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Hin königliches Zuöelpaar.
Führer und Vorbild gewesen, vornehmlich in treuem Festhalten am Reich und an seinem Kaiser, und unter diesem Wettiner hat das Sachsenland bei jeglicher Friedensarbeit sich einen Platz im ersten Treffen zu erobern gewußt, und viele seiner Einrichtungen sind für ganz Demschland mustergültig und vorbildlich geworden.
Des Sachsenkönigs vornehmster Mitarbeiter auf militärischem Gebiete sowohl als auch sein Vertreter und Helfer bei den vielseitigen Regierungsgeschäfte» ist sein Bruder, Prinz Georg, seit dem Regierungsantritt des Königs Albert kommandierender General des Königlich Sächsischen (XII.) Armeecorps, das er bereits im deutsch-französischen Feldzuge vom 10. August 1870 bis zur Beendigung des Krieges in meisterlicher Weise führte, und seit dem Regierungsantritt des heutigen Deutschen Kaisers Generalfeldmarschall und Generalinspekteur der 2. Deutschen Armee-Inspektion — Bereich des 5., 6. und 12. Armeecorps. Neben dem Prinzen Georg aber bekundet auch die hochsinnige, mildthätige und umsichtige Lebensgefährtin des sächsischen Königs, die Königin Karola, das lebhafteste Interesse für die vielseitigen Geschäfte und Regentenpflichten ihres Gemahls, mit dem die hohe Iran nun schon fünfundvierzig Jahre ehelich verbunden und dessen Volk sie eine treusorgende, gütige und teilnehmende Landesmutter geworden ist.
Gleich ihrem erlauchten, durch sein schlichtes Wesen, seinen ritterlichen und gütigen Sinn, seine Thatkraft ausgezeichneten Gemahl genießt sie die Verehrung aller derjenigen, denen es vergönnt gewesen ist, der hohen Frau nahe zu kommen und ihr gütiges Herz, ihre treue, unablässige Fürsorge für Arme, Kranke und Notleidende kennen zu lernen. Der von ihr als Kronprinzessin nach dem böhmischen Feldzuge ins Leben gerufene „Albert- Verein" zur Ausbildung von Frauen in der Krankenpflege wirkt noch heute in großem Segen und hat auch ein eignes, nach der hohen Stifterin „Karola-Hans" genanntes Krankenhaus in Dresden erbaut; die Albertinerinnen haben sich überall als pflichttreue und gewissenhafte Pflegerinnen bewiesen und im deutsch-französischen Kriege die Feuerprobe glänzend bestanden, sowohl auf dem Schlachtfelds wie in den Lazaretten.
Königin Karola ist als die einzige Tochter des Prinzen Gustav von Wasa aus dessen Ehe mit der Prinzessin Luise von Badei: am 5. August 1833 zu Schöubruun bei Wien geboren. Ihre erste Jugend verlebte sie zu Mannhein: im Hause ihrer Großmutter, der verwitweten Großherzogin Stephanie von Baden, die den maßgebendsten Einfluß auf Herzens- und Geistesbildung ihrer Enkelin ausübte, sowie auf Schloß Morawetz im Jglauer Kreis, das ihrer Mutter gehörte. Der ganze Zauber des Landlebens wirkte auf Herz und Gemüt des Kindes, und andrerseits erhielt Prinzeß Karola durch das Vorbild ihrer Mutter schon frühzeitig Gelegenheit zu Wohlthun und Werken der Nächstenliebe. So war es ihre größte Freude, die Jugend von Morawetz zu bewirten und zu beschenken und in einer kleinen, an ihre Wohnung sich anschließenden Küche Armen und Kranken selbst die Mahlzeiten zu bereiten.
Ihren Gemahl lernte die Prinzessin am Kaiserhofe in Wien kennen, die Vermählung erfolgte am 15. Juni 1853 in der katholischen Hofkirche zu Dresden. Das hohe Paar lebt in glücklichster Ehe und hat in seinem Lieblingssitze zu Strehlen sich ein trautes Heim geschaffen; Kindersegen blieb ihm versagt, aber gerade dieser Umstand lenkte die ganze Thätigkeit der Fürstin auf jene Gebiete der Frauen- thätigkeit hin, welche reiche Gelegenheit boten, ihren Namen mit der Aureole werkthätiger Nächstenliebe und dem Ruhmeskranz einer echten, treusorgenden Landesmutter zu schmücken. Allerwärts, wohin Sachsens Königin kommt, verbreitet sie Segen rund um sich her und gewinnt sich die Herzen dadurch, daß sie an allem und jedem herzlichen Anteil nimmt,
für jede Familie nicht nur freundliche Trostesworte, sondern auch Hilfe in der Not hat. Erscheint die Königin Karola einmal ii: ihrem Jugendheim Morawetz, wo sie aus ihren Privatmitteln ein Siechenhaus hat errichten lassen, so ist dies ein großer Festtag für den ganzen Ort. Weilt sie mit ihrem Gemahl, wie dies alljährlich mehrfach, stets aber zur Feier ihres Geburtstages, geschieht, in dem von ihr eingerichteten idyllischen Jagdschlößchen Rehefeld an der böhmischen Grenze, so sind dies glückliche Tage, nicht nur für das hohe Paar und seine nächsten Verwandten, sondern auch für die dortigen Waldbewohner; denn die Fürstin tritt oft in die Hütten der Armut ein, bei den Kranke:: und Elenden, die ihr Erscheinen begrüßen wie das einer gütigen Fee. Dasselbe ist der Fall, wenn sie in Dresden in den Wohlthätigkeitsanstalten, Heinistätten und Pflegerinnenschulen erscheint, um Trost und Hilfe zu bringen oder Belohnung und Ermunterung zu spenden. Als das sächsische Königspaar seine ersten Besuche in den: vom letzten Herzog von Braunschweig dem König Albert 1884 vererbten Lustschlosse Sibyllenort abstattete, war einer der ersten Gänge der Königin dahin, wo Arme, Kranke und Notleidende wohnten. So erscheint die Königin Karola als das Muster einer edeln deutschen Frau, als ein Vorbild weiblicher Anmut und Milde. Fest und treu hängt das Sachsenvolk an dieser Königin, und als 1878 die Silberhochzeit des erlauchten Paares gefeiert wurde, da regte es sich im ganzen Lande, uni durch die That zu zeigen, wie ihr Walten und Wirken die Herzen aller gewonnen. In gleicher Weise zeigte man der hohen Frau durch einen festlichen Empfang die allgemeine Freude und Verehrung, als sie nach schwerer Krankheit aus Italien nach Dresden zurückkehrte.
Das Schicksal hat König Albert und Königin Karola an die Spitze des deutschen Volksstammes der Sachsen gestellt, dem sie Führer und Vorbild gewesen sind in allen Tugenden, seit sie, der König die Männer-, die Königin die Frauenwelt, zu vorbildlichen Leistungen auf allen Gebieten neuzeitlicher nationaler Arbeit angefeuert und erzogen haben. Den Dank dafür wird ihnen ihr Volk und Land erneut darbringen bei ihrer fünfnndzwanzigjährigen Regierungsjubelfeier, die Geschichte aber hat bereits ihre Namen eingezeichnet als dasjenige Regentenpaar, unter dem Sachsen in einer vordem noch nicht dagewesenen Weife emporgeblüht ist zu Wohlstand, Ansehen und Bedeutung im Deutschen Reiche. Max Dittrich.
Msenachs Richard Vagner-Aluseuw.
Von
Walter Uaetoiv.
Mit 4 Abbildungen.
D^art am Fuße der Wartburg hat sich vor mehr als dreißig Jahren Fritz Reuter ein Hein: gegründet. Nach den Stürmen des Lebens wollte er hier Ruhe und Frieden finden. Und wer jetzt aus den Gassen der alten Stadt Eisenach hinauswandert und dann — wie mit einem Schlage — am Ende der Wartburgchaussee in ein herrliches deutsches Waldmärchenreich sich versetzt sieht, der wird gern an Fritz Reuters Villa Halt machen. Der Blick schweift hier ringsum, und wo er gefesselt bleibt, trifft er auf Wälder und Höhen; hierauf wendet er sich zu dem beherrschenden Mittelpunkt des Eisenacher Landschaftsbildes, der schönsten deutschen Burg, der trotzigen und doch so holden Wartburg; an den Villen und kleinen Häuschen im Thal bleibt er haften; zur Natur und zur Erinnerung au köstlichste Kunst wird er geführt. Hier rasten, heißt ein Stück ewigen Lebens genießen.
Fritz Reuter hat sich nicht allzulange der Gunst eines herrlichen Winkelcheus Erde erfreuen dürfen; 1863 zog