Heft 
(1897) 10
Seite
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Das Richard Wagner-Museum i,Fritz Reuter-Villa). Im Hintergründe die Wartburg.

er nach Eisenach, am 1. April 1868 konnte er seine i eigne Villa dort, hart am Fuße der Wartburg, zur Heimstätte seines Lebensabends weihen, und schon 1874 schied er aus dein Leben. Dann hat seine Frau Luise des Erbes treulich gewaltet, und oft genug wurde die Frage aufgeworfen, was nach ihrem Tode aus dieser in ihrer äußerlichen Architektonik sehr gefälligen, ihrer inneren Einrichtung nach nicht ganz einwandsfreien, aber durch ihren ersteil Besitzer jeden: Deutschen wert gewordenen Wartburgvilla werden würde. Reuters Witwe fand aus diese Frage eine Antwort, die allseitig freudig begrüßt ward: sie setzte die Deutsche Schillerstistung zur Erbin des Hauses, des Inventars und des ganzen Grund­stücks ein. Diese hochherzige letztwillige Verfügung mag sie wohl in dem Gedanken getroffen haben, daß das Gut ihres Heimgegangenen Gatten, der so viele böse Stunden hatte über sich ergehen lassen müssen, nirgends besser aus- ^ gehoben sein könne als bei einer Stiftung, die nur den eineil Zweck kennt, Elend und Not zu lindern und Schrift­steller ihrer Sorgen zu entheben; und so lag für die Erbin der Gedanke nahe, in diesem Sinne das Reuter-Haus in ein Schriftstellerasyl umzuwandeln. Dazu sollte es aber nicht kommen. In Eisenach war der Plan aufgetaucht, ein Richard Wagner-Museum Zu errichten, und für dieses benötigte die Stadt eines geeigneten Heims. In der Reuter-Villa glaubte man es gesunden zu haben; es wurden Verhandlungen mit der Schillerstiftung wegen Erwerbs der Villa angeknüpft, und das Ergebnis war, daß die Villa zum Kalispreise von 32 000 Mark in den Besitz der

Stadt überging. All das vollzog sich schnell. Am 9. Juni 1894 verschied Frau Luise Reuter; im Herbst desselben Jahres schon wurden die Verhandlungen mit Nachdruck betrieben und dann zu einem verhältnismäßig raschen Ende geführt; die Einrichtung des Richard Wagner-Museums in den Räumen der Reuter-Villa, soweit diese nicht dem An­denken des Dichters selbst gehören, wurde von 1895 an betrieben, und im Sommer 1897 ist das Museum der Oeffentlichkeit übergeben worden.

Ein eigentlich Neues hat Eisenach, respektive das Komitee der Stadt, mit dem Museum nicht geschaffen; es ist zu­nächst nur eiil Vorhandenes erhalten und verwertet worden. In Wien hatte Herr Nikolaus Oesterlein eine Privatsamm­lung gegründet, in der er, soviel er irgend konnte, alles zusammenbrachte, was in Beziehung zu Richard Wagner zu setzen war. Er speicherte Photographien, Theaterzettel, Billeteoupons, Porträts von Wagner, dessen Freunden, den Künstlern, die seine Gestalten verkörperten, in Hunderten und Tausenden von Exemplareil aus und schuf sich so eine Sammlung von Wagner-Kuriositäten, die des Interessanten ! eine Fülle bot, wenn sie auch zunächst wohl für ihren Besitzer selbst am meisten zu sageil hatte. Da Oesterlein nicht bei einer Nummertausend" oder irgend an einer andern Grenze Halt machte, wuchs diese Sammlung im Laufe der Jahre ganz außerordentlich an, so daß er sich außer stände fühlte, selbst das begonnene Werk fortzusetzen. Ans einer Sammlung war ein Museum geworden, das zur Er­haltung und Nutzbarmachung vor allem eines eignen Heinis bedurfte. Er entschloß sich, seineil mühsam zusammen-