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Tucheband stehn, übergegangen, wenn er nicht an meiner wissenschaftlichen Ereiferung seine beständige Freude hätte. Tucheband, einer unsrer Besten und ein Mann, der nicht leicht vorbei schießt, hat auch in dieser Frage gleich das Nichtige getroffen. Er hat nämlich den Ort in Erwägung gezogen, von wo diese Wetterfahne stammt. Sie stammt aus dem wenigstens damals noch der alten Familie von Mörner zugehörigen Dorfe Zellin in der Neumark. Das Regiment aber, das sich bei Fehrbellin vor allen andern auszeichnete, war das Dragoner-Regiment Mörner. Es ist also kein Derfflingerscher, sondern ein Mörnerscher Dragoner, der, in fliegender Eile, die Nachricht von dem erfochtenen Siege nach Zellin bringt."
„Bravo," sagte Melusine. „Wenn ich je eine richtige Schlußfolgerung gehört habe (die ineisten sind Blender), so haben wir sie hier. Herr von Stechlin, ich kann Ihnen nicht helfen, Sie sind besiegt."
Dubslav war einverstanden und küßte Melusine die Hand, ohne sich um die mißbilligenden Blicke seiner Schwester Zn kümmern, die jetzt ihrerseits aus endliche Vorführung der „beiden Mühlen" drang, ihrer zwei Lieblingsstücke. Diese beiden Mühlen, so versicherte sie, seien das einzige, was hier überhaupt einen Anspruch auf „Museum" erheben dürfe. Beinah' war es wirklich so, wie selbst Krippenstapel zugab, trotzdem sich, bis wenigstens ganz vor kurzem, nichts von historischer Kontroverse (die doch schließlich immer die Hauptsache bleibt) daran geknüpft hatte. Neuerdings freilich hatte sich das geändert. Zwei Berliner Herren vom Gewerbemuseum waren über die Mühlen in Streit geraten, speziell über ihren Ursprungsort. Zwar hatte man sich vorläufig dahin geeinigt, daß die Wassermühle holländisch, die Windmühle dagegen (eine richtige alte Bockmühle) eine Nürnberger Arbeit sei; Krippenstapel aber hatte bei diesem Friedensschlüsse nur gelächelt. Er war viel zu sehr ernster Wissenschaftsmensch, als daß er nicht hätte herausfühlen sollen, wie diese sogenannte „Beilegung" nichts als eine Verkleisterung war. Der Ausbruch neuer Streitigkeiten stand nahe bevor.
Die waren aber zunächst ausgeschlossen, da beide Schwestern, wie Kinder vor einem Lieblingsspielzeug, in einem ganz ausbündigen Vergnügen aufgingen. Die Windmühle klapperte, daß es eine Lust war, und das Rad der Wassermühle, wenn es gerad' in der Sonne blitzte, gab einen solchen Silberschein, daß es aussah, als fiele das blinkende Wasser wirklich über die Schaufelbretter. All das wurde gesehn und bewundert, und was nicht gesehn wurde, nahm man aus Treu' und Glauben mit in den Kauf. Von den Spinnen kam keine zum Vorschein; nur hier und da hingen lange graue Gewebe, was jedoch nur feierlich aussah, und als Mittag heran war, verließ man das „Museum", um sich erst eine Stunde zu ruhn und dann bei Tische wiederzusehn. Die Gräfin aber, ehe sie den großen, wüsten Raum verließ, trat noch einmal an Krippenstapel heran, um ihn, unter gewinnendstem Lächeln, zu bitten, ihr, sobald ein ernster Streit über die beiden Mühlen
entbrennen sollte, die betreffenden Schriftstücke nicht vorzuenthalten.
Krippenstapel versprach alles. (Fortsetzung folgt.)
^Äoöerne ^vriR.
Frühlings Einzug.
PDer Frühling steht am Himmelsthor Und lüftet das Gehänge;
Da weht ein frischer U?ind hervor Und weitet ihm die Gänge.
Und leise, lächelnd kommt ins Land Der Frühling nun geschritten;
Es grünt um seines Kleides Rand Und unter seinen Tritten.
Umflossen ist sein goldnes Haar Don Sonnenscheingeweben;
Er kommt mit einer Vogelschar Und bringt ein neues Leben.
Nun steigt er schon den Berg hinan,
Begleitet von der Sonne;
Er rührt die kahlen Zweige an,
Da schwellen sie vor Wonne.
Er öffnet leis die Lippen nur Und atmet tief ein Weilchen;
Da grünt und blüht es aus der Flur,
Da duftet es von Veilchen.
Er streckt entgegen nur die Pfand:
Ich solle mit ihm gehen . ..
So kommt der Frühling in das Land!
So Hab' ich ihn gesehen!
Elisabeth Mch'erschmidt.
Die Genesene.
Frühling naht, die linden Lüste wehen, Befreiungsodem sprengt des Winters Nacht, — G, könnt' ich jetzt der Vögel Lied verstehen,
Was sagen sie mir nur bei Tag, bei Nacht?
Es schmolz der Schnee, es spiegelt in den Seen Sich wieder voll und blau des Himmels Pracht,
G, könnt' ich jetzt der Wellen Lied verstehen,
Was singen sie mir nur bei Tag, bei Nacht?
Und lauscht' ich ihnen wirklich denn vergebens?
Nein, nein! Was um mich jubelt, jauchzt und lacht, Ls ruft: „Du lebst, so freue dich des Lebens!"
Und froh denn sei mein Herz, bei Tag, bei Nacht!
- Robert Waldmüller.
Margit.
^^n deinen schönsten Mädchentagen, sA Als du zum erstenmal geliebt,
Hat man dich jäh hinausgetragen,
Von wo es keine Rückkehr giebt.
Drum wenn die Nachtigallen schlagen Bei Mondenschein und Fliederdust,
Ringt sich ein sehnsuchtsvolles Klagen Empor aus deiner frischen Gruft.
Litt Gruska.
Atelier Land und Wecr.