholz und der zum Boote gehörige Transportwagen ermöglicht eine rasche und leichte Beförderung in die See.
Zur Beförderung der Raketenapparate dienen theils Wagen, theils Tragbahren. Um den Verunglückten eine Leine zuzuschleudern, bedient man sich bei Entfernungen unter 300 Schritt einer Rakete von 5 Centi- meter, bei größeren bis 500 Schritt einer solchen von 8 Centimeter Durchmesser. Um das Durchbrenuen der Leine durch die entzündete Rakete zu verhindern, ist an der letzteren eine beinahe 4 Meter lange Kette befestigt und an dieser erst die 26 Millimeter dicke Rettungsleine. Während die Rakete den Schiffbrüchigen eine Leine zuführt, dient die Ankerrakete dazu, dem Rettungsboote das Abkommen vom Strande und das Passiren der Brandung zu erleichtern. Statt der spitzkugel- sörmigen Vorderbeschwerung trägt sie einen vierarmigen Anker. Sie wird vom Lande aus über die Brandung in die See hinausgeschossen; sobald der Anker gefaßt hat, ziehen einige von der Mannschaft das Boot an der Leine zu ihm hin, während die andern rudern.
Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger sucht jetzt die Form der neugebauten Boote den Wünschen und Gewohnheiten der Küstenbewohner anzupassen, was die Benutzung der Fahrzeuge sehr erleichtert. Die Stationen sind alle mit Vorschriften, Rathschlägen und Abbildungen versorgt, die auf die Wiederbelebung Ertrunkener Bezug haben. Geldprämien, Medaillen und Ehrendiplome dienen als Sporn und Belohnung für die beim Rettungswerk Betheiligten.